vrijdag 31 mei 2024

Parsha Pearls: Parshas Bechukosai

 Giving Up the State Saves Lives
Eretz Yisroel Prefers Gentile Rule
The Sin of Questioning the Need for Exile
The Desolate Land

I will place your corpses on the corpses of your idols. (26:30)

The Gemora says (Sanhedrin 63b): “The righteous Eliyahu walked among the people dying of hunger in Jerusalem. He found a child who was swollen from hunger, lying in the garbage heaps. ‘From which family are you?’ he asked. ‘From such-and-such a family,’ he said. ‘Is there anyone surviving from that family?’ ‘No, except for me.’ ‘If I teach you something through which you will live, are you willing to learn it?’ ‘Yes,’ said the child. ‘Say every day, “Hear O Israel, Hashem is our G-d, Hashem is One.”’ The child said, ‘Be quiet, do not mention the name of Hashem!’ For his father and mother did not teach him that. Immediately, he took out his idol from his bosom and hugged it and kissed it until his stomach split, and his idol fell on the ground and he fell on top of it, to fulfill the verse, ‘I will place your corpses on the corpses of your idols.’”

The Brisker Rav used to repeat this passage often, and he would say, “This is the situation today. People see that rebelling against Hashem will not succeed, and that because of the establishment of the State we are suffering bitterly from our Arab neighbors. Every day people are killed and wounded, may Hashem have mercy. All the arms of the Zionists do not help to stop terror. And still people continue to support the State and think that it is the salvation of Hashem and the redemption of the Jewish people. They do not understand that this is a threat of destruction to the Jewish people!” (Uvdos Vehanhagos Leveis Brisk v. 4, 191)

In the same vein, the Satmar Rav said, “I heard that the religious Zionists announced that this war [of 1967] was necessary and obligatory according to Torah [in order to save the Jewish people from danger]. But it is obvious and known to all who see truth that all these troubles, including the danger of the war, came upon us only as a result of the existence of that Zionist state…it is the Zionist government that aroused the anger of the Arabs by provoking them in various ways, and if not for the stubbornness of its wicked leaders the danger of the war would never have been. And even now, if they were to give up their state and their government, there is no doubt that they would take Hashem’s anger away from the Jewish people. Had they done this, the entire calamity – the danger of the war and the loss of Jewish lives – would not have come upon them. And for every minute that they hold on to their power they are offending the Creator, blessed be He, with violation of the oaths and rebellion against the nations, which the holy Torah has forbidden and for which we have been warned of a severe punishment… And even naturally speaking, if they were to give up their government and Zionist state, there is no doubt that the United Nations would be able to find some way to prevent war, bloodshed and loss of Jewish lives.” (Al Hageulah V’al Hatemurah, Chapter 44)

Full Reading: https://torahjews.org/2023/11/26/parsha-pearls-parshas-bechukosai  

Rabbiner Samson Raphael HIRSCH Aus seinem Kommentar zur Wochenabschnitt BECHUKAUSSAI

 


Ra
Rbbiner Samson Raphael HIRSCH

                      (1808-1888)

 

בחקתי

 

Aus dem Kommentar von Rabbiner Samson Raphael HIRSCH zur Wochenabschnitt BECHUKAUSSAI

 

Kap.26 V.42  Dann gedenke ich meines Bundes „Jakob“; und auch meines Bundes „Jizchak“ und auch meines Bundes „Abraham“ gedenke ich, und des Landes gedenke ich.

