Rabbiner Dr. Salomon BREUER
(1850-1926)
ויגש
Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt Wajigasch (Auszug)
Meine Brüder und Schwestern! Die Gedanken, die wir aus unsrer Sidra entwickelten, galten zunächst und vor allem unseren von den Schlachtfeldern heimgekehrten Brüder und Söhnen.
Im Namen unserer Gemeinde begrüßen wir sie aufs herzlichste, mit dankerfülltem Herzen gegen Gott, den גומל חסדים טובים, freuen wir uns mit ihnen, daß es ihnen wieder vergönnt ist, ihrem friedlichen Berufe nachzugehen.
In unsere Freude mischt sich freilich schmerzliches Weh bei dem Gedanken an die ach so vielen unserer Besten, die auf dem Schlachtfelde ihr Leben verhauchen mußten, nicht Helden weil sie in Selbstverleugnung die Waffe des Todes handhabten, Helden, die mit von Thorageist erfülltem Herzen, mit von Thorageist gestähltem Willen die gräßlichsten Entbehrungen auf sich nahmen und den unendlichen Prüfungen, die sich ihnen auf Schritt und Tritt entgegenstellten, mit jüdischer Standhaftigkeit und jüdischer Pflichttreue zu begegnen wußten מנשרים קלו ומאריות בגרו Leichter waren sie als Adler und stärker als Löwen, לעשות רצון קונם וחפץ צורם den Willen ihres Eigners und das Verlangen ihres Hortes zu vollbringen. יזכרם אלקינו לטובה עם שאר צדיקי עולם Gedenke, Gott, ihrer zum Guten mit den anderen Gerechten aller Zeiten!
Möge Gott den Hinterbliebenen die wunden Herzen heilen, die Tiefgebeugten aufrichten, und mögen sie und mit ihnen wir, die wir mit ihnen fühlen, in den Worten Hiobs den einzig möglichen, aber auch wahrhaften Trost finden: ה' נתן וה' לקח Gott, in seiner Liebe, hat gegeben, Gott, in seiner Liebe, hat genommen, Sein Name sei für immer gesegnet.
Glücklich ihr, meine Brüder, glücklich ihr, meine Söhne, denen Gott die Gnade beschieden, lebend heimzukehren. Lebet weiter, lebet in dem Geiste, in dem Thora allein Leben geschaut. Heil euch, meine Brüder, so ihr vor eure Frauen und Kinder hintreten könnet mit dem stolzen Bewußtsein, auch inmitten unsagbarer צרות gelebt zu haben. Heil euch, meine Söhne, so ihr euren Eltern mit leuchtenden Augen bekennen könnet, die פרשה von עגלה ערופה sei euch keinen Augenblick dem Gedächtnis entschwunden.
Allein bei dem besten, starken Willen, Gottes Gebote gewissenhaft zu erfüllen, konnten doch viele unter euch dem furchtbaren Druck der Verhältnisse dem Genuß einer verbotenen Speise sich nicht entziehen, mußtet ihr, waret ihr genötigt שבתות und ימים טובים zu entweihen. Die Gefahr drohte על חטא שחטאנו לפניך באונס וברצון, daß so manches, was באונס unter Zwang von euch geschehen mußte, durch die Macht der Gewohnheit nun auch, Gott behüte, ברצון weiterhin von euch geübt werden könnte. Darum gelobet, meine und Schwester, Gott und seiner Thora, die treueste Treue, gelobet, die שבתות und ימים טובים mit peinlichster Gewissenhaftigkeit zu heiligen, gelobet, keinen Tag verstreichen zu lassen, an dem ihr nicht קובע עתים לתורה aus der Thora euch Lebensnahrung holt! וה' הטוב יכפר בעד
Dieses Gelöbnis aber wollen wir, meine Brüder und Schwestern, alle leisten. Düster und trübe umgibt uns die Gegenwart, düster und trübe winkt uns die nächste Zukunft. Doch wir wollen nicht verzagen, dürfen den Mut nicht sinken lassen.
Und schwanken auch die Werte, greifen wir zu den Gütern, die aus allem Zusammenbruch für alle Zukunft uns erhalten bleiben müssen! Und droht unser Hab und Gut uns zu zerfließen, אם רואה אדם שמזונותיו מצומצמין יעשה מהן צדקה (גיטין ז') so jemand sieht, daß seine Lebenshaltung immer kärglicher wird, übe er erst recht צדקה, lautet jüdische Wahrheit!
Eine solche jüdische צדקה in umfassendstem Sinne wollen wir leisten zur Erhaltung unserer קהלה, daß ihr immer mit größerer Blüte beschieden sei, zur Förderung von למוד התורה, zur tatkräftigen Unterstützung unserer von Not und Elend heimgesuchten Brüder. Dann laßt uns vertrauensvoll und zuversichtlich zu Gott emporschauen: כי לא יטוש ה' את עמו ואת נחלתו לא יעזוב
Quelle: Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung erster Teil Genesis J. Kaufmann Verlag Frankfurt am Main 1936 S. 93 - 98
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