Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH
(1833 – 1900)
הפטרת פרשת צו
Aus dem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes Zaw
Jeremias, Kap. 7, Vers 21 und folgende
Ganz wie der vorigen wird auch in
dieser Sidro, die die Fortsetzung der Gesetze über den Opferdienst und die
Priester enthält, ein Prophetenwort als Haftoro angeschlossen, das in
eindringlicher Schärfe vor Verkennung der Bedeutung der Opfer warnen soll. Die
weisen Ordner unseres Gottesdienstes haben eben sehr wohl die Gefahren erkannt,
die aus einer solchen falschen Auffassung der wahren, aufrichtigen, von Gott
gewollte Frömmigkeit erwachsen könnte. Denn das Prophetenwort weist darauf hin,
wie zu jenen entarteten Kreisen, deren ganzer Gottesdienst nur noch in
Tempelbesuch und in Opfern bestand, die durch ihren Gegensatz zu ihrer
sonstigen Entartung das Gotteshaus auf’s schwerste kompromittierten, derselbe
Gott, der die Opfer eingesetzt, gesprochen habe: „Nehmet lieber eure Emporopfer
und legt sie zu euren Mahlopfern und verzehrt sie selbst als Fleischkost!“ Es
ist das dieselbe Verkennung des Tempeldienstes und des Gotteshausbesuches,
deren Verurteilung der Prophet am Eingang dieses Kapitels im Namen Gottes also
auszusprechen gehabt hatte: „Hört das Wort Gottes, ihr Männer von Juda, die
durch diese Thore eingehen, sich vor Gott zu beugen. So hat Gott der
Schöpfungsscharen, Jissroéls Gott, gesprochen: „Bessert euren Wandel und eure
Taten, so lasse ich euch gerne an diesem Ort weilen. Trauet doch nicht den
Worten der Lüge, die sprechen: Tempel Gottes! Tempel Gottes! Sollen doch sie
selbst der Gottestempel sein“. Und hatte sodann in mächtig aufloderndem Zorne
(V. 6 und 10) denen, die „draußen „vor Diebstahl, Mord, Ehebruch, Meineid,
Götzendienst“ nicht zurückschrecken, dann aber regelmäßig kommen, sich fromm
vor Gott hinstellen und sich nun „gerettet glauben“, „um nun draußen
Schandtaten weiter fortzusetzen“, das Flammenwort: entgegengeschleudert: „Ist
denn dieses Haus, über das mein Name ausgesprochen, in euren Augen eine Höhle
für Schandbuben geworden??“ –
Kap.7, V.21 Empor- und Mahlopfer,
ihre Bestimmung nach gelobender Ausdruck der Weihe des Taten- und Genußeslebens.
In der eben gezeichneten frivolen Gesinnung dargebracht, stellen sie sich als
eine Gotteshöhnung dar und wirken außerdem dadurch gerade entsittlichend, daß
sie den Darbringenden in der Wahnvorstellung erhalten, er habe dem göttlichen
Willen jetzt Genüge geleistet und könne nunmehr beruhigt weiter freveln.
Demgegenüber wäre es besser, wenn die Tiere, statt zu Opfern, für Küchenzwecke
verwendet würden.
V.22 und 23 שמעו בקולי
Gehorsam, unbedingter Gehorsam gegenüber der aus dem Gesetzesworte uns entgegentönenden
Gottesstimme, – לי לעם, daß allen
Beziehungen des gesamten bürgerlichen Lebens das Gepräge der Gotteshörigkeit
und Liebe ausgedrückt sei, – והלכתם בכל הדרך, der
Charakter der Sittenreinheit, der jedes Einzelleben als das von Gott gestaltete
kennzeichnet – das bildet den Inhalt des ganzen großen unverbrüchlichen
Gottesgesetzes, auf das Gott uns verpflichtet und zu dessen Erfüllung er uns
zum Volke erschaffen hat.
V.24 ויהיו לאחור ולא לפנים Zu allen Zeiten vollzog sich der Abfall vom Gesetze unter der Devise des vermeintlichen Fortschritts. Im Lichte der höchsten Kulturziele der Menschheit jedoch war zu allen Zeiten die Geschichte des Abfalls in Wahrheit eine Geschichte des Rückschritts.
…
(Die Haftoroth übersetzt und erläutert, Frankfurt am Main 1896: S. 189- 195 Kommentar zu Jeremias Kap 7 V.21…)
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