Kap. 26,V.42 וזכרתי את בריתי וגו'  Es heißt nicht: בריתי עם oder את יעקב u.s.w. sondern: בריתי אברהם, בריתי יצחק, בריתי יעקב. Offenbar ist es also nicht der Bund mit Jakob u.s.w. sondern, Jakob, Jizchak, Abraham sind Apposition zu בריתי, es gibt einen Gottesbund der „Jakob“, einen Gottesbund der „Jizchak“, einen Gottesbund der „Abraham“ heißt. Ähnlich wie 4 B.M. 25,1: הנני נותן לא את בריתי שלום, wo שלום der Gottesbund ist, den Gott dem Pinchas übergibt. Der ברית, das ist ja die absolute Gottesbestimmung (siehe 1 B.M. 6,18), die שלום heißt, das ist der Friede der trotz aller entgegenstehenden Wirrnissen auf Erden, doch nach Gottes Bestimmung die endliche Gestaltung der Dinge auf Erden bilden soll, den hat Gott nicht der feigen und feilen Konnivenz sondern, dem redlich für das Rechte mit selbstvergessenem Mute einstehenden Pinchaseifer anvertraut. So hat die Entwicklung der jüdischgeschichtlichen Bestimmung Gott einen ברית gestiftet, der Jakob, einen ,ברית der Jizchak, und einen ,ברית der Abraham heißt. Alle dreie, Abraham, Jizchak und Jakob, war Gott nahe, aller dreier Geschick war von Gott geleitet und bedeutsam für die Begründung ihres Volkes, und doch hatte jeder von ihnen eine andere Weltstellung. Wie nach der Überlieferung Abraham das Morgengebet, Jizchak das Minchah- und Jakob das Nachtgebet gestiftet, so entspricht auch die Weltstellung des Geschickes eines jeden derselben diesen Tageszeiten. Abrahams Geschick erscheint in steigendem Lichte; beglückt und reichgesegnet in allem und durch alles stand er, obgleich allein, einer ganzen Welt gegenüber, und sie zu dem Altare des Einen Einzigen berufend, doch unbeneidet und unangefeindet, ja hochverehrt als נשיא אלקים in ihrer Mitte. Jizchaks Weltstellung ist schon getrübt. Mit seinem Wandel vor Gott isoliert, findet er ob seines Gottessegens nur Neid inmitten seiner zeitgenössischen Bevölkerung und wird auf sich selbst und auf sein Haus zurückgewiesen. Mit Jakob zieht endlich nächtlicher Geschickesschatten ein, sein ganzes Leben ist eine Kette prüfungsvoller Verhängnisse, und nur kurz und selten lächelt ihm die äußere Lebensfreude. Und doch sind alle drei die Väter unseres Volkes, alle drei die ersten Träger des Gottesbundes, und Jaakobs harte Weltstellung nicht minder Offenbarung der Gottesnähe im Lebensgeschicke der Menschen als Abrahams leuchtendes Lebensbild. Darum werden sie alle drei hier besonders ברית genannt, und damit dem Volke, dessen Stammeswurzeln sie bilden, die Gottesverheißung mit hinausgegeben, daß auch sein Geschick ein wechselndes, wie der Väter Geschick sein werde, ohne damit aufzuhören, gottnahes Augenmerk der besonderen Gottesführung und Leitung zu sein, und daß wie Abraham, Jizchak und Jakob sie inmitten der Völker im Abrahamsgeschick, in Isaaksgeschick und in Jakobsgeschick sich doch gleichwohl immer als die treuen Söhne des Gottesbundes zu bewähren haben werden.

Im Zusammenhange mit dem vorigen stehen aber bezeichnend die drei Bundesverheißungen in umgekehrter Reihenfolge, es steht der Bund „Jaakob“ zuerst und zwar durch volle Schreibung, מלא, bedeutsam hervorgehoben, und durch den Accent und die Satzbildung als die ganz besonders zu beachtende Hauptverheißung dargestellt, welcher der Bund „Jizchak“ und der Bund „Abraham“ nur mit אף als Erweiterung und Fortsatz sich anschließen.

