dinsdag 14 januari 2025

Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt Schmauss


 Rabbiner Dr. Salomon BREUER

                  (1850-1926)

 

שמות

 

Belehrung und Mahnung  zur Wochenabschnitt Schmauss (Auszug)

 

…Uns brüderlich zu einen, ist somit das hehre Ziel unseres Golus. Nicht jedoch ist es mit der äußerlichen Sammlung getan, auch nicht mit dem ihr allein dienenden Geist der Liebe und der Brüderlichkeit. In brüderlicher Eintracht müssen wir uns um unseren göttlichen Hirten sammeln, um uns seiner alleinigen Führung in rückhaltlosem Vertrauen hinzugeben.

הקבצו ושמעו ruft die mahnende Stimme unseres sterbenden Ahns – ein heiliges Vermächtnis, von dessen Verwirklichung allein unsere Zukunft bedingt ist. Kein הקבתו ohne ושמעו! Erst durch שמעו, durch das uns allen gemeinsame geistige Lebensgut, dessen Aufnahme unser ganzes Sehnen zu gelten hat, erhält das הקבצו seinen wahren Sinn und die Gewähr seiner Dauer: ואנחנו עם מרעיתו וצאן ידו היום אם בקולו תשמעו wenn wir um unseren göttlichen Hirten uns einen, in ungeteiltem Vertrauen seiner Führung uns hingeben, kann mit jedem Tag die Stunde unserer Erlösung schlagen: „Heute noch, wenn wir Gottes Stimme gehorchen!“

 והאמת והשלום אהבו Ohne אמת gibt es keinenשלום , keinen wahrhaften שלום! Der אמת, die unteilbare, alle Erscheinungen des göttlichen Lebens beherrschende Wahrheit der תורה, hat uns höchstes, heiligstes Gut zu sein: אמת קנה ואל תמכור spricht der weise König (Mischle 23): den אמת kaufe,– aber verkaufe ihn nicht! Kaufen sollen und müssen wir den אמת, selbst wenn wir um seinen Preis den teuren שלום hingeben müssen, denn der אמת kann nie zu teuer erkauft werden! Verkaufen aber dürfen wir ihn nie, nie und nimmer, selbst wenn wir uns dafür den vermeintlichen Frieden erwerben könnten! –    

Je mehr wir aber den אמת in unserer Mitte pflegen wollen, ist er ja das granitene Fundament, auf dem unsere קהלה sich erhebt, dessen Wahrung und rücksichtslose Vertretung allein ihre Berechtigung ausmacht und ihre Zukunft verbürgt, desto aufrichtiger lasst uns den Geist der Zwietracht und des Hasses, der קנאה und שנאה aus unserer Mitte bannen –

Blühende Gemeinden sind an diesem Geist der קנאה und שנאה schon zugrunde gegangen. E kann daher nicht entschieden genug bekämpft und verurteilt werden. Ist denn unser Gemeindeleben so fest gefügt und so sicher gestellt, daß wir den Feind nicht zu fürchten haben, der solche Erscheinungen der Zersetzung mit Schadenfreude registrieren wird, weil er in ihnen die sicheren Anzeichen der drohenden Auflösung erblickt? Lasst uns bannen den Geist der Zwietracht und des Hasses aus unserer Mitte, vereint und geeint lasset uns der Verwirklichung unserer heiligen Lebensideale unsere Kraft weihen.

Jüdische Frauen, jüdische Mütter waren uns noch zu allen Zeiten Vorbilder dieses Geistes des wahren Friedens, Vorbilder der jüdischen Pflichttreue. Jüdische Frauen waren es, deren Namen unsere heutige Sidra verewigt, die mit מסירת הנפש ihrem Volke gedient, jüdische Frauen haben unsere Gëula einst angebahnt, jüdische Frauen, geweckt und genährt vom Geiste unserer Mutter Rahel, mögen beispielgebend ihren Kindern vorangehen, daß sie unserem armen, zerrissenen Volke den heißersehnten Weg zur Gëula weisen – ושבו בנים לגבולם.

 Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung Zweiter Teil EXODUS J. Kauffmann Verlag / Frankfurt a.M. 1931 S. 6-7

maandag 13 januari 2025

„Bibel und Talmudschatz“


Freundlicher Leser !

Bevor wir das erste Buch des göttlichen Schriftwortes aus der Hand legen, wollen wir noch einmal den heiligen Inhalt desselben überblicken.

Es beginnt, wie wir wissen, mit der Schöpfungsgeschichte, mit dem göttlichen Worte : Es werde !

Viele Geschlechter, erzählt es uns ferner, sind seit jenem Augenblicke entstanden und wieder von der Erde verschwunden. Das fromme Leben der Patriarchen, wie sie für die Verbreitung wahrer Gotteserkenntnis gewirkt und gestrebt, wird uns darin geschildert.

Es schließt mit dem Hinüberschlummern Josefs , der nach so vielen Wechselfällen von Leiden und von Freuden als Herrscher  Egyptens zu Grabe ging.

Möge du, junger Leser, aus diesem ewigen Wechsel die große Lehre mit ins Leben nehmen, dass alle irdische Größe eitel, hinfällig und vergänglich, keinen Selbstzweck hat, sondern nur Mittel zur Erfüllung eines höheren Zweckes ist, mögest du bei jedem Schritte, bei allen dein Unternehmungen die Worte des weisen Königs vor Augen halten und beherzigen :

„Fürchte Gott, halte seine Gebote, denn das ist des Menschen Ziel und wahre Bestimmung.“

„Bibel und Talmudschatz“ J.H. Kohn Hamburg 5691 – 1931 (13. Auflage ) S. 155-156

woensdag 8 januari 2025

Der Fasttag des Monats Téwess עֲשָרָה בְטֵבֵת

 


עֲשָרָה בְטֵבֵת

 

Der Fasttag des Monats Tebet

 

Am zehnten dieses Monats ist ein allgemeiner Fasttag zur Erinnerung daran, daß an diesem Tage die Belagerung Jerusalems durch Nebuchadnezar angefangen hat. Das Fasten an diesem Tage soll uns lehren, daß unsere Vorfahren durch ihre Sünden die höchsten Güter des Lebens verscherzten, und uns ermahnen, in aufrichtiger Rückkehr zu Gott uns Seiner Gnade wieder würdig zu zeigen. – Die wesentliche Bestimmung eines Fasttages besteht daher nicht bloß in der Enthaltung von Speise und Trank, sondern vor allem auch in der Besserung des ganzen Lebenswandels; wer daher durch Fasten allein, ohne sein Herz gebessert zu haben, alles getan zu haben glaubt der hat den wahren Zweck des Fasttages nicht verstanden!

„Bibel und Talmudschatz“ J.H. Kohn Hamburg 5691 – 1931 (13. Auflage) S. 122

dinsdag 7 januari 2025

Rabbiner Samson Raphael HIRSCH Aus seinem Kommentar zur Wochenabschnitt Wajechi (2)

 


Rabbiner Samson Raphael HIRSCH

                              (1808-1888)

 

ויחי פרשת

 

Aus seinem Kommentar zur Wochenabschnitt Wajechi (2)

 

Kap.49 V 1-2 Jaakob berief seine Söhne und sprach: Sammelt euch alle in einem! Ich möchte euch sagen, was euch in der Hinterlassenschaft der Tage treffen wird. 2. Haltet zusammen und höret, Söhne Jaakobs! Und höret auf euren Vater Jissroél!

