Rabbiner Dr. Salomon BREUER
(1850 - 1926)
וישב
Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt WAJÉSCHEW (Auszug)
Meine Brüder und Schwester! Wir feiern in diesen Tagen das heitere Chanukofest[1][1]. Das Chanukolicht erzählt von den מפעלות אלקים, von den wundervollen Gottestaten, die in jenen Makkabäerzeiten sich vollzogen, von dem Sieg des Lichts über die Finsternis und der Wiederweihe des geschändeten Gottesheiligtums es erzählt aber auch נורא עלילה על בני אדם von den leidvollen, schweren Phasen, unter denen der Gottessieg heranreifte: denn in jenem furchtbaren Kampf, den griechischen Verfolgung gegen den Bestand der Thora entfesselt hatte, schwand die Kraft und die Standhaftigkeit aus vielen Herzen, die den Verlockungen griechischer Unsitte erlagen oder nicht den Mut aufbrachten, den Tod ins Auge zu schauen bis jener kleine Kreis sich erhob, denen Mathisjahus Heldengeist die Kraft einhauchte, inmitten aller Trostlosigkeit und Leidensnot, in festem Vertrauen auf die Siegeskraft, die Gottes Menora verleiht, Gott die שירה ihres Lebens anzustimmen. Und der שירה ihres Lebens danken wir die Chanuko unseres Heiligtums!
Meine Brüder und Schwestern! Auch wir leben in einer Zeit[2][2]) in der נורא עלילה על בני אדם die Stadien der in der Entwicklung begriffenen Gotteshandlungen in furchtbarer Schwere auf der Menschheit lasten. המו גוים תמוג ארץ מטו ממלכות -Völker toben, Reiche wanken die Erde ist in Auflösung (Ps. 46,7). Doch wir wollen nicht verzagen, nicht den Mut sinken lassen לכו וראו מפעלות אלקים. Hinweg von der Gegenwart wollen wir der Zukunft entgegenharren, in der מפעלות אלקים als הנה טוב מאד sich erweisen werden.
Fragen aber wollen wir uns: Was haben wir Juden in dieser sturmbewegten Zeit zu tun, was zu unterlassen?
Vor allem wollen wir auf die Prophetenmahnung (Jes.26,20) hören: - עד יעבור זעם לך עמי בא בחדריך. In stiller, bescheidener Zurückgezogenheit wollen wir den Sturm vorbeibrausen lassen und nicht durch eine wie immer geartete Beteiligung unseren Feinden früher oder später den Vorwand zu gesteigerter Gehässigkeit liefern. In treuer Wahrung patriotischen Pflichten wollen wir in ruhiger Gefasstheit die Zeit abwarten, עד יעבור זעם da der Zornessturm sich gelegt haben wird.
Doch eins wollen wir in unserer sturmbewegten Zeit lernen: lernen umzulernen! Wenn ein großer Teil der Völker sich anschickt umzulernen, entschlossen ist, der Macht der Ideen sich rückhaltlos zu unterordnen, von einem Ausgleich und schwächlichen Kompromissen nichts mehr wissen will so wollen wir in unserem Leben das gleiche tun. Die Macht unserer Ideen aber ist einzig und allein der אמת, unter dem wir die Forderungen unserer gottgeoffenbarten תורה verstehen: ה' עוז לעמו יתן eine Macht hat Gott seinem Volke verliehen אין עוד אלא תורה das ist die Macht der Thora, ה' יברך את עמו בשלום sie allein bringt den Frieden und die von Menschen ersehnte Freiheit חרות על הלוחות ( א"ת חרות אלא חרות ) denn wahrhafte Freiheit blüht nur auf den Tafeln des Gottesgesetzes! Dieser Macht der Thora-Idee wollen wir uns rückhaltlos unterwerfen, jedes Kompromiss, jede künstliche Vereinigung und widernatürliche vermittelnde Brücke zwischen Ja und Nein, zwischen אמת und שקר ablehnen. Lernen wir um, verlassen wir solche Brücken, sie stürzen früher oder später kläglich zusammen.
Und nun noch eines. Das Ziel der mizrischen Erlösung war die Besitznahme des gelobten heiligen Landes, das Gott unseren Vätern und deren Nachkommen für alle Zeiten zugeschworen, solange sie der Macht der Thora-Idee sich rückhaltlos unterordnen. Was in unseren Tagen aus dem Heiligen Lande werden soll, wissen wir nicht, können wir nicht wissen. So viel steht fest: Solange nicht der persönliche Messias uns im Namen Gottes das Heilige Land zuerteilt, solange haben wir den Schwur, den unseren Väter beim Verlassen des heiligen Landes geleistet, gewissenhaft zu halten.
In hingebungsvoller Treue wollen wir unsere bürgerlichen Pflichten nachkommen in dem Landen das uns mit Weib und Kind Aufenthalt gewährt und uns die Möglichkeit der Erfüllung unserer Thora-Pflichten zusichert. Sollte aber der eine oder der andere aus reinen, lauteren Absichten den Aufenthalt im Auslande sich erwählen, so müsste dieses Ausland nunmehr das Heilige Land sein. Mehr als je dürfte es in unserer Zeit auf Grund der bestehenden Verhältnisse heilige Pflicht sein, das Heilige Land mit recht vielen aufrichtigen treuen Jehudim zu besiedeln, damit es nicht ח"ו zum Tummelplatz Gott und Thora höhnender, zügelloser Willkür werden von der jenes Prophetenwort gilt ותבאו ותטמאו את ארצי ונחלתי שמתם לתועבה.
לכו וראו מפעלות אלקים ruft uns das Chanukofest, ruft uns unsere Gegenwart zu: Gleich den Vätern stehen wir am Meere. Auf Gottes Beistand vertrauen wir, wie den Vätern so wird auch uns Gott den Weg durchs Meer bahnen, שם נשמחה בו und uns mit der Thora im Arme die Freude am Leben gewähren.
In diesem Geiste möget ihr, meine Söhne, als בהי מצוה heranwachsen. Beim Scheine der Chanukolichter gelobet, ב"מ zu sein, ב"מ zu bleiben. In allen Versuchungen und Prüfungen haltet unerschütterlich treu und fest zu Gott uns seinem Gesetz, und bekennet in allem, was Gott euch gewährt und versagt הנה טוב מאד.
An der Macht der Thora-Idee möget ihr, wollen
wir alle immer erstarken, damit uns Gott endlich die Segnungen eines dauernden
Friedens gewähre ה' עוז לעמו יתן ה' יברך את עמו בשלום.
Quelle: Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung erster Teil Genesis J.Kaufmann Verlag Frankfurt am Main 1936 S. 76 - 85
[1][1] In jenem Jahr die Schriftleitung
[2][2] Diese Predigt wurde am שבת חנוכה תוע"ט לפ"ק gehalten.
Geen opmerkingen:
Een reactie posten