Mit Beginn des Galuth waren die Söhne des Abrahambundes in das „Jaakob“-geschick eingetreten. Wenn sie aber, wie des die mit der zweiten Hälfte des V.41 eingeleite andere Seite der Zukunftsalternative vorausgeht, dieses Galuth mit allem seinem Herben, in seiner wahren, reinen, gottnahen Bedeutung als רצוי עונם, als sühnende Tilgung ihrer Vergangenheitsschuld mit Befriedigung begreifen und in bewusstvoller Pflichttreue also lösen, daß sie sich zu dem reinen Gegensatz ihrer früheren Verirrung emporarbeiten: dann וזכרתי את בריתי יעקב, dann werde ich meine Bundesverheißung „Jaakob“ erfüllen, werde mit ihnen sein in allen den langen, langen Galuthnächten, Führung gestalten, wie sie in der Völkernacht als die Sterne opferfreudiger Hingebung an die geistige und sittliche Menschenbestimmung im Leben und Sterben leuchten. Und wenn sie dann genug geduldet und im weltgeschichtlichen Märtyrertum ihre Gesetztreue im Unglück mit ihrem Herzblute in die Blätter der Völkergeschichte eingetragen: dann ואף את בריתי יצחק, dann werden sie nicht umsonst in der Mitte der Völker gelebt und geblutet haben, an ihrem Beispiel lichtet sich der Geist und mildern sich die Sitten der Völker, mit dem andämmernden Völkermorgen  ist auch die Mitternacht ihres Galuth vorüber, sie fangen an aufzuatmen und aufzublühen auf bis dahin fremdländischen Boden und wie in der Jakobsperiode den Haß, so haben sie jetzt Jizchak den zurückweisenden Neid der Völker (siehe 1 B.M. 26, 14. u. 16) zu dulden, und nun die zweite und für ihr Naturell wahrlich nicht leichte Schule des Galuth durchzumachen:  im wachsenden Glücke und einer zwischen Humanität und Neid schwankenden Behandlung der Völker gegenüber  sich Jizchak gleich in ihrer Eigenart zu erhalten, und unter dem helleren Völkerhimmel die nun reicheren und freieren Kräfte nur  in noch gesteigerter Gesetzestreue zu einem noch vollendeteren, vielseitigeren Ausbau ihrer eigenartigen Aufgabe im Galuth, unbekümmert um den sie noch immer isolierenden Völkerneid, zu verwenden. Dann, wenn sie die zweite Galuthprobe, die Treue im Glück, glücklich bestanden: dann ואף את בריתי אברהם אזכור, dann wird ihnen die Abrahamssonne im Galuth leuchten; sie werden Abraham gleich Gott und seinem Gesetze ihre Altäre inmitten der Völker bauen, werden Menschheit, werden Abraham gleich also die ganze Fülle alles Wahren und Guten der zur Erlösung  der Menschheit ihnen anvertrauten Gotteslehre an die Völker und für die Völker zur Verwirklichung bringen, weil sie das Volk des Abrahambundes sind, weil sie in Geist und Tat das Gottesgesetz der Menscheiterlösung kennen und üben, und wie Jakobs Nachtkampf mit Esaus Genius nicht endet, bis sich Jakob die segnende Anerkennung von ihm errungen, so werden endlich die lang gehaßte, dann geduteten und beneideten Söhne Jakobs und Jizchaks endlich als Abrahamsvolk inmitten der Völker den huldigenden Anerkennungsgruß empfangen נשיא אלקים אתה בתוכנו! Dann endlich, wenn sie im Galuth alle die Klippen der Völkerfeindschaft, der Völkergunst, des Völkerbeispiels und des Übermuts im Glücke zu überwinden gelernt, an welchen sie einst auf eigenen Boden ihrer Gesetztreue gescheitert, dann erst: והארץ אזכר, dann wenn sie „Abraham“ geworden, werde auch ich die dem Abraham verheißenem Bestimmung des Landes zur dauernde Verwirklichung bringen und sie dem Lande zur endlichen, ganzen Lösung ihrer Urbestimmung als Gottes Gesetzesvolk auf Gottes Gesetzboden wieder schreitenden Stadien wieder zurückgeben. ברית יצחק ,ברית יעקב und ברית אברהם bilden somit die drei fortschreitenden Stadien der Aufgaben, deren Lösung im Galuth die Sühne ihrer Schuld gestaltet und zugleich ihnen die einstige dauernde Rückkehr zum Lande ihrer Selbständigkeit bringt.  

donderdag 30 mei 2024

Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH Aus seinem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes Bechukaussai

 


Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH

              (1833 – 1900)

  

בחקתי

 

Aus dem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes Bechukaussai

 

Jirmejahu, Kap. 36, Vers 19 und folgende

Wird irgendwann nachgeliefert

Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt BEHAR


Rabbiner Dr. Salomon BREUER

                (1850 – 1926)

