Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH
(1833 – 1900)
הפטרה פרשת ויחי
Aus seinem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes Wajechi
Könige I Kap.2, Vers
Wie bei der Sidra חיי
שרה
dürfte auch hier die Ähnlichkeit und Kontrast bei der Wahl der Haftora maßgebend
gewesen sein. Dem sein Haus bestellenden Jakob wird der seine letztwilligen
Verfügungen treffende David gegenüber gestellt, dem heimgehenden Patriarchen
der sich am Ziele fühlenden König. Dort umsteht eine Vielheit von Söhnen das
Lager des scheidenden Vaters, hier ruht auf einem Sohne das brechende Auge des
Sterbenden. Dort empfängt die Gesamtheit der Söhne das heilige Vermächtnis, das
letzte Mahnwort und den heiligen Vatersegen. Hier ist’s der Eine, der bereits
zum Nachfolger des Vaters auf dem Throne Gesalbte, der des Vaters letzte
Aufträge und des Vaters Mahnwort empfängt. Der Gedanke an die Zukunft
beschäftigt den Patriarchen wie den König, die Erinnerung an die einzige
Bedingung, von deren Erfüllung des Jakob-Hauses wie des Jissroél-Volkes
abhängt, bildet die letzte Sorge hier wie dort. „Sammelt euch alle in Einem! Haltet zusammen!
Bleibet geistig wach und höret stets hin auf euren Väter!“ so strömt’s von den
Lippen des sterbenden Patriarchen – „Sei stark und werde zum Manne und bewähre
deine Stärke, indem du dich als den starken und treuen Wächter des dir von Gott
anvertrauten heiligen Gutes erweisest, zunächst dadurch , daß du selbst
hervorleuchtest in treuer Erfüllung des Gottesgesetzes wie es in der Thora
enthalten ist, nur dann wirst du weise handeln in allem, die Bewährung der
Gottesfurcht, ist für dich die höchste, nein die einzige Weisheit, und von ihr
ist die Erfüllung der mir für mein Haus gewordenen göttlichen Verheißungen aufs
entschiedenste bedingt“ – so der scheidende König. Am Sterbelager Jakobs
empfängt die Gesamtheit des Jakobshauses das Vermächtnis, unter der kraftvollen
Führung des mächtigen Juda-Stammes treue Fortträger des Abrahambundes zu sein.
In dem scheidenden David ging bereit der erste König heim, den Gott aus dem
Stamme Juda über seine Brüder emporgehoben hatte, ihr Hirte und Führer ging zu
ihrer ewigen Bestimmung zu sein. Der Sohn an seinem Lager war bereits gesalbter
König, und in dem Scheideworte faßt der Vater die Summe aller Regentenweisheit
zusammen, durch deren Betätigung allein der Sohn seinen Königsberuf erfüllen
und seinem Throne Festigkeit und Dauer geben werde. Was König David zu König
Salomo sprach, faßt mit denselben Worte hatte es der scheidende Führer Moses zu
seinem Nachfolger Josua gesprochen. Da berührt es und denn seltsam und weht uns
entgegen als ein reiner Hauch aus dem Gottesfrieden des alle seine Kinder zu
gleich hoher Bestimmung berufenden Abrahamshauses. Was David hier Salomo, was
Moses Josua als Ziel und Weg ihrer Bestimmung aussprach, das ist wortwörtlich
dasselbe, was Gott jedem, ausnahmslos jeden Sprossen des Abrahamshauses als
Lebensweg vorgezeichnet. Für den König wie für den letzten Bettler gibt es auf
dem Boden des Gottesgesetze nur einen Weg und nur ein Gesetz, durch dessen
treuen Befolgung allein sie ihrem Leben vollen Inhalt und dem im stolzen Königspalaste
wie in der ärmste Hüte sonst flüchtiger
Vergänglichkeit verfallen Sein Dauer und Halt für die Ewigkeit zu gewinnen
vermögest.
(Die Haftoroth übersetzt und erläutert, Frankfurt am Main 1896: S. 87-93 Kommentar zu Könige Kap 2, V.1)
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