Rabbiner Samson Raphael HIRSCH
(1808-1888
ויצא פרשת
Aus seinem Kommentar zur Wochenabschnitt Wajézé
Kap. 28, V. 10 So ging Jaakob fort von Beer Scheba und ging gen Charan.
ap. 28, V. 10 Wenn Abraham die Wurzel des jüdischen Volkes ist, Jizchak die Fortsetzung zum Stamm, so ist Jakob der eigentliche Stamm selbst. Darum sprach auch Jizchak zu ihm: ויתן לך את הברכת אברהם וגו'. Ist ja Jakob derjenige, der dem künftigen Volk Namen und Geschick vererben soll. Wir heißen nicht Abrahams Volk, sondern; Jissroél! Jakob sehen wir daher wie Abraham ein zweites לך לך erfüllen, sehen ihn, unsern nächsten Stammvater auf den die ganze Geschichte von Abraham bis Jizchak hingearbeitet hatte, gleichfalls isoliert hinausziehen; jedoch ganz anders als Abraham. Abraham zog freilich als Hausherr, mit Weib und Genossen, Verwandten und Vermögen. Jakob aber sehen wir durch Verhältnisse bewogen, freiwillig hinauszuziehen, ohne das mindeste mit sich zu nehmen. Er ließ vielmehr alles dem älteren Bruder zurück, damit dieser erkennen konnten es habe sich bei der ברוכה um keinen materiellen Vorteil gehandelt.
Jakob zieht hinaus, um ein jüdisches Haus zu gründen, und nimmt dazu nichts als sich, als das mit hinaus was in seiner eigenen Persönlichkeit liegt das ist das Faktum, mit welchem hier eingeleitet wird; denn alles, was fortan folgt, bewegt sich nur um die Gründung des Hauses. War ja Jakob der ersten der es aussprach, wie Gott vor allem im Hause zu suchen sei, der erste, der den großen Gedanke dachte: בית אלקים, בית א', Gottes Haus, der eben nichts anders sagt als: daß der Kreis, wo die Menschenseelen keimen und blühen, wohin der Mensch das trägt was er erwirbt und es im Menschenleben bauende Tätigkeit umsetzt, die größte und nächste Stätte der Gottesoffenbarung sei.
Was schon Noa bei der neuen Grundlegung der Menschengeschichte prophetisch geschaut, daß wenn es der japhetischen Kultur gegeben ist, die Menschen für das Schöne zu gewinnen, und dadurch veredelnd auf sie einzuwirken, es Sem vorbehalten sei, Hütten zu bauen, in welchen Gott wohnt, das trat zuerst durch Jakob in die Verwirklichung ein. Wenn jüdische Weise den großen, die ganze Weltanschauung umwandelnden Satz gesprochen:עיקר שכינה בתחתונים , die Haupt- und ursprüngliche Stätte der Schechina ist auf Erden; oder: wenn Menschen gottselig ihre Augen himmelwärts drehen und meinen, Gott oben suchen zu müssen, lachen die Engel sie aus und nennen sie Distelköpfe (ס"ח18); oder: wer im Freien wandert und lernt, und seiner Lehre unterbricht und spricht, wie schön ist dieser Baum, wie schön ist dieses Feld wer also in der Anschauung der gottreuen Entwicklung eines Menschenlebens nicht eine alles verdunkelnde überstrahlende Herrlichkeit findet, so dass ihm dabei noch ein Auge für die Herrlichkeit findet, so daß ihn dabei noch ein Auge für die Herrlichkeit der Natur bleibt der hat fast sein Leben verwirkt (Aboth III,9) solche und ähnliche Aussprüche verdanken wir dem Geiste Jakobs. Unter dem Einfluss der japhetischen Kultur flüchtet man sich aus dem prosaischen, gewöhnlichen Leben in die Poesie der schönen Natur. Jakobs Erben finden Gott und alles Herrliche am ersten und nächsten im Hause. Das ist der Gegensatz jüdischen und nichtjüdischen Wesens.
V.13 Und siehe da, Gott steht bei ihm und spricht: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Jizchoks; das Land, auf dem du schläfst, gebe ich dir und deinem Samen.
V.13 Es scheint hier mit großer Bedeutsamkeit אברהם אביך und dabei יצחק ohne solche Bezeichnung zu sein. Es dürfte dies wohl nie wieder vorkommen, daß der Großvater Vater genannt wird und gleichzeitig der Vater nur wie ein Fremder dabei steht. Es kann daher unmöglich von der leiblichen Abstammung die Rede sein. Vielmehr war Jakob in dieser Wendung alles gesagt. Jakob war Abrahams Sohn, Jizchok nur das Mittelglied. Geistig war Abraham Jakobs Vater. Du bist der Sohn dessen, zu dem ich gesprochen; התהלך לפני והיה תמים, sei dessen Sohn und Erbe! In Jakob, dem ersten Erbauer eines jüdischen Hauses, gewinnt auch die abrahamitische Zukunft den ersten Anfang der Verwirklichung.
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