 

 

בהר

 

Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt

 BEHAR

 

Wer Gott das Erste und Beste von allem, was die Erde ihm zureift, weiht, ist bereit מברך בתורה תחלה zu sein, bekennt daß es Gott ist, dem er alles, was ihm wird, verdankt, daß er  von Gott nur empfängt, um damit Gott und seinem heiligen Willen zu dienen. Wer aber von diesem Bewusstsein erfüllt ist, wird nimmer die große, ernste Mahnung vergessen, mit der Mosche sein Volk ins heilige Land geleitet (Deut.8): daß Gott sein Volk alle Wunder der Wüstenwanderung nur erleben ließ, damit es für immer beherzige, daß, wie das Manna als unmittelbare Spende göttlicher Fürsorge ihnen zuteil wurde, auch das fortan mühsam erkämpfte Brot nicht weniger von Gottes Hand ihnen gereicht wird, Gott mit dem Brot ihrer leiblichen Lebensfristung ihnen aber auch das Brot ihrer Seele reicht, reichen muss, weil לא על הלחם לבדו יחיה האדם כי על כל מוצא פי ה' יחיה האדם „nicht auf dem Brot allein der Mensch lebt, sondern auf allem, was Gottes Mund entfährt, sein Leben sich gründe“ und ihr Leben elend verkümmern müsste, wenn nicht die Nahrung ihrer Seele Gegenstand ihrer vornehmlichsten Sorge wäre.

 Aus Gottes Hand empfängt der Jude das tägliche Brot seiner leiblichen Nahrung, diesem Bewusstsein gilt sein tägliches Hallel. Dies dürfte auch der Sinn jener Weisheitsworte sein: כל האומר הלל בכל יום ה"ז מחרף ומגדף (שבת קי"ח) „Wer täglich Hallel spricht, der lästert Gott“; andererseits כל האומר תהלה לדוד בכל יום ג' פעמים מובטח לו שהוא בן העוה"ב וכו' משום דאית ביה פותח את ידך (ברכות ד') „Wer die Tehilla Davids dreimal täglich spricht, darf künftiger Seeligkeit sicher sein; enthält sie ja den Vers: Du öffnest deine Hand und sättigst allem Lebendigen das Verlangen“. – Das Hallel, das von Gottes Wundertaten spricht, die unsere Volksgeschichte begründet und begleitet haben – täglich gesprochen, erweckt es den Verdacht, als ob Gott nur in der außerordentlichen Offenbarung seiner Wundergröße von uns erkannt werde. Wer aber König Davids Tehilla dreimal täglich spricht, die uns aufruft, auch in unserer täglichen Nahrung das unmittelbare Gnadengeschenk göttlicher Fürsorge zu erblicken und, von diesem Bewusstsein erfüllt, unser Leben vor Gottes Augen zu vollenden, dessen Leben vor Gottes Augen zu vollenden, dessen Leben gestaltet sich zu dem Hallel, nach dem Gott sich sehnt, der hat den Forderungen des Lebens entsprochen.

Mit dem Gelöbnis מברך בתורה תחלה zu sein, sollte das jüdische Volk sein heiliges Land betreten; der ewigen Erneuerung dieses Gelöbnisses galt die jährliche Bikurimkundgebung. Sie erfolgte erst, nachdem das Land mit dem Schwert erobert und in Besitz genommen war. Von dem Augenblick an hatten die Söhne des jüdischen Volkes jährlich mit de, erstgereiften Früchten, die ihr Land ihnen zureifte, vor Gott hinzutreten und damit zu bekennen:הגדתי היום כ' באתי אל הארץ „Heute sind wir in das Land gekommen!“ Und mochten sie schon seit Jahrhunderten eingessene Bewohner ihres Landes sein – heute sind sie ins Land gekommen, stets aufs neue empfangen sie Land und Besitz aus Gottes Hand, und nur das Gelöbnis מברך בתורה תחלה zu sein; das sie mit der Weihe des Ersten und Besten vor Gott erneuern, macht sie würdig, den Fuß in Gottes Land zu setzen – : עשה מצוה האמורה בענין שבשכרה תכנס לארץ mahnen die Weisen, diese Mitswa gilt es zu erfüllen, denn stets aufs neue kommst du in das Land! Sprich dieses Bekenntnis כי באתי אל הארץ, mit dem du bekundest שאינך כפוי טובה daß du nicht undankbar, daß du dauernd dir bewusst bist, alles was du besitzest von Gottes Hand zu empfangen.