 Kap. 49, V 1-2 …הקבצו ושמעו! Diese beiden Worte des sterbenden Vaters tragen die ganze jüdische Geschichte bis zum אחרית הימים. Materiell seid ihr בני יעקב, eine machtlose Minorität. Weil ihr aber eine so machtlose Minderheit seid, הקבצו, haltet zusammen, wachset ineinander, lasset euch nicht zerfallen, im קבוץ, in der Eintracht liegt eure Stärke;– und שמעו בני יעקב; nur durch eins kann die materiell schwächste Minderzahl der stärksten Majorität den Sieg abgewinnen, es ist der Geist, es ist שמעו, es ist die Hingebung an Geistiges darum: שמעו בני יעקב! Habet ein Ohr, habet Sinn fürs Geistige, „durstet“ nach Geistigem, wie das Wort in seiner Tiefe heißt (שמע ist das geistige צמא), schöpfet, drinket gerne Geist! Dies ist das Testament unseres Vaters Jakob. „Eintracht und Geist“, darin erkennt er Stärke und Leben seiner Kinder, und „wenn der Durst nach Geist in euch wach wird, so habet keinen anderen Durst als nach den Überlieferungen eures Vaters Israel ושמעו אל ישראל אביכם,! Der Trunk aus dem jüdischen Born des Geistes und einträchtiges Zusammenhalten, dahin lautet das älteste Vermächtnis unseres sterbenden Vaters und das ruft uns noch das späteste Prophetenwort zu: והאמת והשלום אהב (Secharja 8,19).

 V. 7 Fluch darum ihrem Zorne, denn er ist zu stark, und ihrer Ausschreitung, denn sie war zu hart. Verteilen will ich sie in Jaakob und zerteilen in Jissroél.

 V.7…Es ist von tiefster Wichtigkeit, daß hier sofort, bei der Grundlegung des jüdischen Volkes, jede, wäre es selbst im Gesamtinteresse, das Sittengesetze und das Recht vermehrende Ausschreitung mit Fluch belegt wird. Alle anderen Staaten und Völker vindizierten sich das Prinzip, daß das Gesamtinteresse alles heiligt, List und Gewalt, die im Privatleben mit Verachtung und Galgen bestraft würden, für vermeintliches Staatswohl geübt, mit Bürgerkronen und Lorbeer zu belohnen seien, das Sittengesetz nur fürs Privatleben gelte, Politik und Diplomatie aber nur den Kodex des Interesses kennen dürfen. Das Grundvermächtnis des jüdischen Volkes belegt hier selbst für das gerechteste Ziel im Gesamtinteresse geübte List und Gewalt mit Fluch und verewigt die Lehre, daß selbst im Gesamtleben und für die Gesamtheit nicht nur die Ziele, sondern auch die Mittel und Wege rein sein müssen.–

Es wird jedoch nur ihr אף und ihre עברה mit ארור belegt. Der Fluch trifft weder sie noch ihr Streben an sich.

אחלקם ביעקב ואפיצם בישראל.חלק : teilen, nicht in der Absicht, ein bisheriges Ganzes zu schwächen, vielmehr: verteilen eines Wertvollen, damit so viele als möglich Anteil daran erhalten.

הפיץ , פוץ hingegen: ein Zerteilen in möglichst kleine Teile, damit ein bisheriges Ganze nicht mehr als solches beisammen sei.

יעקב: die Galutherscheinung des jüdischen Volkes, gedrückt, verfolgt.

ישראל: die durch Gott gewonnene siegreiche Erscheinung des jüdischen Volkes.

