woensdag 10 januari 2024

Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH Aus dem Kommentar der Haftoro des Wochenabschnittes Woéro

 


Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH

               (1833 -– 1900) 

הפטרת וארא

Aus dem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes Woéro

Ezechiel Kap. 28, V.25

 Das Prophetenwort weist zunächst auf die späte, späte Zukunft hin, in der das Werk der Schöpfung Jissroéls und der durch es zu bewirkende Belehrung der Menschheit vollendet sein werde. ונקדשתי בם: in dem doppelten Sinne des הקדש ב-. הקדש von Gott: sich als der absolut Maßgebende offenbaren, ב-: durch das was an jemandem oder von jemandem geschieht. Hier durch die nach Jahrhunderten, ja Jahrtausenden zählende Geschickeserziehung, die Ungehorsam und Leichtsinn des zum Träger seines Wortes berufenen Volkes so lange straft und Geschlechter auf Geschlechter solange den verehrenden Schicksalstürmen preisgibt, bis es die Höhe seiner Bestimmung erreicht hat, offenbart sich Gott der Menschheit als der Absolute, seinen Willen unbedingt Ausführende. Sodann: ונקדשתי בם durch die Treue, durch die Seelengröße und Charakterstärke,  die der Kern der Nation trotz aller Perioden des Abfalles in allen den furchtbaren Prüfungen bewiesen hat, und zu der einst die Gesamtnation erzogen sein wird, werde Ich geheiligt. Dadurch daß sie freudig alles opferten, um meinen Willen auszuführen, haben sie eben meinen Willen „vor den Augen der Völker“, als den absolut maßgebenden verkündet.  

Kap. 29, V. 1-7

Aber wie offenbart sich hier die allmächtige Gotteshand? Sind es offenbare Wunder, wie die Verwandlung des Niles, dieses Príncipes alles Lebens, in Blut und Verwesung, oder der scheuesten waffenlosen Tiere in Peiniger der gewappneten stolzen Herren des Landes, oder des fruchttragenden Bodens in Ungeziefer, bis zu jener „großen Hand“, die die mächtigen Meeresfluten vor Jissroél auseinanderweichend sich anstürmen und über die nachrückenden Ägypter zusammenbrechen ließ? Es ist dieselbe Hand, aber der Arm des welterobernden, Reiche gründenden und Reiche zerstörenden Nebukadnezar ist ihr Werkzeug. Es ist darum nicht weniger Gottes Gericht, weil er sich zu dessen Vollstreckung des Menschenarmes bedient. Über der äußeren, dem Menschenauge sichtbaren Verkettung der geschichtliche Ereignisse wird uns hier ein höherer Pragmatismus der göttlichen Weltleitung gezeigt. Dort erscheinen materielle, politische und physische Momente, Mach und List, überlegene Taktik und Staatskunst als die entscheidenden Faktoren. Hier aber wird gezeigt, wie das Vorhandensein dieser Faktoren und vor allem ihre Lenkung, daß sie nun auch zum Siege führen, in der Hand einer höheren, nach ethischen Momente bestimmenden göttlichen Weltwaltung liegt. Nebukanezar belagert Tyrus, er dient seiner Eroberungssucht, ist jedoch zugleich Werkzeug Gottes. Nach langem Widerstande fällt Tyrys, doch seines Sieges Lohn entgeht dem Sieger – ein plötzliches Anschwelle des Meeres hatte nach der Überlieferung alles begraben. Er wendet sich nach Ägypten, ist hier sofort siegreich – Fügung Gottes. Und als „Entschädigung“ für den von Tyrus entgangenen „Lohn“ erhält der stolze, den Traum der Weltherrschaft träumenden babylonischen Held von der göttlichen Fügung, in deren „Dienst“ er nur steht, als „Arbeitslohn“ die ebenso aufgeblasene ägyptische Majestät und ihre Herrlichkeit, die auch ihrerseits jenen Weltherrschaftsträumen lange nachgehängt hatte. Gibt es eine tröstlichere Ironie der Weltgeschichte, als diesen selbstherrlichen Nebukadnezar in der Rolle eines auf höheres Geheiß auf seine Beute losgelassenen, der ersten Fang durch dasselbe höhere Geheiß einbüßenden und dafür durch eine andere ihm endlich überlassene Beute belohnten – Jagdtieres? Und der erhabene Herrscher auf dem Throne der Pharaonen und sein Volk und sein Reich – eben die Jagdbeute! 

Jeder etwaigen Unterschätzung aber der Bedeutung der nichtjüdischen Glieder der Menschenfamilie, die durch diese Aussprüche etwa veranlaßt, und jeder Selbstüberhebung Jissroéls, die durch den Gedanken an seine eigne wunderbare Schöpfung, Rettung und Erhaltung erzeugt werden könnte, wird durch einige Sätze in dem weiteren Verfolge des Prophetenwortes wirksam entgegengetreten. Dieselbe Gotteshand wird lohnend, richtend, strafend und erhaltend, Völker zerstreuend und wieder sammelnd wie in Jissroéls so in der Völker Geschichte gezeigt. Und zwar, sicher nicht unabsichtlich, mit ganz den gleichen Worten. Um die Völker, nicht etwa bloß Jissroél, vor ferneren Ausschreitungen ägyptischer Willkür zu schützen, soll (V.25) Ägyptens Macht auch nach seiner Restauration in engen Schranken gehalten werden. Durch die Worte: ושבתי את שבות מצרים, die ganz identisch sind mit dem so häufig wiederkehrenden ושבתי את שבות עמי, wird die unmittelbare innige persönliche Gottesnähe bei Mizrajim, und dessen Gedeihen auf dem heimatlichen Boden, ebenso als Augenmerk der göttlichen Vorsehung ausgesprochen, wie bei Jissroél.


 (Die Haftoroth übersetzt und erläutert, Frankfurt am Main 1896: S. 109-116  Kommentar zu Ezechiel Kap 28 V.25) 

Geen opmerkingen:

Een reactie posten

Parsha Pearls: Parshas Emor

Why the Chofetz Chaim Stressed Kodashim Chillul Hashem or Kiddush Hashem The Non-Zionist Turkey Prince The Zohar’s Prediction … Rab...