dinsdag 27 augustus 2024

Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH Aus seinem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes REEH

 


Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH

              (1833 – 1900)

 

הפטרת פרשת ראה

 

   Aus seinem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes REEH

Haftoro und Kommentar sind dieselbe als in  Wochenabschnitt נח Jesajas Kap. 54 V.11-17 u. Kap.55, 1-5

 Kap. 55,  V1.  Wenn die Pflichterfüllung allein freimacht von den demoralisierenden Folgen  der Furcht und unnahbar macht plötzlichen Schrecken, so schließt sich hieran die Aufforderung an Alle, reich wie arm, sich nun zuzuwenden dem Quell, von dem allein die Erkenntnis der Pflicht zu schöpfen sei, nämlich dem Gottesworte. Es gewährt Ersatz für die äußeren Lebensgüter, wo sie fehlen, und es lehrt denjenigen, der sie besitzt, erst die rechte Verwendung, durch die er ihrer in Wahrheit froh wird. Es wird verglichen mit dem belebenden Wasser; dieser Bedingung alles organischen Lebens, Blühens und Gedeihens, mit der nährenden Milch und dem stärkenden und Freude spendenden Weine. Wer in dem ernsten Sinne echter Gottesfurcht das Leben in seiner Mannigfaltigkeit seiner Gestaltungen nur als eben so viele Aufgaben betrachtet, für deren Lösung er seine geistige und sittliche Kraft zu erproben hat: für den wird auch die herbste Prüfung, indem er sie treu und tapfer besteht, zu einem Quell der reinsten Freude und zu einer Kräftigung seines inneren Menschen. Ihm erweist sich so in Wahrheit das Gotteswort als nimmerversiegender Born der Lebenskraft, der Nahrung und der durch nichts zu trübenden Lebensfreude. Der tiefe Seelenfriede, die innige Lebensheiterkeit und der tapfere, hochgemute, allen Widerwärtigkeiten standhaltenden Frohsinn, deren Stätten die stillen abgeschiedenen bescheidenen, aller äußeren Güter und Genußesmittel, ja nur zu oft des Lichtes und der Luft entbehrenden jüdischen Heimstätten  gleichwohl waren, sind ohnehin das sprechendste Zeugnis dafür, daß dieser Satz von den Segenswirkungen des Gotteswortes keine rethorische Überschwänglichkeit, sondern daß er lebendige Wahrheit sei.

 V.2 Doch nicht ist etwa die Thora nur das Surrogat der Lebensgüter für den Armen. Sie ist ebenso unentbehrlich für den Reichen. An diese wendet sich unser Vers. Denn es kann ein Mensch der Güter reichste Fülle besitzen, aber er wird ihrer nicht froh; er selbst ist und bleibt ein segen- freund- und friedloser, armer Mann. אכלו טוב, genießet das Gute ותתענג בדשן נפשעם, das inmitten aller Fülle auch eure eigene Person sich wonnig fühle. Dazu kommt ihr aber nur, wenn ihr „auf mich horchet“, wenn ihr aus der Thora das Geheimnis erfahret, wie ihr eure Güter zu verwenden habt, damit ihr nicht ausgebet für das, „was nicht Brot ist und nicht zur Sättigung, zur Befriedigung gereicht“. Sonst bleibt das nach wahrer Lebensfreude lechzende Verlangen- das צמא des V.1  – auch  des Reichsten ewig ungestillt.

 V.3 Wenn ihr aber, Reiche wie Arme, meinem Rufe folget, so: ותחי נפשכם, wird euer Leben erst ein wirkliches neues Leben werden, ואכרתה וגו': und das stille Glück, das aus der Hüte des Armen strahlt, die reiche Segensfülle, die aus dem stattlichen Wohnsitze des Reichen flutet, das edle reine Menschentum, das aus der Persönlichkeit des von den Gottesgesetzen beherrschten und gestalteten jüdischen Menschen der Menschheit entgegenleuchtet, sie werden zum mächtigen, David-gleichen Herold an die Menschheit. Dann aber macht ihr auch des Davidbundes und der von mir ihm und seinem Wirken verheißenen und bewahrten Liebeswaltungen teilhaftig.

 V.4  Wie kein Zweiter ist David durch sein Psalmwort ein Zeuge für Gott an die Menschheit geworden, keines anderen Menschenwort war also in weitesten Kreisen der Menschheit aller Zeiten der Wegweiser zu Gott. Allein nicht Pflanzung und Verbreitung des Gottesbewußtseins ist Endziel und erschöpft nicht die Bedeutung der welthistorischen Bestimmung Davids. Nicht nur zum Zeugen, sondern auch zum נגיד ומצוה habe ich ihn dahingegeben. נגיד Fürst, von נגד, Grundbedeutung: gegenüber, vor Augen, gegenwärtig sein, daher im Hifil: vergegenwärtigen, bezeichnet den Fürsten in der idealsten Auffassung des Fürstenberufes, nicht bloß Wächter des Rechtes und der Pflichtübung, sondern in seiner Person selbst deren lebendigen Verkörperung und leuchtende Verwirklichung zu sein. In diesem Sinne ist es mit Vorbild übersetzt. Als solches war David durch die in seinem unendlich reichen, wechselvollen Leben bewährte Pflichttreue zugleich מְצַוֵה „Bringer der Pflicht den Nationen“. Denn viel wichtiger als der Glaube an Gott ist das Bewußtsein von der in freier Gott dienender Tat zu erfüllenden Menschenbestimmung.

 V.5 Wie David, so wird auch einst Jissroél und jener Einzelne in Jissroél durch das stille Beispiel der sittlichen Vollendung seines Lebens und des auf jeder Stätte solchen reinen Menschentums sichtlich ruhenden göttlichen Segens in ungekannte Fernen, auf Völker wirken, die bisher von ihm abgeschlossen, לא תדע, und: die dich bisher verkannt – darum steht auch wiederholt גוי, Singular, der in sich abgeschlossene Nationalkörper – werden zu Jissroél eilen, nicht um deiner äußeren Größe willen, sondern, um sich Dem huldigend unterzuordnen, der als קדוש ישראל, durch seine Gesetze dich sittlich adelt. כי פארך: denn nicht der Lorbeer des Krieges, nicht die Errungenschaften in Wissenschaft und Kunst, sondern die sittliche Hoheit ist es, die deine Herrlichkeit bildet.

(Die Haftoroth übersetzt und erläutert, Frankfurt am Main 1896: S. 14-19  Kommentar zu Jesajas Kap. 54 V.11…) 

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