Und in dem Augenblick, da die Bikurimträger die Heiligtumshalle betraten, stimmte der Levitenchor den Psalm an: ארוממך ה' כי דליתני. – Das Wort דליתני von דלה schöpfen, wovon דלי der Eimer (verwandt mit schweben), nach der sinnigen Erklärung unseres Rabbiners זצ"ל: etwas aus der Tiefe emporheben und über der Tiefe schwebend erhalten; das Geschöpfte hat seinen Halt in der Höhe, ohne den es wieder in die Tiefe stürzen würde – dieses eine Wort drückt die ganze Eigenart der Geschickesstellung des jüdischen Volkes aus, das im Gegensatz zu anderen Völkern, die ihren Halt auf Erden finden, seinen einzigen Halt in der Höhe, in Gott zu suchen hat, ohne dessen dauernde Fürsorge es rettungslos wieder in die Tiefe stürzen würde. – Gibt es einen Psalm, der geeigneter wäre, dem Bewusstsein jubelnden Ausdruck zu verleihen, mit dem die Bikkurimträger sich zu erfüllen hatten in dem Augenblick, da sie vor Gott bekannten: heute sind wir ins Land gekommen, von Gottes Hand empfangen wir dauernd unser Besitz – Das aber heißt mit anderen Worten: „Erheben will ich dich Gott, denn Du allein hebst über die Tiefe mich empor!“

Der Pflege der Gesinnung, mit der die Bikkurimveranstaltung jeden Sohn des jüdischen Volkes erfüllen wollte, galten auch vor allem jene großen Sabbate, jedes siebte und fünfzigste Jahr, mit deren Schilderung unsere Sidra beginnt. Mit  Schemitta und Jobel forderte Gott die Proklamation seiner Herrschaft über sein Land: כי לי הארץ כי גרים ותושבים אתם עמדי „Mein Land ist das Land, Fremde und Beisassen seid ihr bei mir!“

Unmittelbar nach diesen großen Gesetzen folgen die gewaltigen Forderungen, mit denen Gott das soziale Leben seines Volkes im Zeichen der Gerechtigkeit und Ehrlichkeit, der Liebe und gegenseitiger Hilfsbereitschaft aufbaut. Beide Kapitel gehören innig und unlöslich zusammen: denn nur solange in Gottes Volk das Bewusstsein lebt, Gottes ist alles, was ihm eignet, wird auch sein Herz empfänglich bleiben für Gerechtigkeit und Liebe.

Wehe über den Missgünstigen, rufen daher die Weisen mit dem Mischlesatz aus, der diese Erde und ihre Güter in verbrecherischem Egoismus an sich reißt, er häuft Reichtum, der nicht ihm gehört, und er ahnt nicht, daß im selben Augenblick  „Mangel über ihn kommt“, Gott ihm das Recht nimmt, Seine Erde zu bewohnen; Seine Erde zu bezwingen. – Das hatte Kajin nicht bedacht, als er in frevelnder Selbstsucht die Ernte der Erde für sich einheimsen und Gott nur mit dem Abhub abfertigen zu können wähnte – denn da ihn solche Gesinnung erfüllte, war sein Besitzhunger maßlos, er zum Mörder seines  Bruders und verlor den Anspruch auf Gottes Erde. –

Vor solchem Fluch will Gott sein Volk für immer bewahren: Gottes Gesetz vom Sinai allein vermag es וידבר ה' אל משה בהר סיני לאמר.

….

