vrijdag 27 oktober 2023

Samson Raphael HIRSCH aus seinem Kommentar zur Wochenabschnitt Lech Lecho

 


Samson Raphael Hirsch

Lech Lecho (Auszug)

 

Kap. 12, 1 …לך לך: „Gehe für dich, isoliere dich!“. So bei Jithro וילך לו, er leiste auf die Vorteile Verzicht, die ihm die Verbindung mit Jissroél gebracht hätte. … Also hier: Gehe für dich, deinen eigenen, von deinem Lande, u.s.w., von allen deinen bisherigen Verbindungen dich isolierenden Weg. Die erste Auswanderung aus Ur Kasdim war vielleicht ein Fortgehen um einer Rettung willen. Diese Anforderung setzt die Entfernung zum Selbstzweck. … Wir haben an diesen jüdischen Sprachgedanken erinnert, um uns zu vergegenwärtigen, wie tieF und innig schon unsere Sprache den Wert des Vaterlandes und der Heimat fühlt und würdigt, und es gewiß nicht Geringschätzung dieser Momente ist, wenn hier die Pflanzung des ersten jüdischen  Keimes die Lossagung von Vaterland, Geburtsort und Vaterhaus, die Lossagung von Nationalität und Heimat fordert. Vielmehr liegt gerade in der Würdigung dieser Momente die Größe der hier geforderten Isolierung. Diese Anforderung selbst setzte Abraham in den entschiedensten Gegensatz zu der herrschenden Richtung seiner Zeit. Nicht Individualisierung, nicht Anerkennung des Wertes und der Bedeutung des einzelnen, vielmehr Centralisierung, die den Menschen seinen persönlichen Wert verlieren läßt und ihn zum Handlanger, zum Ziegelstein für den Ruhmesbau einer angeblichen Repräsentanz der Gesamtheit erniedrigt, das war, wie wir gesehen, die Richtung der Zeit, die unter der Parole ihres נעשה לנו שם den Turmbau des Menschenruhmes begann. Diese Richtung erzeugt den Wahn einer überall und für alles geltenden Majorität, macht, daß zuletzt alles, was in dem Vaterlande der Majorität als Höchstes gilt, auch damit schon ohne weiteres von jeden als Höchstes angesehen und verehrt wird. Es sollte allerdings eine jede Gesamtheit die Vertreterin des wahrhaft Höchsten und Heiligen sein, und in dieser Voraussetzung würdigt auch das Judentum den Anschluß an die Gesamtheit in seiner vollen Bedeutung. Jedoch an der Spitze des Judentums steht: לך לך „ das für sich gehen“ als das noch Höhere. Niemand darf sagen: ich bin so gut, so gerecht, als es eben Mode ist. Jeder ist Gott für sich selbst verantwortlich. Wenn nötig: „mit Gott – allein!“ wenn es sein muß, wenn das in einer Majorität vergötterte Prinzip nicht das wahrhaft göttliche ist – dies Bewußtsein ward von Abraham als der Ausgangspunkt für seine und seines einstigen Volkes Bestimmung gefordert. Wohl lehrt, wie wir gesehen, schon unsere Sprache in den Worten ארץ und בית, wie die starken Banden der Mensch an beide geknüpft ist: jedoch stärker als das Band, das uns mit Vaterland und Familie verbindet, soll das Band sein, das uns mit Gott verknüpft.

Wie hätten wir existieren können und könnten wir existieren, hätten wir nicht von vorn herein von Abraham den Mut einer Minorität erhalten!      

„Zeitgemäßes Judentum!“ Der lauteste Protest dagegen ist das erste jüdische Wort: לך לך! War Abrahams erstes Auftreten zeitgemäß? In Mitten von Chaldäa, Babylon, Assyrien, Phönizien, Ägypten! Vergötterung der Sinnlichkeit und der Macht war da die zeitgemäße Predigt, vergöttertes Genussleben in Asien, Vergötterung der Menschenmacht und Ertötung des freien Menschen in Ägypten; der Gedanke „Gott“ war bis auf wenige Spuren verschwunden,– da soll ein Abraham auftreten, und während die ganze Welt sich fest anzusiedeln, sich anzubürgern trachtet, soll er seine Heimat, sein Bürgerrecht aufgeben, sich freiwillig zum Fremdling machen, den von allen Nationalitäten vergötterten Göttern den Protest ins Angesicht sprechen; das erfordert den Mut und die Überzeugung von der Wahrhaftigkeit der inneren Gesinnung und des Gottesbewusstseins, das fordert das jüdische Bewusstsein, den jüdischen „Trotz“ – und das war das erste, worin Abraham seine Berufung zu bewähren hatte.

