woensdag 31 januari 2024

Rabbiner Samson Raphael HIRSCH: Aus seinem Kommentar zur Wochenabschnitt Jissrau


Rabbiner Samson Raphael HIRSCH

                              (1808-1888)


יתרו

 

Aus seinem Kommentar zur Wochenabschnitt Jissrau

 

 Kap.18 V.13-15 …Die Zeit der Wüstenwanderung war daher die hohe Schule des jüdischen Volkes…

 Kap. 19,6 Ihr aber sollt mir ein Reich von Priestern und ein heilig Volk sein! Dies sind die Worte die du zu Jisraels Söhnen sprechen sollst.

 Kap.19 V.6 und gerade für diese Bestimmung der gesamte Erde sollt ihr mir ein ממלכת כהנים und ein גוי קדוש sein. ממלכת כהנים, jeder einzelne von euch soll dadurch, daß er sich in seinem ganzen Tun von mir „regieren“ lässt, in Wahrheit עול מלכות שמים auf sich nimmt und verwirklicht, ein כהן ein Priester sein, der durch sein Wort und Beispiel die Erkenntnis und Huldigung Gottes verbreitet, wie es in Jesajas 61,1 ausgesprochen ist: „Ihr aber werdet Priester Gottes genannt werden, Diener unseres Gottes, wird man euch nennen,“ und ,גוי קדוש und wie priesterlich in jedem einzelnen, so soll eure Gesamterscheinung nach außen eine Gott heilige sein; ein einziges Volk unter den Völkern, das nicht dem eigenen Ruhm, der eigenen Größe, der eigenen Verherrlichung, sondern der Begründung und Verherrlichung des Reiches Gottes auf Erden angehört; und auch dieses wieder eben dadurch, daß es seine Größe nicht in der Macht, sondern in der absoluten Herrschaft des göttlichen Sittengesetzes sucht; denn das eben heißt: קדושהלא פחות ולא יותר , אלה הדברים וגו', wie die Weisen erläutern, nicht weniger und nicht mehr. Ein Minderes genügt nicht für eure Zukunft, und ein Mehreren bedarf es nicht.

 10. Gott aber sprach zu Mosche: Gehe zum Volke und heilige sie heute und morgen, und lasse sie ihre Kleider waschen. 11. Lasse sie zum dritten Tage bereit sein; denn am dritten Tage wird Gott vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai sich hinablassen. 12. Umgrenze das Volks ringsum und sage ihm: Hütet euch wohl, den Berg zu besteigen oder auch nur einen Teil davon zu berühren! Jeder, der den Berg anrührt soll getötet werden. 13. Daß ihn keine Hand berühre! Denn gesteinigt soll er werden, oder nur hinabgestürzt, sei es Vieh oder Mann, er soll nicht leben bleiben; wenn das Entlassungshorn seine Töne dehnt, dürfen sie wieder den Berg ersteigen.

 V.10-13 …Ist ja das jüdische Gesetz das einzige, das nicht aus dem Volke hervorgegangen, daß  zu konstituieren es bestimmt war. Ist ja Judentum die einzige „Religion“, die nicht aus dem Schosse der Menschen entsprungen, die in ihr den geistigen Boden ihres Leben finden: und gerade diese „Objektivität“ des jüdischen Gesetzes, der jüdischen „Religion“, macht sie zu der einzigen ihrer Art, scheidet sie scharf und spezifisch von allem, was sonst auf Erden Gesetz und Religion heißt, und lässt sie das einzige Kulturmoment der Menschheit sein, das sich als Hebel und Höheziel jedes andern Fortschritts betrachten darf, selbst aber als das gegebene Absolute über allen Fortschritt erhaben ist. Weil allen andern „Religionen“ und Gesetze, nur aus dem Schosse der zeitlichen Menschheit hervorgegangen, nichts anderes sind als Ausdruck dessen, was zu einer gegebenen Zeit von einem bestimmten Menschenkreis als deren Überzeugung von Gott, von der Bestimmung der Menschen und ihre Beziehungen zu Gott und zu einander zum Ausdruck gelangte, darum müssen auch alle andere Religionen und Gesetze gleich allen übrigen aus dem Schosse der Menschen zeitlich hervorgegangenen Momente der Kultur, der Wissenschaft, der Kunst, der Sitte mit der Zeit fortschreiten. Sie sind ja ihrer Natur und ihrem Ursprung zufolge nichts anderes, als der adäquate Ausdruck einer zeitlichen Menschheitsstufe in irgendeinem Gebiete der Menschenentwicklung. Die jüdische „Religion“ und das jüdische Gesetz waren aber nicht aus den zeitlichen Überzeugungen der Menschen entsprungen, sie enthält nicht das, was zu irgendeiner Zeit die Überzeugung irgendwelcher Menschen von Gott und den göttlichen und menschlichen Dingen gewesen; sie sind vielmehr von Gott gegeben und enthalten das, was nach Gottes Willen die Überzeugung der Menschen zu allen Zeiten von Gott und den göttlichen, und vor allem von den Menschen und den menschlichen Dingen bilden soll. Das Gottesgesetz befand sich von vornherein im Gegensatz zu dem Volk, in dessen Mitte dieses Gesetz zu erst Stätte auf Erden gewann, ist das untrüglichste Kriterium des göttlichen Ursprungs dieses Gesetzes, das nicht aus dem Volke, sondern AN das Volk kam, und erst nach jahrhundertlangen Kämpfen sich dies Volk zu seinem Träger durch die Geschichte eroberte (Über die Einzigkeit des Judentums und sein Verhältnis zu Religion u. siehe Jeschurun I, S.3)… …

 Kap 20 V.2  Ich ד' sei dein Gott, der ich dich aus dem Lande Mizrajim, aus dem Sklavenhause hinausgeführt.