 Quelle: Rabbiner Dr. Salomon BREUER  Belehrung und Mahnung dritter Teil Leviticus J. Kaufmann Verlag Frankfurt am Main 1935 S. 65-70

woensdag 29 mei 2024

Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH Aus seinem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes Behar

Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH

              (1833 – 1900)


בהר

 

Aus dem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes Behar

 

 

Jeremias, Kap. 16, Vers 19 und folgende

 

Die Sidra enthält die große Geschickesoffenbarung, die sich an uns vollziehen werde, je nach der Gott und seinem Gesetze zugewandten Treue oder Untreue. Das Prophetenwort entströmt einem Manne, der Zeuge der großen Katastrophe, des Untergangs von Tempel und Staat war.

Jedoch ist es nicht ein Wort der Klage, das uns entgegentönt, nicht der auf den Trümmern Jerusalems klagende Prophet ist der Jeremias, dessen Wort wir hier vernehmen. Es ist vielmehr der über die trübe Gegenwart hinausschauende, von schwellendem Hochgefühl erfüllte nationale geistige Heros.

Wohl schaut er alle Kämpfe, alle Verfolgungen, denen sein Volk ausgesetzt sein wird in der Flucht der Zeiten, aber er schaut auch, wie das äußerlich Unterdrückte in Wahrheit der Sieger, und wie die Erhaltung des aller sonstigen Stützen beraubten, nur von Gott getragene Jissroél eine so laute Verkündigung der Wahrheit des von ihm getragenen Gotteswortes sein werde, daß den Völkern endlich die Binde von den Augen sinken und sie erkennen werden, daß von allen Überlieferungen ihrer Väter nur das aus dem Judentum stammende Wahrheit, alles andere Lüge sei.

Kap.16, V.19 אך שקר נחלו וגו' Rückwärts schauend werden die Völker zur Erkenntnis kommen, daß das, was ihre Väter von deren Väter ererbt und auf sie weiter überliefert hatten, Lüge war. Es gibt Traditionen des Wahns. Der bekannte Lessing’sche Satz, daß ein Jeder berechtigt sei, den Überlieferungen seiner Väter zu folgen, ist nur in dem Sinne zulässig, daß jeder den anderen zu dulden habe, keiner sich das Recht anmaßen dürfte, zu bestimmen, was der andere für wahr halten solle. Objektiv jedoch birgt der Satz die Verneinung der inneren Wahrheit aller Überlieferungen. Denn wenn es eine Wahrheit ist, daß  a = a ist, so kann es nicht gleichzeitig eine Wahrheit sein, daß a = nicht a sei. Hier aber wird die feste Zuversicht aus Jissroéls Seele ausgesprochen, die Wahrheit, auch wenn Jahrtausende mit Feuer und Schwert verfolgt, werde endlich als Wahrheit, und der Wahn, auch wenn Jahrtausende mit Schwert und Feuer behauptet, werde endlich als Wahn erkannt werden.

ואין בם מועיל Sie werden es erkennen, daß ihre Traditionen außer Stande sind, ihren Bekennern das Heil zu begründen.

V.20 היעשה לו אדם אלהים. Denn wie könnten Menschen sich Götter machen, da sie doch selbst nicht Götter sind! „Das ist der Riss in die Binde, die seit Jahrtausenden die Augen der Menschen gefangen hält. Ist ja die Binde nichts anderes, als der Wahn, es habe der Mensch sich seinen Gott zu produzieren! Es könnte der Mensch, es könnten die Menschen, es könnte die Menschheit in Allvereinigung, wenn sie nur ihre besten geistigen und materiellen Kräfte einig zusammentäten, sich eine ewige Stütze ihres Daseins, sich einen ewigen Träger ihrer Wohlfahrt, sich den Gott ihres Seins und ihres Heiles schaffen! Diesen ihren Gott sucht die Menschheit, seitdem die Pforten des Paradieses hinter ihnen zugefallen, und sie die Stimme Gottes nicht mehr wandeln hört in dem von Ihm für sie gepflanzten Eden. Diesen Gott sucht der Wilde in seinem Fetisch, sucht der Heide in seinem Bilde, sucht der moderne europäische Denker in dem Prinzipe, auf welches er das schwanke Weltenheil dauernd gründen möchte. Alle vergessen sie, daß nur ein Gott Götter zu schaffen vermöchte, vergessen, daß sie selber nicht Götter, selber nur beschränkte Geschöpfe deß seien, der sie und die Welten schuf, daß die Welt längst vor ihnen und ohne ihnen geschaffen dastehe und alles Weltenheil nur dauernd auf den zu gründen sei, der die Welt und sie geschaffen.“      Jeschurun III. S.550 f. Wir verweisen auf die dort gegebene Erläuterung dieses Kapitels.