Demnach: die Gefahr für das Gesamtwohl durch Schimeons und Lewis übergroße Heftigkeit ist nur in der Blütezeit des Volkes vorhanden, wo es eine mächtige Gesamtheit bildet, die leicht durch den Einfluss zweier solcher, von glühendem Kraft- und Gesamtgefühl erfüllter, kompakter Stämme hingerissen werden könnte. Darum in ישראל:אפיצם , im blühenden jüdischen Staat sollen sie zerteilt werden. Wie auch geschehen. Lewi erhielt gar keinen Anteil am Lande, und seine Existenz war durch מעשר lediglich auf das freie Wohlwollen jedes einzelnen hingewiesen. Es war ja der jüdische Zehnte, im Gegensatz zu dem späteren und heutigen Zehnten der Kirche und der Gutsherrschaft, durchaus ממון שאין לו תובעים eine Abgabe, zu welcher der Bodenbesitzer allerdings verpflichtet war, auf welche aber kein Lewite einen direkten Anspruch hatte. Der Verpflichtete konnte den Zehnten jedem aus dem Stamme Lewi geben, der ihm beliebte, und keiner konnte von ihm fordern. Schimeons Gebiet war ganz eine Enklave von Juda und lachte ihn völlig von diesem mächtigen Stamme abhängig. Somit war für die Zeit der Blüte Schimeons und Lewis politischer Einfluss völlig paralysiert. Allein im Galuth, wo die Wucht des Geschickes alles niederbeugt, und die Nation selbst auseinander gerissen ist, da liegt die Gefahr, daß alles Selbstgefühl verloren gehe und der Druck jede geistige Kraft ertöte. Auf daß selbst der als Hausierer vagierende Jude auf den europäischen Gassenbuben mit stolzer Selbstgefühl hinab blicke, und er, zu Boden gedrückt und über die Erde hingestreut, das Selbst- und Gesamtgefühl sich bewahre, dazu אחלקם ביעקב, dazu war es höchste Wohltat, daß die Zerteilung der Stämme Schimeon und Lewi im jüdischen Staate die natürliche Folge hatte, daß als der Staat in Trümmer ging und die Nation nach allen Gegenden hin zerstreut wurde, in dieser Zerstreuung überall sich auch Söhne Schimeons und Lewis befanden, die die Kraft und den Mut, das Feuer und den edlen jüdischen Stolz durch die Pflege des den Staat überlebenden jüdischen Geistes wach und lebendig erhielten. Zu dem Kern der jüdischen Lehrer der Jugend und der Wissenschaft, kommentiert ein alte Überlieferung, stellen jederzeit die Stämme Schimeon und Lewis das bedeutendste Kontingent. משמעון סופרים ומשנים בבתי כנסיות ומשבט לוי בתי מדרשות שהיו עוסקין .בתורה „Lehrer der Schrift und der Mischna in den Synagogen von Schimon, und von Levi Lehrhäuser, wo das Studium der Thorawissenschaft gepflegt wird“ (ב"ר צ"ח).

V.10 Nicht wird weichen Herrscherstab von Jehuda und Gesetzeschreibgriffel zwischen seinen Füssen hinweg, bis daß sein scheinbar letzter, schwacher Sprössling kommt, und ihm dann, dem männlich starken, altersschwach die Völker zufallen.

 V. 10 … Es kommt also die Zeit, wo der jüdische Geist an seinem Ende scheint, und dem gegenüber die Menschheit alt und stumpf geworden ist, hat alles durchgelebt, fühlt, es muss ein neuer, regenerierender Geist kommen, und den wird der letzte Spross aus Juda bringen.

 V. 11 Er bindet an den Weinstock sein Füllen, an die edle Rebe seiner Eselin Sohn; er hat in Wein sein Gewand gebadet, im Traubenblut seinen Mantel;

