Rabbiner Dr. Salomon BREUER
(1850-1926)
שמות
Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt Schmauss (Auszug)
…Uns brüderlich zu einen, ist somit das hehre Ziel unseres Golus. Nicht jedoch ist es mit der äußerlichen Sammlung getan, auch nicht mit dem ihr allein dienenden Geist der Liebe und der Brüderlichkeit. In brüderlicher Eintracht müssen wir uns um unseren göttlichen Hirten sammeln, um uns seiner alleinigen Führung in rückhaltlosem Vertrauen hinzugeben.
הקבצו ושמעו ruft die mahnende Stimme unseres sterbenden Ahns – ein heiliges Vermächtnis, von dessen Verwirklichung allein unsere Zukunft bedingt ist. Kein הקבתו ohne ושמעו! Erst durch שמעו, durch das uns allen gemeinsame geistige Lebensgut, dessen Aufnahme unser ganzes Sehnen zu gelten hat, erhält das הקבצו seinen wahren Sinn und die Gewähr seiner Dauer: ואנחנו עם מרעיתו וצאן ידו היום אם בקולו תשמעו wenn wir um unseren göttlichen Hirten uns einen, in ungeteiltem Vertrauen seiner Führung uns hingeben, kann mit jedem Tag die Stunde unserer Erlösung schlagen: „Heute noch, wenn wir Gottes Stimme gehorchen!“
והאמת והשלום אהבו Ohne אמת gibt es keinenשלום , keinen wahrhaften שלום! Der אמת, die unteilbare, alle Erscheinungen des göttlichen Lebens beherrschende Wahrheit der תורה, hat uns höchstes, heiligstes Gut zu sein: אמת קנה ואל תמכור spricht der weise König (Mischle 23): den אמת kaufe,– aber verkaufe ihn nicht! Kaufen sollen und müssen wir den אמת, selbst wenn wir um seinen Preis den teuren שלום hingeben müssen, denn der אמת kann nie zu teuer erkauft werden! Verkaufen aber dürfen wir ihn nie, nie und nimmer, selbst wenn wir uns dafür den vermeintlichen Frieden erwerben könnten! – –
Je mehr wir aber den אמת in unserer Mitte pflegen wollen, ist er ja das granitene Fundament, auf dem unsere קהלה sich erhebt, dessen Wahrung und rücksichtslose Vertretung allein ihre Berechtigung ausmacht und ihre Zukunft verbürgt, desto aufrichtiger lasst uns den Geist der Zwietracht und des Hasses, der קנאה und שנאה aus unserer Mitte bannen –
Blühende Gemeinden sind an diesem Geist der קנאה und שנאה schon zugrunde gegangen. E kann daher nicht entschieden genug bekämpft und verurteilt werden. Ist denn unser Gemeindeleben so fest gefügt und so sicher gestellt, daß wir den Feind nicht zu fürchten haben, der solche Erscheinungen der Zersetzung mit Schadenfreude registrieren wird, weil er in ihnen die sicheren Anzeichen der drohenden Auflösung erblickt? Lasst uns bannen den Geist der Zwietracht und des Hasses aus unserer Mitte, vereint und geeint lasset uns der Verwirklichung unserer heiligen Lebensideale unsere Kraft weihen.
Jüdische Frauen, jüdische Mütter waren uns noch zu allen Zeiten Vorbilder dieses Geistes des wahren Friedens, Vorbilder der jüdischen Pflichttreue. Jüdische Frauen waren es, deren Namen unsere heutige Sidra verewigt, die mit מסירת הנפש ihrem Volke gedient, jüdische Frauen haben unsere Gëula einst angebahnt, jüdische Frauen, geweckt und genährt vom Geiste unserer Mutter Rahel, mögen beispielgebend ihren Kindern vorangehen, daß sie unserem armen, zerrissenen Volke den heißersehnten Weg zur Gëula weisen – ושבו בנים לגבולם.
Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung Zweiter Teil EXODUS J. Kauffmann Verlag / Frankfurt a.M. 1931 S. 6-7
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