maandag 19 augustus 2024

Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH Aus seinem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes EKEW

 


Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH

              (1833 – 1900)

 

הפטרת פרשת עקב

 

   Aus dem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes EKEW

  Jesajas Kap.49, Vers 14 und folgend

Kap.49, V.14 f. In die Mitte einer Gottesrede führt uns das Anfangswort der Haftora. In dem Vorhergehenden war nämlich die weltgeschichtliche Bedeutung der Mission Jissroéls in ihrer ganzen Größe ausgeführt worden,  wie es gesandt sei den Völkern Licht und Freiheit zu bringen, die Verbrüderung der Völker anzubahnen und das Gottesheil auf Erden zu begründen. Sodann war die Rückkehr der so lange von ihrer Mutter Zijaun entfernten Kinder verkündet worden.  Daran schließt sich nun unser Vers an „Und angesichts dieser Größe und dieser Verheißung könnte Zijaun zagen und glauben, Gott habe sein vergessen?

V.15 führt sodann diesen Gedanken in dem innigsten Liebeshauche weiter aus, der je in Worte gefaßt  wurde.

…V.17 מהרו בניך וגו'. בן und בת von בנה bezeichnet die Kinder als diejenigen, die das Werk ihrer Eltern weiter „bauen“, das Wirken der Eltern fortsetzen. Der Gegensatz dazu ist הרס, niederreißen. Deine Vereinsamung, die Fortführung deiner Kinder erschien dir als Unglück. Das wäre es auch, wenn sie wirklich בניך, nach Sinnesart und Leben die deinigen gewesen wären. In Wahrheit jedoch waren sie dir längst abgestorben, sie verachteten, was du sie über alles hoch halten, sie haßten, was du sie lieben lehrest, rissen nieder, was du erbauen wolltest und vergötterten dafür, was du sie verachten lehrtest: nicht deine Kinder, sondern deine grimmige Feinde waren es, denen du durch das Golus befreit wurdest. Ihre Entfernung war deine Rettung. יֵצֵאוּ, nicht יָצָאוּ Präter., was die geschehene Tatsache verzeichnen würde, sondern Futurum, um dieses Geschehnis als von Gott ausgehende Bestimmung zu bezeichnen.

 V.18 f. Die folgenden Verse schildern nun in vollendeten Gegensatz dazu die  Zeit der Rückkehr der Kinder zu der so lange verlassenen einsamen Mutter. Aber in der harten Schule des Exiles sind es in Wahrheit ihre Kinder geworden, sie sind jetzt der Mutter höchster Schmuck und schmiegen sich wie Kinder an ihre Mutter. Diese aber, die hehre Zijaun, blüht jugendlich auf gleich einer Braut (V/18). – Denn nur das dich Gefährdende ist überhaupt  zerstört worden, und das Land mußte nur so lange verödet sein, bis deine Kinder reif geworden, seine reiche Spenden ohne Einbuße ihres besseren Selbst zu genießen. Bis dahin war es ein Boden nicht deiner Blüte und deines Gedeihens, sondern: הרסתך, deines Untergangs, wörtlich: des Niederreißens alles dessen, was du erbauen möchtest. Das Reich der Liebe und der Gerechtigkeit, das unter der Herrschaft, des Gotteswortes auf  Zijauns Boden errichtet werden sollte, wurde durch die Verderbnis der auf dem üppigen Boden entarteten Bewohner vereitelt. Also: nur das Feindliche wurde entfernt, nur das dich Gefährdende beseitigt: wenn du jetzt von deinen heimkehrenden Kindern so erfüllt sein wirst, daß  gar kein Platz mehr frei ist, so wird doch unter dieser großen Zahl sich kein einziger befinden, der nicht in Wahrheit zu בניך gehörte, nicht in Wahrheit der deinige wäre? – Charakteristisch   werden hier die entarteten Söhne Zijauns מבלעיך genannt. בלע verschlingen, in Piel: verschwinden machen. Es sind das diejenigen, die die Eigenart, die Einzigkeit des in Zijaun thronenden Gotteswort verkennen, es in eine Linie mit Menschen irgendwelcher Kulturstufe stammenden Religionen stellen, es damit aber in seinem Wesen töten. Moses steht ihnen auf einer Linie mit Zoroaster und Confucius und den anderen „Religionsstiftern“ – das ist buchstäblich: מבלעיך, die Zijaun und das auf ihm thronende Gotteswort den Blicken und der Erkenntnis der Menschen verschwinden lassen.