V.21 בפעם הזאת Dieser welthistorische „Schritt“ ist die Zerstörung von Staat und Tempel und die Erhaltung des jüdischen Volkes. In dem einen offenbart sich die Gerechtigkeit, in dem anderen die Liebe und Gnade übende Gotteswaltung; Je wird hier ידי, diese גבורתי genannt. In charakteristischem Gegensatz zum Heidentume, das in der Schrecken einflössenden Göttermacht das Hauptattribut ihrer Größe findet, begreift die jüdische Wahrheit gerade das Sein und Kraft spendende, gnadenreich erhaltende Liebeswalten Gottes als eigentliche Offenbarung der göttliche Allmacht. Was jene Rechtswaltung der יד ה' lehrt, wird unten V. 5-8 ארור הגבר וגו', was die Liebeswaltung der göttlichen Allmacht, גבורת ה', lehrt, wird V. 7-9,   ,ברוך הגבר וגו'ausgesprochen.

Kap.17, V.1 חטאת יהודה וגו' ולקרות מזבחותיכם Eigentümlicher Weise haben die Erklärer durch Übersehen oder missverständliche Auffassung des כם- , während bis dahin in der dritten Person gesprochen wird; sich das Verständnis des tiefen Sinnes dieses Verses verschlossen. Der Gedanke ist: Nichts ist so bekannt und wird mit solcher Beflissenheit stets aufgefrischt, wie das Sündenregister der „verdammten Juden“. Und dennoch  verdanken die Menschen alles, was sie von Gott und von dem Verhältnisse des Menschen zu Gott, also von dem eigentlichen Menschenwesen und der ewigen Menschenbestimmung wissen, nur „euch“, sind sie für alles dieses hingewiesen auf die Wahrheit, die von der Höhe eurer Altäre strahlt.

V.2 כזכר בניהם מזבחתם וגו'. Dieses „ihre Altäre“ steht im Gegensatz zu den eben genannten „euren Altären“. Wenn ihre Enkel einst zurückschauen und die Väter ihrer Vorzeit an den Götteraltären des Wahnes und eines entsittlichenden Kultus knien sehen, dann ragst du, Juda, ihnen in deiner Einzigkeit einsam empor, steht ihnen da wie ein aus unbekannten Höhen herabgestiegener Bewohner der Berge, der freilich fremdartig absticht gegen all das Leben, das in der Ebene sich entfaltet, der kein Teil nimmt an all dem Üppigen, das in der Ebene blüht, in dem aber ein Höheres, Frischeres, Gesünderes, Ursprünglicheres weht. Bist freilich arm an Allem, was dort in der Ebene gilt! Deine Heere sind gefallen deine Schätze sind geplündert, du bist tief hinabgesunken – nichts ist dir von deiner früheren Größe in die Niedrigkeit gefolgt als – dein eigentliches, dein geistiges Erbe, das dir Gott gegeben. Es hast du mit hinausgerettet aus dem Zusammensturz deines übrigen Glückes und mit diesem deinem geistigen Schatz in Busen tratest du in Knechtesdienst bei deinen Feinden, auf daß du überall das Gotteswort der Erlösung bringest  und die Menschen durch dich die Wahrheit lernen:

V.5. ארור הגבר וג, Fluch blüht so lange auf Erden, als die Menschen auf Menschen bauen, nur in dem Schaffen des Menschen ihren Träge erblicken und sich nicht fest und einzig an Gott anklammern.

(Die Haftoroth übersetzt und erläutert, Frankfurt am Main 1896: S. 230 -234 ) 

Rav Shimon SCHWAB "These and Those"

Rav Shimon SCHWAB (1908-1993)    Download:   https://web.stevens.edu/golem/llevine/rsrh/these_and_those.pdf   Tags: Torah im De...