 V. 11 Jakob sieht als משיח und wie sieht er ihn? Er sieht den Menschheitsretter, den Völkerüberwinderer, nicht zu Ross, sondern auf jungem Esel. – „Esel“ ist überall, als Lasttier, Repräsentant, des friedlichen Wohlstandes, der friedlichen nationalen Größe, während Rosse die kriegerische Macht repräsentieren. So wird unter allen unreinen Tieren nur der Esel herausgegriffen, und durch פטר חמור die Weihe des ganzen beweglichen Besitzes auszudrücken. Es ist dasjenige Tier, das ruhigen Schrittes den Menschen und seine Güter trägt. So sollte die jüdische Königsmacht nicht in Rossen ihren Ausdruck finden. Dem jüdischen König war verboten להרבות סוס. Sollte der  jüdische König ja auch erstלאחר ירושה וישיבה, nach völliger Eroberung und gesicherter Besitznahme des Landes, also ausdrücklich nicht zunächst zu kriegerischen Zwecken, erwählt werden und dürfte eben darin die Versündigung des Volkes zu Samuels Zeiten gelegen haben, daß sie einen König zur Landesverteidigung gefordert, wie Samuel ihnen Kap. 12, vorwirft: ותראו כי נחש מלך בני עמון בא עליכם ותאמרו לי לא כי מלך ימלוך עלינו וד' אלקיכם מלככם!

Darum erscheint hier der einstige wirkliche, wahrhaftige, Jissroél und der Menschheit erlösende König auf בני אתונו, עירו. Zwei hervorstehende Züge treten hier im Bilde der zu erwartenden kommenden Zeit hervor. Der König der Menschheit reitet nicht auf einem Rosse sondern auf einem Esel: es kommt also als König des Friedens; und er bindet sein Tier an Weinstöcke. Wenn man das Tier, und noch dazu עיר, das geweckte, mutige Füllen, an Weinstöcke bindet, so ist das ein Zeichen von einer unendlich gesteigerten Entwicklungspotenz der Natur (die Weinstöcke stämmig wie unsere Bäume) von übergroßem Wohlstand und Überflüsse. Überfluss in unendlich gesteigertem Segen der Natur, und Friede in der Menschenwelt, das sind ja die beiden Merkzeichen, die überall im Munde der Propheten diese endliche Zeit charakterisieren. Solange das friedliche Tier nicht in seine Würde eingesetzt ist, die Führer der Menschheit vielmehr auf kriegerischen Rossen erscheinen, und solange man die Tiere nicht an Weinstöcke bindet, so lange sind wir noch sehr fern von der zu erwartenden Regenerierung der Natur und Menschenwelt. (Vergl. über den jüdische König und משיח Jeschurun VI, 127 ff.).

Einen Beweis für die Richtigkeit unserer Auffassung dürfte die Stelle Secharja 9, 9 liefern:…“freue dich sehr und jauchze; denn siehe, dein König kommt dir, er ist ein צדיק und einנושע “: er ist kein מושיע; משיח kommt nicht, um zu helfen, sondern in seinem Beispiel uns zu lehren, wie uns geholfen würde; er ist ein Mensch dessen Größe darin besteht, daß er in so eminenter Weise „gerecht“ ist daß ihm um seiner Gerechtigkeit willen Gott hilft, Gott ihm zum Siege verhilft. Er ist ferner עני, erscheint ohne Zivilliste, und endlich nicht als Kriegsheld, sondern רוכב על חמור, als Bringer des Friedens und des Wohlstandes, das bezeichnet חמור und speziell wiederholt: „auf einem Füllen, Sohn von Eselinnen“. Es ist dies sehr eigentümlich. Es scheint: er ist רוכב על חמור, aber nicht aus Armut, sondern der חמור ist עיר בן אתונות. Er hat, während andere Könige ein Marstall voller Rosse haben,אתונות, ein Zucht von Tieren friedlicher Beschäftigung; das Tier, das ihn trägt, ist ein aus seinem Friedensreichtum erzogenes Tier. So auch hier: בני אתונו ,עירה. Das letzte schwache Ende (שילה) stellt sich plötzlich (ולו)männlich da, und ihm gegenüber erklären sich die Völker bankrott. …

כבס וגו'. Er sieht diesen letzten Sprössling Judas – sein Kleid ist rot, aber nicht von Menschenblut, Traubenblut hat es gefärbt…

 V. 15 Er hat eingesehen, daß Muße das Gute sei, und daß dafür den Boden entsprechend; darum hat er seine Schulter zum Tragen geneigt und sich zum Tribut des Ackerbaues hingegeben.

