Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH
(1833 – 1900)
הפטרת פרשת אמר
Aus dem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes Emaur
Ezechiel, Kap. 44, Vers 15 und folgende
Die Sidra brachte die Gesetze, durch deren Erfüllung die Priester sich als diejenigen bewähren sollen, die dem Volksleben die durch Gottesgesetz bestimmte „Basis“ und die durch das Gottesgesetz bestimmte „Richtung“ zu geben berufen sind, beides liegt in dem Worte כהן. Was sie, mit dem Priestergewändern bekleidet, in den symbolischen Weihehandlungen im Heiligtum zu vollbringen hatten, das sollten sie außerhalb des Heiligtums in mustergültiger Gestaltung ihres individuellen und Familienlebens und in Vertretung der Anforderungen des Gottesgesetzes zur Wahrheit machen. Dazu bedürfte es des Mutes, der Selbstlosigkeit und hoher sittlicher Energie. Je abhängiger ihre äußere Stellung war, um so höher waren die an ihre sittliche Kraft gestellte Anforderungen, denn es galt, dem Volke entgegenzutreten, wo es irrte, die Fahne der göttlichen Wahrheit, des Rechts und der Menschlichkeit hochzuhalten, auch wo heidnischer Wahn die Volksmassen betörte, und Sittenlosigkeit und Gewaltmissbrauch von den Machthabern ungescheut geübt wurde. Das ist die „Hut des Gesetzesheiligtum“ im Leben, durch deren Vollbringung die Priester zu „Kohanim“, „Basis und Richtung gebenden“ Vertretern des Gesetzes und damit zu Rettern und Erhaltern des Volkes werden. Volkesgunst und Wohlwollen der Reichen und Mächtigen wird freilich auf diesem Wege nicht gewonnen. Dazu gehörte der starke alte Levitensinn, der, während das bethörte Volk das goldene Kalb umtanzte, den Ruf des Führers: „Wer es mit Gott hält, heran zu mir“! einmütig Folge leistete und mit unbeugsamer, keine Rücksicht kennender Entschiedenheit für die Gottessache eintrat; die in Wahrheit ja die Sache der Nation, ja der Menschheit war. Nur als mit diesem Levitengeiste beseelte Männer, nur als „Leviten“ werden sie in Wahrheit zu „Kohanim“. Darum werden so oft, an 24 Stellen, die Kauhanim in ehrendem Sinne zugleich Leviten genannt. –
Darum aber kann es auch nicht Wunder nehmen, daß nicht alle sich ihrer Aufgabe gewachsen zeigten, sie teilten damit nur die Schwäche der leider großen Mehrzahl des Volkes. Der Priester Schwäche aber war verhängnisvoll. Das Wort aller Propheten ist mit Klagen über die unwürdigen Priester und ihren unheilvollen Einfluss erfüllt. Auch Ezechiel hatte in den unserer Haftora vorangehenden Versen es auszusprechen gehabt, daß die Priester, die sich bei dem Abfall Jissroéls gleichfalls als dem heidnischen Unwesen verfallen, ihrem Vater im Himmel entfremdet, als unbeherrschten Sinnes und ungebändigter Leidenschaft gezeigt hatten, בני נכר ערלי לב וערלי בשר, in Zukunft der eigentlichen Priesterbestimmung in Darbringen der Opfer nach Gottes Ausspruch verlustig seien.
Diesem gegenüber:
Kap. 44, V.15. והכהנים
הלוים בני צדוק, hob sich leuchtend ab die Treue und
Festigkeit der in Zadok ihren Ahnen verehrenden Priester, die den echten
Levitengeist bewahrt und bewährt hatten, da sie fest standen auf der Warte des
Heiligtums und seine Anforderungen gegenüber dem von Gott abirrenden Jissroél
vertraten, sie sollen deshalb Gott dienend nahen und „Fett und Blut mir näher
bringen“. Nur sie sollen in der Gesetzesverwirklichung zum Ausdruck bringen,
nur sie sollen in הקטרת אימורים, dem
Darreichen des חלב, der כליות
u.s.w. als Nahrung für das auf dem Altare lodernde „Gesetzesfeuer“, die Hebung
auch der sinnlichsten Zwecke und Bestrebungen in den Kreis sittlich freier, das
Göttliche auf Erden fördernder Vollbringungen in symbolischer Weihehandlung lehren. (Siehe
zu 3 B.M. 3,3 f.)
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