Rabbiner Samson Raphael HIRSCH
פרשת בראשית
Aus seinem Kommentar zur Wochenabschnitt Beréschiss
zu Kap 1 VV 11-13
„…Nicht erst mit dem Juden und für den Juden beginnt das Gottesgesetz…
…Von ihrer (derעריות ) Beachtung ist ganz vorzüglich die Rein- und Edelerhaltung des spezifisch geistigen und sittlichen Menschenkarakters in der Menschengattung, und des Juden in der jüdischen Menschenfamilie bedingt. Und je höher die Gattung steigt, um so umschriebener wird das geschlechtliche Leben, um so enger die Grenzen, innerhalb deren sich das Geschlecht fortpflanzen kann und soll…
V 26 …Dem reinen, gottdienenden Menschen beugt sich willig die ganze Welt; Mißbraucht aber der Mensch seine Stellung, tritt er nicht als אדם , als Statthalter Gottes, sondern in eigener Machtherrlichkeit der Welt gegenüber, so beugt sich ihm auch nicht willig das Tier seinen Nacken.
V 27…Nicht so der von Gott gezeichnete Menschenberuf. Die Göttlichhaltung, d.h. die sittliche Heiligung des Leibes ist ihm die Grundlage aller geistigen Größe des Menschen, und je höher die zu erringende geistige Größe des Menschen, umso ernster die Anforderungen an die Beherrschung und Weihe des Lebens. Mit der dem Leib Gott weihenden MILA beginnt der die reine Menschheit wieder aufbauenden Gottesbund mit Israel, und eine ganze Reihe göttlicher Bestimmungen haben den ausgesprochen Zweck, den Leib für die geistige und sittliche Gottähnlichkeit des Menschen rein und fähig zu erzeugen, zu nähren und zu erhalten, auf daß er צלם א' bleibe und nicht שקץ , טמא und תועבהwerde. –
זכר ונקבה ברא אותם Obgleich alle lebendige Wesen in doppelten Geschlechtern geschaffen waren, wird dies doch nur beim Menschen besonders hervorgehoben, die Wahrheit zu konstatieren, daß beide Geschlechter in gleicher Unmittelbarkeit von Gott und in gleicher Gottesebenbildlichkeit geschaffen seien, eine PARITÄT, die auch durch den Übergang des Singulars in den Plural, אותוin אותם, noch besonders prägnant ausgedrückt ist…
V 28 Beide segnete Gott und beide gab Gott die Erfüllung der Menschenbestimmung auf Erde zur Aufgabe…Nicht die Geburt, die Pflege ist der eigentlicher Faktor der Menschenwerdung.
Das göttliche Wort kennt keine Zerfallung des Lebens in gottzugewandten, sog. religiöse, und vom Göttlichen unberührte, profane Momente. Das ganze Leben nimmt Gott für seinen Dienst, für die Erfüllung der „Adam“ – Bestimmung in Anspruch und das Familien – und bürgerlichen Leben in allererster Linie.
V 29 – 30 Dem Menschen war, wie wir hier sehen, ursprünglich nur Pflanzenkost, und zwar der Samen der Samenpflanzen (Getreide, Hülsenfrüchte, u.) und die Früchte der Fruchtbäume bestimmt, und dem Tiere ירק עשב , das Grüne der Pflanzen: Blätter und Kräuter. Es war also ursprünglich völliger Friede zwischen Menschen und Tiere. Wenn bei der Bestimmung ומלאו את הארץ der Mensch zugleich ausschließlich auf Pflanzenkost: Getreide und Früchte hingewiesen war, so muß die Erde auch überall diese Nahrung geboten und daher eine andere klimatische Beschaffenheit gehabt haben als jetzt. Eine Tatsache, für welche die im höchsten Norden aufgefundenen Reste jetzt tropischer Pflanzen eine Bestätigung liefern. Erst mit der Sündflut ward der Menschen das Töten der Tiere und tierische Kost erlaubt. Mit der Sündflut war aber auch eine störende Veränderung der Erde selbst vor sich gegangen: הנני משחיתם את הארץ , und dürfte schon dadurch die Gestattung der tierische Kost erlaubt. Mit der Gestattung der tierischen Nahrung tritt auch das erste Speisengesetz אבר מן החי ein, wie sich denn überhaupt alle Speisegesetze sich nur auf die tierische Nahrung beziehen, und dürfte der Begriff der vegetabilischen Nahrung nicht unwahrscheinlich einen Wegweiser zum Verständnis der Auswahl bieten, die das göttliche Gesetz aus der Tierwelt für unsere Nahrung getroffen.
V. 31 יום הששי
Kapitel 2, V.1 So ist ויכלו der große jüdische Protest gegen die materialistische, den freien Schöpfer leugnende Weltanschauung aller Zeiten, so ist ויכלו das große jüdische עדות , das große jüdische Zeugung für die Erschaffen der Welt durch einen freien, weisen, allmächtigen Gott.
… וכל צבאם Vielmehr ist offenbar die Grundbedeutung: HEER. Nicht jede versammelte Masse ist ein Heer, vielmehr nur diejenige Masse die sich dem Willen eines Einzigen unterstellt, der für die Zeit des Heeresdienstes über die geistigen und leiblichen Kräfte der ins Heer eingetreten zu gebieten hat ist ein Heer. Die Intelligenz und den Willen des Heerführers macht somit das Heer zum Heer, und ein Heer ist eine große, von der Intelligenz und den Willen eines Einzigen befehligte Menge. Die Heeresmenge ist gleichsam der Körper des Heerführers; ihre Kraft und Glieder gehorchen seine Intelligenz und seinen Willen…Alles im Himmel und auf Erden Erschaffene bildet ein großes צבא , ein großes Heer, dessen Mittelpunkt ihrer Schöpfer und Meister, ihr Herr und Führer ist.
" ד' אלקים "
…Jissroéls ganze Geschichte ist eine Offenbarung des Namens ה' . Das Korrelat für den Begriff י ist unsere sittliche Unterordnung unter seinem Willen, die sittliche Hingebung unseres ganzen Wesens in seinen Dienst; es ist daher völlig entsprechend das wir ה':-נ' nennen. (Der Name ה' ist unübersetzbar. Wir haben uns damit begnügt, ihn in unsere Übersetzung mit „Gott“ in gesperrter Schrift als Nomen proprium zu bezeichnen, zur Unterscheidung von „Gott“ als Übersetzung von אלקי', das mehr Attribut ist. Wir mußten aber dabei verzichten, die so bedeutsame Zusammenstellung der beiden Namen ה' auch in der Übersetzung wieder zu geben).
Geen opmerkingen:
Een reactie posten