Rabbiner Dr. Salomon BREUER
(1850 – 1926)
לפ' פרה
Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt Poroh (Auszüge)
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Ein זרע ist jedes Menschenkind, das nicht nur körperlich, sondern auch geistig und sittlich zugrunde geht, wenn es nicht die gebotene Pflege findet, mag es auch von geistig und sittlich hochstehenden Eltern stammen. Andererseits kann aber auch ein „Samen“ unwürdiger Eltern, wenn er von der veredelnden und läuternden Kraft der Thora erfasst wird, zum herrlichen Menschenblüte sich entfalten.
Gerade in dieser Tatsache hat aber unsere Thora ihre Wunderkraft bewährt. Ein Blick in unsere Geschichte gibt den überzeugenden Beweis. רות המואבית Ruth, einen Menschenkreis entstammend, den Gottes Gesetz aus Gottes Gemeinde auszuschließen gebietet, wird, von der Macht der Thora ergriffen, zur Stammmutter des davidischen Hauses, des מלך המשיח! כי שת לי זרע אחר „einen Samen hat mir Gott gesetzt“, der wohl noch kein איש, der aber unter allen Umständen, und wären die Voraussetzungen noch so ungünstig, durch geeignete Pflege zum איש heranreifen kann. –
Damit aber hat Chawa der Erziehung Wege gewiesen, auf denen später dem jüdischen Volke auch aus זרע שבא ממקום אחר der מלך המשיח erstehen konnte!
Diese Tatsache, daß es der Thora gelingt, auch זרע ממקום אחר zu Trägern ihrer Wahrheit zu gewinnen, hat der Thora Unsterblichkeit verliehen. כי לא תשכח מפי זרעו „Sie wird nicht vergessen werden aus dem Munde seines Samens“, lautet das tröstliche Geleitwort, das uns auch in Zeiten des traurigsten Verfalls nicht verzweifeln lässt und uns das Bewusstsein stärkt, daß es der Thora zu allen Zeiten gelingen werde, sich ihrer Träger zu sichern. Und mag auch die Entfremdung in erschreckendem Umfang um sich greifen, mögen auch in Leichtsinn und Verblendung weite Kreise der vollendeten טומאה anheim fallen, – um die Zukunft der Thora brauchen wir nicht zu zittern: ihr wird es noch immer gelingen, einen זרע, und wäre es auch ein זרע אחר zu gewinnen, der unter der Macht ihres Lebens weckenden und gestaltenden Einflusses zur herrlichen Menschenblüte sich entfaltet. Wohnt ihr doch die geheimnisvolle Kraft inne, selbst aus טמא den טהור hervorgehen zu lassen!
Generation gehen in טומאה, in völliger Gottesentfremdung dahin, da erblüht einem Terach ein Abraham! Blind wütet Achas gegen den Bestand des jüdischen Lebensbaums, und gerade ihm entstammt Chiskija! Mit finsterem Fanatismus kämpft ein Menasche jahrzehntenlang wider Gottes Heiligtum, und gerade ihm wird Joschijah geboren, den Gottes Thora zu ihrem Retter sich zu erziehen versteht! Generationen gehen in טומאה dahin, und dennoch vermag Gottes Thora aus diesem Boden den זרע אחר, den טהור, den „reinen“ Träger ihrer ewigen Wahrheit zu gewinnen!
זאת חקת התורה In dieser Tatsache offenbart sich das gewaltige „Naturgesetz” unserer Thora.
Diese טהור מטמא-Tatsache fand aber in der פרה אדומה-Institution ihrem sprechenden symbolischen Ausdruck. Wohl war der mit מי נדה gemischte Aschenstaub gewinnen: …
Das aber ist der symbolische Ausdruck für חקת התורה, für das der Thora innewohnende „Naturgesetz“; ihr wohnt die wunderbare Kraft inne, aus טומאה den טהור zu gewinnen; מי יתן טהור מטמא לא אחד es ist die göttliche Kraft der Thora, die noch zu allen Zeiten aus vollendeter טומאה die „reinen“ Träger zu gewinnen verstand. –
Für die Rettung von Sedom und Amora trat Abraham fürbittend ein. Nun aber hatte doch Gott den Untergang dieser Städte beschlossen, weil ואנשי סדום רעים וחטאים ihre Entartung ein solches Ausmaß erreicht hatte, daß an ihre sittliche Erhebung nicht mehr zu denken war. Was veranlasste da Abraham dennoch, sich für ihre Erhaltung einzusetzen?
