woensdag 31 juli 2024

Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH Aus seinem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes Massei


Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH

              (1833 – 1900)

 

הפטרת פרשת מסעי

 

   Aus seinem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes Massei

 

Jeremias Kap. 2, Vers 4 und folgende

 

 Kap.2, V. 4. „Höret das Wort Gottes, Haus Jakobs!“ Mit dieser Aufforderung trat Jeremias in Jerusalems letzten Tagen in unsern Kreis, und R. Lewi in der Peßikta steht bei diesen Worten still und meint, es wäre schon viel gewonnen, wenn in Zeiten eines praktischen Abfalls von Gott und seinem heiligen Gesetze das Wort Gottes nur erst wieder gehört, mit Ernst gehört werde. Sei ja das Ohr die Pforte zum Geiste, die Pforte zum Herzen, und auch nur dem Gedanken Gottes und seines heiligen Gesetzes wieder Raum gegeben, sei der Boden für alle Hoffnung der Zukunft gewonnen. (Jeschurun IV. S.496.) Wir verweisen angelegentlich auf diese herrliche Thamus-Abhandlung  „Jissroéls Verfall“, die an der Hand einer eingehenden Erläuterung des ersten Verses unseres Kapitels die Verhältnisse der jüngsten jüdischen Geschichte und der Gegenwart beleuchtet.

„Haus Jakob“: Einheit, „alle Familien des Hauses Jissroél“: Vielheit. Jakob: Jissroél in Abhängigkeit und Druck, Jissroél: in Selbständigkeit und Glück. Die im Glücke nach Reichtum und Mannigfaltigkeit der äußeren Verhältnisse, nach „Rang und Stand“ sich von einander abgrenzenden Kreise werden als „Jakob“, durch das hereinbrechende Unglück wieder zu dem einen Jakobshause vereinigt.

V.5 וילכו אחרי ההבל ויהבלו „Sie gingen dem Nichtigen nach und verfielen selbst dem Nichts“, „wurden selbst nichtig“, das ist die kürzeste, treffendste, inhaltsreichste und ergreifendste Grabschrift so vieler Geschlechter jüdischer und nichtjüdischer, alter und moderner Zeiten. – Völkergunst, Göttercult, die Besitz- und Genußvergötterung, in der sie schwelgten – sind an sich nichtig. Alle äußeren Güter und das Streben nach ihnen haben Wert und volle Berechtigung, wenn sie als Mittel zu einem menschlich reinen, pflichttreuen Leben erstrebt und verwendet werden. Als Selbstzweck erstrebt sind sie jedoch nichtig, und das Aufgehen in das Streben nach ihnen beraubt das Leben jedes wahren, dauernden Gehaltes.

V.8 Alle für die Gestaltung des Volkslebens maßgebenden Faktoren versagten oder sie übten offenen Verrat. Die Priester, die durch den steten Hinweis auf Gott und Pflicht „die rechte Richtung geben“ sollten, mahnten nicht: „wo ist denn Gott?“ Siehe oben. Die „Handhaber der Thora“, die Männer der jüdischen Wissenschaft, des Gottesgesetzes, „kannten“, spricht Gott, „mich nicht“ – mochten sie auch die eingehendste Kenntnis aller einzelnen gesetzlichen Bestimmungen und ihrer Anwendung haben, sie hatten dennoch keine Ahnung von Sinn und Bedeutung des Ganzen, und weil ihnen dieser Sinn fern und dieser Geist fremd bleib, so war ihr Wissen ein totes. Dem Gotte, dessen lebenweckendes und lebengestaltendes Wort ihnen trotz alles Wissens ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch blieb, konnten sie des Volkes Herz und Sinn nicht öffnen. והרועים, die Führer aber, die einflußreichen, angesehenen Großen, zu denen unwillkürlich das Volk emporblickt, deren Leben und Beispiel deshalb mustergültig sein sollte, die waren gerade zu allererst und am allermeisten von Gott abgefallenen. והנביאים, und die Propheten, die Männer, die, wenn vom rechten Geist beseelt, wohl imstande wären, trotz aller unwürdigen Priester, aller unfähigen und stumpfen „Handhaber der Thora“ und aller gewissenlosen Führer, durch das zündende Wort der Wahrheit das Volk aus seiner Lethargie zu wecken und zurück- und emporzuleiten: die Propheten –  predigten im Namen des Baal und gingen dem Heillosen nach! –

V.12 שמו שמים וגו': Es ist dies der so oft wiederholte bedeutungsvollen Hinweis auf die nahe Beziehung zwischen der Natur und dem Berufe Jissroéls für die Anbahnung des reinen gottdienenden Menschentums. Die Natur „trauert“, wenn dieser Beruf verfehlt und die Erreichung dieses Zieles in weite Ferne  hinausgerückt wird.

Kap. 3, V.4 Auf diese Zeit wird hingeblickt, wo Jissroél in Gott seinen Vater  und seinen einzigen Führer von ewig her erkennen wird. Mit diesem tröstenden Ausblick schließt die Haftora.  – Die Sephardim schließen statt dessen mit den beiden ersten Versen des vierten Kapitels, die die Aufforderung zur Rückkehr, jedoch zur ernsten, in voller Verwirklichung des Gottesgesetzes sich betätigenden Rückkehr, enthalten, mit dem Ausblick auf das Heil, das dadurch weit über den jüdischen Kreis hinaus der Gesamtmenschheit erblühen werde.

 

(Die Haftoroth übersetzt und erläutert, Frankfurt am Main 1896: S. 294-303  Kommentar zu Jeremias Kap 2 V.4…) 

 

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