So begreifen wir auch wohl, wie unsere נביאים, jene von Gott bestellten Zeitenwächter. צופים, die ihrem Volke die Merkzeichen alles erlebten und noch zu erhoffenden קצים, Zeitenenden, Erlösungsanfangen, unverlierbar in die Endbuchstaben seines Alphabets hineingeschrieben haben, und die ganze jüdische Weltgeschichte in den doppelt –ך , doppelt –מ , doppelt –נ , doppelt –פ   und doppeltdes לך לך des Abraham,  עצמת ממנוdes Jizchak,  הצילני נאdes Jakob,  פקוד יפקודder  גאולת מצרים, צמח שמו ותחתיו der einstigen גאולה zusammenfassten, wie sie in dem לך לך des Abraham den ersten Ausgangspunkt der גאולה erblicken konnten. Mit dem Isolierungsrufe, welchem Abraham gehorchte, war die jüdische Welterlösung entschieden.

 

V.2 ואעשך לגוי גדול   Eine zahlreiche Nachkommenschaft macht aber noch kein Volk. Damit eine Masse ein גוי, eine Volkseinheit bilde, dazu bedarf sie eines gemeinsamen Bandes. Überall sonst ist dies das gemeinsame Land, das Zusammenwohnen unter denselben Einflüssen, das Getragenwerden von dem gemeinsamen Boden der Existenz. Abrahams Nachkommen aber sollen auch ein Volk, nicht aber durch gemeinsamen Boden, sondern wiederum nur durch Gott werden. Abrahams Geist soll sich in seinem Nachkommen wiederholen und: was anderen Völkern ihr Boden ist, das sollst du in deinen Nachkommen sein. Mit der Abstammung von dir sollen sie auch das volksbildende Einigungselement erben. Dadurch, daß wir noch jetzt אלקי אברהם, Gott, wie in Abraham erkannt, wie er sich ihm offenbart und in der Leitung seines Geschickes gezeigt hat, אלקינו, unserem Gott nennen – und wir bedürfen diese Bezeichnung nicht zur partikularistischen Absonderung, sondern gerade zur reinhaltenden Unterscheidung des abrahamitischen Gottesbegriffes קונה שמים וארץ, von jeder partikularistischen Trübung – dadurch, durch dieses von Abraham überkommene gemeinsame geistige Erbe sind wir noch heute ein Volk, nachdem wir schon längst das Band des gemeinsamen Bodens verloren. Und darin daß nicht nur Abraham, sondern auch sein Sohn und Enkel solche Persönlichkeiten wurden, in welchen sich Gottes Waltung also manifestierte, daß auch sie mustergültig für die ganze jüdische Nation blieben, und wir nicht nur אלקי אברהם, sondern auch אלקי יצחק und אלקי יעקב sprechen: darin erkennen die Weisen zunächst die dem Abraham gewordene Segnung und Größe. Und gerade in אלקי יעקב verwirklicht sich das ואגדלה שמך, Jakobs, in dessen Geschick es sich vor allem mustergültig zeigte, daß die jüdische Bestimmung unabhängig von äußerer Größe und äußerem Glanze sei. Je weniger ein Mensch hat, um so größer erscheint seine Persönlichkeit. Die Größe, der Segen, den ein Unbemittelter verbreitet, kann nur in seine Persönlichkeit wurzeln. Wenn ein יעקב groß ist, wenn eine Nation glänzt, die seit Jahrhunderten nicht in Kriegsruhm u.s.w. exzelliert, so kann dies eben nur in ihrer geistig sittlichen Persönlichkeit liegen, eben יעקב ist מגדל שמך. –

Bei näherer Betrachtung dürfte mit diesen ersten drei Sätzen Abraham die ganze Summe der jüdischen Geschichte in nuce in die Hand gegeben sein. In 1:לך לך מארצך וגו' erscheint Abraham bloß als Individuum, „wage es, allein zu sein!“ In 2:ואעשך לגוי וגו' , tritt schon das Volk hervor, aber noch außer Berührung mit anderen Völkern, der Segen Abraham ist schon bedingt durch den Segen anderer, ja es können schon andere wagen, ihm zu fluchen. Abrahams Aufgabe war, sich zu isolieren, Wandel allein mit Gott. Zweites Stadium: die Schöpfung eines Volkes aus diesem Abraham. Wenn es hervortreten soll, daß dieses Volkes Dasein eine zweite Schöpfung Gottes in der Geschichte sei, so kann dieses Volk nur auf dem Wege der Heimatlosigkeit, des גלות und גרות zu einem Volk werden. Sesshaft wäre es kein אצבע אלקי', kein מעשה השם gewesen. ואעשך לגוי גדול: von יצחק bis יציאת מצרים  ,ואברכך.dann werde ich dich einpflanzen in ein ארצ זבת חלב ודבש;ואגדלה שמך  nicht אגדל שמך. Gott kann Menschen und Völker segnen, aber daß sie zu einer solchen sittlichen Größe gelangen, um ein mustergültiger Mensch, ein mustergültiges Volk genannt zu werden, das kann Gott nur wünschen das ist durch die Treue bedingt, die dem göttlichen Gesetze gezollt wird. Ebenso heißt es nicht: והיית ברכה, oder:ותהיה ברכה  sondern והיה ברכה, „werde ein Segen“, in diesen zwei Worten die ganze sittliche Aufgabe zusammenfassend, deren Lösung eben die Erfüllung jenes Wunsches bedingt: „ich möchte deinen Namen groß werden lassen, werde du ein Segen!“ Ich möchte dich zu einem Volke machen, auf welches die Völker nur hinzublicken hätten um sich ihrer Aufgabe bewusst zu werden, und diese Aufgabe  die Du im Gegensatz zu allen sonstigen Völkerbestrebungen zu lösen haben sollst, heißt: Segen werden!