Abraham mochte der Hoffnung gelebt haben, daß, wenn auch diese Generation unrettbar der טומאה verfallen sei, vielleicht doch noch einst ein זרע אחד und damit ein Geschlecht טהור מטמאhervorgehen könne, so daß die Rettung dieser Städte gerechtfertigt wäre. Hatte er es nicht an sich selbst erlebt, war er nicht den Sohn eines Terach, der späte Enkel einer in טומאה entarteten Geschlechterreihe? Daran wagte er zu erinnern in Worten, die, feinfühlig genug, nach Möglichkeit den Vater zu schonen bestrebt waren: הנה נא הואלתי לדבר וגו' ואנכי עפר ואפר Er darf vor Gott stehen in seiner Hinfälligkeit und ist von Gott durch göttliche Rettungswunder dem Leben erhalten worden, ist, wie die Weisen so herrlich bemerken, dem Schwert Amrafels entronnen und dem Glutofen Nimrods, ist des Lebens gewürdigt worden, weil Gott in ihm den טהור erkannte, der aus טומאה sich zu gottgewollter Lebensbestimmung emporrang. – Sollte eine solche טהרה-Zukunft nicht auch der טומאה dieser Städte beschieden sein?
חייך שאני נותן לבניך כפרה בהם Fürwahr, diese Wahrheit soll einst in der פרה אדומה-Bestimmung ihren ewigen Ausdruck finden.
Gottes weiser Ratschluss aber hatte über Sedom und Amora den Untergang beschlossen, da diese von Abraham erwähnte Möglichkeit Gottes alle Zukunft durchdringendem Auge sich nicht bot.
Und doch, wie wahr unser Vater Abraham empfunden, wie sehr seine Erwägung der göttlichen Waltung entsprach, geht aus einer Bemerkung der Weisen hervor, die wir nunmehr in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen glauben. קם קח את אשתך ואת שתי בנותיך הנמצאות וגו', gebieten die Engel Lot, „nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die sich da vorfinden“ (19,15). Das Wort הנמצאות ist überflüssig und unverständlich. Und die Weisen erklären (מ"ר): שתי מציאות רות המואביה ונעמה העמונית „Zwei Funde“ habe da Gott gemacht, die Moabiterin Ruth und die Amoniterin Neamah. Ferner: מצאתי דוד עבדי (תהלים פ"ט) היכן מצאתי אותו בסדום Es heißt: ‚Ich fand meinen Diener David’ – in Sedom hat Gott ihn gefunden.
Von den beiden Töchtern Lots, den Stammüttern von Moab und Ammon, gingen einst Ruth und unser König David hervor! Wenn aber aus der טומאה-Umgebung von Sedom und Amora solche טהרה-Blüten gezeitigt werden konnten, so war dies wohl die denkbar größte מציאה, die der Gottessache beschieden sein konnte. Dieser künftigen מציאה oder besser dieser טהור מטמא-Erwägung dankten Lot und seine Töchter ihre Rettung. –
Daß aber solche מציאות selbst aus Sedom und Amora hervorgehen konnten, zeugt für die Wunderkraft der Thora. Sinnig reichen uns daher die Weisen gerade מגילת רות am Tage von מתן תורה: Hier hat זאת חקת התורה die der Thora ureigentümliche Kraft in ihrer ganzen Tragweite sich bewährt. – Von ihr dürfen wir auch für die Folge vertrauensvoll unser und der Menschheit Heil erhoffen.
Quelle: Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung zweiter Teil Exodus J.Kaufmann Verlag Frankfurt am Main 1935 S. 80 - 86
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