Rabbiner Dr. Salomon BREUER
(1850 – 1926)
פקודי
Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt Pekudéij (Auszug)
…Das Judentum ist, wenn dieser Ausdruck überhaupt am Platze ist, eine „Religion“ der Tat: es verlangt unsere völlige Hingabe an Gott und seine Thora, will unser ganzes Leben dem Willen Gottes unterstellen. Ihm genügt nicht die gotterfüllte Gesinnung, nicht die nach Gott sich sehnende Gefühlsinnigkeit, das Leben mit seinen zur Tat drängenden Bestrebung fordert es von seinen Bekennern, auf daß es sein Gepräge vom Gotteswillen erhalte und sich als Gottesdienst auswirke. Der Jude, dessen Herz von jüdischer Wahrheit erfüllt ist, der Gott im Herzen als Schöpfer und Herrn der Welt anerkennt, der aber trotzdem am Sabbat die Feder zu zwei Buchstaben führt und sein genießendes, eheliches Leben oder sein Erwerbsstreben nicht den Forderungen des Gottesgesetzes unterstellt, der hat mit dem Judentum gebrochen. Der Jude hingegen, der zwar in seinen Anschauungen und seiner Überzeugung noch nicht von der Wahrheit seiner Thora durchdrungen ist, in seinem Tun und Lassen jedoch die Herrschaft der Thora anerkennt, der zählt zur Gemeinde Jissroéls, die für ihn die zuversichtliche Hoffnung hegt, aß das „Licht der Thora“ früher oder später auch sein Inneres sieghaft erhellen werde.
Wohl hat das Weisheitswort רחמנא לבא בעי (Sanhedrin 106B) seine Geltung, wonach Gott nach dem Herzen verlangt, das Liebe und Treue Ihm entgegenschlägt. Das heißt aber wahrlich nicht, daß die Gesinnung des Herzens, und mag sie noch so rein und edel sein, die Tat ersetzt! Nur wenn חשב אדם לעשות מצוה ונאנס ולא עשאה מעלה עליו הכתוב כאלו עשאה wenn einer sich sehnte, eine Mizwo zu erfüllen, Umstände jedoch, die er nicht meistern konnte, ihn an der Ausübung der Mizwo hinderten, nur in diesem Fall rechnet ihm Gott die Absicht als Tat an. (Berachoth 6a). Für einem solchen Fall gilt das Prophetenwort (Mal. 3,16): אז נדברו יראי ה' איש אל רעהו ויקשב ה' וישמע ויכתב ספר זכרון לפני ליראי ה' ולחשבו שמו daß in Zeiten, die es den Gottesfürchtigen unmöglich machen, all das zu verwirklichen, wonach die Sehnsucht ihres Herzens geht, Gott auch ihren „Beratungen das Ohr neigt“ und „in dem Buch des Gedächtnisses“ das als Tat wert und verewigt, was seine Gottesfürchtigen zu Ehren Gottes „gedacht und geplant“, dessen Verwirklichung aber über ihre Kraft ging. In solchen Fällen wird Gottes Auge die Absicht, von der das Herz erfüllt ist, als Tat gewertet.
Das aber sind Wahrheiten, die unser Weisheitswort aus dem Prophetenvers מקוה ישראל ה' herausgehört hat. Unser hoffendes verlangendes Sehnen muss Gott gelten. Es bewährt sich aber nicht in der Herzensempfindung, sondern in der restlosen, vertrauensvollen Hingabe an seinen heiligen Willen.
…
Quelle: Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung zweiter Teil Exodus J.Kaufmann Verlag Frankfurt am Main 1931 S. 70 -73
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