maandag 6 maart 2023

Der Fasttag Esthérs: Rabbiner Samson Raphael HIRSCH


Samson Raphael HIRSCH

      (1808-1888)

DER FASTTAG ESTHERS

 

Chaurèw Kap.33 § 238

 

2. תענית אסתר  Einer andern Golußsünde Denkmal[1][1], und Warnung vor derselben, von der uns nur durch Überlieferung Kunde geblieben, ist Tha-aniss Esthér, das auch nur durch Überlieferung des Herkommens Zeitendenkmal geworden. Gleichsam, als ob das Schuldbewusstsein des Volkes sich selber zur Warnung dies Erinnerungsdenkmal gesetzt. – 

 Begebenheit: Achaschwérausch, dem Sinne orientalischer Eroberer gemäß, war milde gegen die Besiegten. So viel verschiedene Völkerschaften beherrschend, konnte natürlich der Blick nicht an eine Eigentümlichkeit sich fesseln; und, mochte darum Sprache, Sitte, Religion, noch so verschieden sein, was nur dem allgemeinen Namen Untertan sich fügte, war ihm willkommen. So wurden denn diejenigen von Jissroél, das ohnehin ja der persischen Herrschaft so vielfaches dankte, die von ihrer Heimat ferngeblieben waren, mit in den wohltuenden Strahl königlicher Milde gezogen. Gleichsam Prüfung von oben, wie Jissroél, das im Laufe der kommender Jahrhunderte so vielfache Probe der Gottestreue im Unglück geben sollte, in dieser Gottestreue unterm Strahl der Milde bestehen würde. Und siehe, Jissroél, das unterm Druck nie die Treue brach, die Probe bestand es nicht. – Sich gefallend in dieser fürstlichen Milde, sei es weil deren Haltung als Bürgschaft ihres Heils betrachtend, sei es aus Schwäche, sich nicht dem Gütigen gegenüber in ihrer Eigentümlichkeit behaupten zu können, sei es im Wahn, diese Milde selbst durch Anschmiegen an Landessitte vergelten zu müssen, ginge es auch auf Kosten des Jissroélgeistes und Jissroéllebens, – oder etwa gar – sich der eigentümlichen Sitte schämend und gerne so rasch als möglich mit denen sich einigend, von denen ihr äußeres Heil abhing, kurz , Jissroél bestand nicht; die Milde machte sie lauer in Beachtung väterlicher Lehre. Aber Gott riss sie bald aus ihrem Traum. Ein Mann, ewiges Muster für Jissroéls Goluß, wie man Land und Fürsten treu und doch Jhudi in wahren edelsten Sinne bleiben könne, Mordochai musste sie im eigenen Beispiel lehren: nichts zu wissen von jener Mäkelei mit Jissroéls Lebensgute, und, wo es gilt sich der Mächtigen Gunst auch nur durch Entsagung einer Jissroélpflicht zu erkaufen, sich, die Seinigen, lieber alles preiszugeben, als sich Leben und Gemächlichkeit durch Pflichtverletzung zu erringen; treu zu bleiben – und alles übrige in Gottes Hand zu stellen. –  Und nachdem nun gerade jene, trotz ihres Anschmiegen, das Schwankende der Menschengunst erfahren hatte, und Gott gerade die Gefahr, die Mordochais Festigkeit über sie alle gebracht, in herrliche Rettung umgewandelt hatte, sie auch in der Stunde der Gefahr die eigene Verirrung erkannt, da – während  von seinen Führern der Tag der Rettung als freudiges Zeitdenkmal eingeführt worden – erhielt sich das Volk selber den Tag vor dem Feste als warnendes Denkmal schnöder Verirrung, und das ist der Tha-aniss Esthér.

 Warnung:  Wovor warnt Tha-aniss Esthér? Vor der Verirrung, die Völkergunst durch Anschmiegen an ihre Lebensweise, wenn auch mit Verletzung göttlicher Pflichten, zu erkaufen. Wenn Zaum Gdaljoh uns vor Untreue, Ungehorsam, Ungefügigkeit warnt gegen die Hand Gottes, die ins Goluß  uns führte, und Anhänglichkeit, Gehorsam und Treue für die Völker von uns fordert, die uns aufgenommen: zeigt Tha-aniss Esthér  die Grenze dieses Rufes in der Treue gegen das Gesetz, das uns zu Jissroél macht, und ruft allen Geschlechtern Jissroéls zu: wenn Gott sie wieder prüfen werde durch Völkermilde, wie Er durch Völkerhärte sie geprüft, standhaft zu bleiben in dieser Prüfung, und der alles versöhnende Milde durch Treue und Anhänglichkeit und Förderung des Völkerwohls zu begegnen, und durch volle Entfaltung des schönen Jissroélcharakters, wie Gott dies ja selbst gegen Völkerhärte fordert, – nicht aber durch Aufgeben ihrer jissroélitischen Persönlichkeit; denn das hieße Selbstmörder werden, um das Leben zu gewinnen.

 

 Samson Raphael HIRSCH : Chauréw, Versuche über Jissroéls Pflichten in der Zerstreuung, zunächst  für Jissroéls denkende Jünglinge und Jungfrauen. Vierte Auflage Frankfurt  a.M. Verlag J. Kaufmann 1909



 [1]  Das andere ist der Fasttag Gdaljohs (§ 237) am 3.Tage des Jahres.

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