V.23 Es wird  zeigen, daß, was alle Mahnungen und Belehrungen der Propheten nicht vermochten, die Macht der Geschicke vollbracht hat. Die Könige der Jissroél unterdrückenden Völker werden – Zijauns Erzieher, und „ihre Fürstinnen“ werden – Zijauns Ammen gewesen sein. Diese „ihre“ Fürstinnen kann sich nur auf die eben genannten Könige vollziehen, eine feine Ironie: die mächtigen Könige werden von den noch mächtigerern fürstlichen Damen beherrscht. מלכים und שרותיהם, Königswillkür und Weiberherrschaft, sind das Bild des Völkergetriebes, unter dem Jissroél Jahrtausende gelebt und geduldet hat. Die „Könige und ihre Fürstinnen“ jedoch werden Jissroéls Söhne für Zijaun erzogen haben. Dann aber fällt auch ihnen die Binde von den Augen, sie erkennen die Hoheit Gottes und die Herrlichkeit seines Wortes an, dessen Wahrheiten sie in tiefer Erregung voll Ehrfurcht huldigend in sich aufnehmen. – Das ילחכו ist das Bild der Sehnsucht. Nicht vor Jissroél, vor Zijaun sinken sie huldigend nieder.

VV. 4 und 25. Daß aber diese vollständige Umwälzung, die sich in den Gesinnungen der Menschen vollzogen hat, sodaß die so lange „Vereinsamte und Gemiedene“ sich plötzlich zum Strebeziel der Völker geworden und ihre bisher verachteten und verkannten Kinder urplötzlich als Träger der Heilssaaten geehrt und emporgehoben erblickt – daß dieser ganzer Umschwung nur von Gott gewirkt ist, das sollte auch dem blödesten Auge klar sein. Denn: היקח וגו' entspricht es wohl dem gewöhnlichen, natürlichen Gange der geschichtlichen Ereignisse, daß der Wehrlose der Gewalt des Mächtigen entrissen wird? Wenn es die Signatur deiner Geschichte bildet, daß das schwächlichste Volk seit Jahrtausenden alle seine mächtigen Unterdrücker überdauert und aus allen ihren wütenden Verfolgungen gerettet wird, so ist es dies, weil Gott Jissroéls Streitsache führte.

 V.26 והאכלתי את מוניך וגו' Sie werden es erfahren, daß, indem sie Jissroél zu verzehren glaubten, sie ihr eigenes Fleisch verzehrt, und daß sie in ihrem eigenen Blute sich berauscht haben in der Meinung es sei Jissroéls Blut –: Gott wird sie durch Erfahrung erkennen lassen, daß durch die an dem schwachen wehrlosen Jissroél verübte Rechtskränkung und Vergewaltigung der Mächtige sich selbst jedes Rechtsschutzes beraubt und daß in dem mit dem Raube der Ausgebeuteten gefeierten Orgien sein eigenes Blut und Adern entströmt. Aus deiner leiblichen Erhaltung und deiner geistig-sittlichen Vollendung aber wird es der ganzen Welt entgegenleuchten, daß Gott dein Retter, dein Annehmer, die „Schwungkraft Jaakauws“ ist. אביר von אבר, Schwinge; der das Jaakauw-Jissroél nicht nur gerettet, sondern auch emporgehalten hat, daß es nicht in dem Sumpf der Entartung und Gemeinheit versunken ist, von dem es so oft umgeben war, und daß auch die Mißhandlungen und Beraubungen, die es zu erdulden hatte, seinem Sinne nicht die Selbstachtung und seinem Charakter nicht die Geradheit raubten.

(Die Haftoroth übersetzt und erläutert, Frankfurt am Main 1896: S. 327-338  Kommentar zu Jesajas Kap. 49 V.14…) 

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