V.15 … Die Bezeichnung eines Idioten durch „עם הארץ“ datiert aus einer späteren Zeit, in welcher längst der ruhige, Müsse gewährende Bodenbesitz für den Juden bereits verloren war, in welcher die Wissenschaft und die Geisteskultur sich in den Städten konzentrierte, der Jude auf dem „Lande“ sporadisch wohnte und fern von den Herden der Bildung, unter der Last seiner Arbeit geistig und sehr häufig auch sittlich verkümmerte. In תנ"ך ist עם הארץ  stets die „Volksgemeine“ in edler Bedeutung.

 V.27 Binjomin wird den Wolf zerreißen, am Morgen schon zehrt er ein Stücken aber am Abend wir er ihn als Beute verteilen.

 V.27 Es hätte etwas Herbes, wenn hier den jüngsten Sohn, mit dem er scheidet, nur als einen reißenden Wolf zu schildern gewusst. … Wenn Jakob aber hier zuletzt an einem Wolf denkt, so ist es ja der letzte Blick, den er auf seine „Herde“ wirft. Er hat ja zwanzig Jahre lang den konkreten Wolf für seine konkrete Herde zu fürchten gehabt – und sieht nun jetzt seine Kinder, hat sie gesegnet, hat sie in ihrer Eigentümlichkeit für den ganzen Lauf der Zeiten erkannt und gezeichnet, und sein letzter Blick hat so eben auf dem Ende der Zeiten, auf der Überwindung der letzten Weltmacht מלכות רביעית geruht; er sieht das Galuth und die Galuthmacht, gegen welche seine Kinder den Kampf zu bestehen haben werden, und spricht: der Allerkleinste, der Allerjüngste, der wird es sein der den „Wolf“ (das ewige Amalek) von der Jakobsherde scheucht; schon am frühen Morgen, am Anfange der Nationalgeschichte wird er dem Wolf schon „ein Tüchtiges versetzen“, am Abend der Zeiten aber wird er ihn vollständig vernichten. Ist es ja Überlieferung, מסורת אגדה, daß der Erzfeind, Amalek, nicht durch Juda, sondern durch die schwächste Macht der Söhne Rachels überwunden werden wird. אם לא יסרבום צעירי הצאן (Jirm. 49,20) „die Jüngsten der Erde“ werden sie als Beute dahinschleifen. עד von עדד verwandt mit חתת, zerbrechen, ein abgerissenes Stück, ein abgerissenes Stück

 Kap. 50 V 2  Josef befahl seinen Dienern, den Ärzten, seinen Vater einzubalsamieren, und die Ärzte balsamierten Jissroél ein.

Kap 50 V.2 …Dem Juden bleibt die Seele, der Körper wandert; er hat, sobald die Seele in den Kreis der Ihrigen heimgegangen, mit dem Individuum nichts mehr zu tun. Vielmehr ist es מצות, ihn sofort in möglichst nahe Berührung mit der auflösenden Erde zu bringen. Er wird wieder Erde und mag dann alle möglichen Wandelungen irdischer Körper durchmachen. Der Egypter glaubt an Seelenwanderung und sucht den Körper vor möglicher Wanderung zu schützen. Der Jude glaubt an eine ewige persönliche Existenz der Seele und gibt den Körper der irdischen Wandelung hin.…Die Ärzte balsamierten „Jissroél“: „standesgemäß!“ Einem ächtjüdischen Begräbnis kann man gottlob nicht ansehen, ob ein Reicher oder Armer zur Erde bestattet wird, wohl aber, ob er נפטר בשם טוב, oder schon בחייו קרוי מת gewesen.

Rav Shimon SCHWAB "These and Those"

Rav Shimon SCHWAB (1908-1993)    Download:   https://web.stevens.edu/golem/llevine/rsrh/these_and_those.pdf   Tags: Torah im De...