Allen anderen streben danach, nicht להיות ברכה, sondern להיות ברוכים, Segen zu gewinnen, gesegnet zu werden, und vor allem Völker. Die Redlichkeit, Menschlichkeit und Liebe, die man von dem einzelnen noch fordert, wird im Verhältnis von Volk zu Volk zur Torheit, gilt der Diplomatie und Politik für nichts. Trug und Mord, die den einzelnen zum Kerker und Henker führen, werden „zum Besten der Staaten“ im großen geübt, mit Orden und Lorbeer bekränzt. Die abrahamitische Nation hat von allen diesen Nationalinstitutionen nichts, sie weiß nichts von einer Nationalpolitik und einer Nationalökonomie. Derjenige, der der Träger ihrer Nationalwohlfahrt sein wollte, braucht keine Subsidien zu geben und auf keine Koalition und Bündnisse zu rechnen. Zu seinem Gebote stehen der Regen und der Sonnenschein, die Kraft und das Leben, die Macht und der Sieg. – אם בחקתי תלכו, dann macht sich alles andere von selbst. In Mitte der Menschheit, die נעשה לנו שם ihrem ganzen Streben als Devise aufprägt und die Selbstvergötterung und den rücksichtslosen Ausbau der eigenen Wohlfahrt als maßgebendes Ziel anstrebt, soll Abrahams Volk in Einzeln- und Gesamtleben nur dem einen Ruf folgen: היה ברכה, Segen zu werden sich mit aller Hingebung den Gotteszwecken des Welten- und Menschenheils zu weihen, darin mustergültig die Wiedererstehung des reinen Menschentums, des אדם in seiner ursprünglichen Bestimmung, zur Anschauung bringen, dann werde Gott seinen Segen zu frischer Lebenstätigkeit geben und zur Weckung und Erziehung der Völker zu gleichem Streben den Namen des Abrahamvolkes weithin leuchten lassen: ואברכך ואגדלה שמך. Dieses zweiten Stadium sollte in ארצ ישראל zur Verwirklichung kommen, dort sollte Israel in seiner unnahbaren Isolierung von den Völkern, nicht nur das Gesegnete, sondern in erster Linie das Segen verbreitende, ein Segensquell geworden sein – וישכן ישראל בטח בדד עין יעקב – dann hätte alles, was jetzt uns erst באחרית הימים winkt, sich bereits seit Jahrtausenden erfüllt, und der ganzen Entwicklungsgang der Menschengeschichte wäre seitdem ein anderer gewesen. –

Allein diese erste Verheißung an Abraham scheint auf ein drittes Stadium hinzuweisen – schon, wie bereits bemerkt, stellt das optative ואגדלה die Verwirklichung jenes zweiten Stadium nur als bedingten Wunsch hin – der dritte Satz scheint ein Zustand anzudeuten, in welchem das Abrahamsvolk mit seinem Segen und Fluch von Menschen abhängig erscheint, wo Menschen es segnen, Menschen ihm fluchen können; es wäre dies somit das Stadium des גלות, dem dieses Volk entgegengeht, wenn er seine Aufgabe vergisst und statt להיות ברכה, den Völkern gleich sich dem Streben hingibt להיות ברוכים; und hier, für dieses Galuth, wo es hinausgestreut unter die Völker, abhängig von ihrem Segen und Fluch preisgegeben erscheint, hat Gott daß große Wort gesprochen: ואברכה מברכיך, die dich segnen, die dich fördern, die dein Prinzip würdigen und anerkennen und sich deiner Sinnlichkeit und Gottesverehrung fördernd zu unterordnen, sie werde ich segnen – und auch hier wieder tritt diese Verheißung optativ auf, Jissroél möge sich in der Zerstreuung also bewähren, daß seine Förderung des Völkerheils bedeutete.

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