Kap.20 V.2 …Indem dieser Satz nicht als eine Aussage, sondern als מצוה, als ein Gebot gefasst wird, spricht Er nicht aus: Ich ד', bin dein Gott, sondern: Ich, ד', soll dein Gott sein, und setzt damit als Fundament unserer ganzen Beziehung zu Gott jene Anforderung, die die Weisen unter dem Ausdruck  קבלת עול מלכות שמיםbegreifen.

Der sogenannte „Glaube ab das Dasein Gottes“, wie alte und moderne Religionsphilosophen diesen Begriff auszusprechen pflegen, ist noch um Himmelsweiten von dem ferne, was dieser Fundamentalsatz des jüdischen Denkens und Seins erwartet. Nicht das es überhaupt einen Gott gebe, sondern daß dieser eine, einzige, wahrhaftige Gott mein Gott sei, daß Er mich geschaffen, und gebildet, dahin gestellt und verpflichtet und mich schaffe und bilde, erhalte, überwache, lenke und leite, daß ich mit ihm nur in zehntausendster Vermittlung als zufälliges Produkt des Universums zusammenhänge, dessen allererste Ursache Er vor Äonen gewesen, sondern: daß jeden gegenwärtigen Atemzug und jeder kommende Augenblick meines Daseins ein unmittelbares Geschenk seiner Allmacht und Seinem Dienste zu verleben habe,–  kurz: nicht die Erkenntnis Gottes, sondern die Anerkenntnis Gottes als meines Gottes, als der ausschließlich einzigen Lenkers aller meiner Geschicke und als der ausschließlich einzigen Leiters aller meiner Taten, erst dies ist die Wahrheit, mit deren Zugrundelegung ich den Boden eines jüdischen Daseins gewinne. Der Anforderung: אנכי ד' אלקיך entspricht nur die Erwiderung: אתה אלקי!

…Nur die gänzliche Hingebung an Gott hat uns von den Menschen freigemacht, nur unter dieser Bedingung sind wir frei geworden und sind wir frei. Während andere Menschen und Völker nur mit ihrem geschöpflichen Dasein Gott verpflichtet sind, sind wir es auch mit unserm geschichtlichen, sozialen. Wir sind unmittelbar aus עבודת פרעה in עבודת ד' übergegangen, und אני עבדך בן אמתך פתחת למוסרי singt unsere Nationalhymne: „Ich bin dein geborener Sklave; denn du hast meine Bande gelüftet!“

 V.12  Ehre deinen Vater, und deine Mutter; damit lange deine Tage dauern auf dem Boden, den Gott, dein Gott dir gibt.

 V.12 ….Nicht auf die Erforschungsergebnisse unserer Betrachtung der Natur, auf die geschichtlichen Erlebnisse unseres Volkes, durch welche Gott eins offenbar geworden und seinen Willen uns offenbar gemacht, hat Er unsere jüdische Erkenntnis und Anerkennung Gottes, als Lenkers unserer Geschicke und Leiters unserer Taten gegründet. Himmel und Erde hatten zu den Menschen vergebens gesprochen, ja ihre Sprache hatte polytheistischen Umdeutung gefunden, und nur die dem jüdischen Volke geschichtlich gewordenen Offenbarungen Gottes haben den Menschen den monotheistischen Blick und das monotheistische Ohr zum Verständnis der Natur und der Geschichte wiedergebracht. יציאת מצרים und מתן תורה, diese beide Grundfakten des jüdischen Volkes, welche unsere Gotteshüldigung als des Lenkers und Leiters unserer Geschicke konstituieren, sind geschichtlichen Wahrheiten, Erkenntnis und Anerkennung geschichtlicher Wahrheiten beruhen aber lediglich auf Tradition, und Tradition beruhigt lediglich auf treuer Übertragung durch Eltern auf Kinder und auf willige Entgegennahme der Kinder aus den Hände der Eltern. Somit beruht die Fortdauer der großen jüdischen Gottesstiftung lediglich auf dem theoretischen und praktischen Gehorsam der Kinder gegen Vater und Mutter, und כבוד אב ואם ist die Grundbedingung der Ewigkeit der jüdischen Nation. Durch Vater und Mutter gibt Gott dem Kinde nicht nur das physische Dasein, sie sind auch faktisch das Band, daß das Kind mit der jüdischen Vergangenheit verknüpft, es Jude und Jüdin sein lässt, und sie sind es, die ihm die Tradition der jüdischen Bestimmung in Erkenntnis, Sitte und Erziehung überliefern sollen. Geschichte und Gesetz soll das Kind aus ihren Händen empfangen, um einst beides ebenso auf seine Kinder zu vererben. Wie es zu seinen Eltern aufschaut, sollen seine Kinder einst zu ihm aufschauen. Ohne dieses Band zerreißt die Kette der Geschlechter, geht die jüdische Vergangenheit der Zukunft verloren, und die jüdische Nation hört auf zu sein…

 V.14 Du sollst nicht erlüsten das Haus deines Nächsten; du sollst nicht erlüsten das Weib deines Nächsten, seinen Knecht, seine Magd, sein Ochsen, seinen Esel, noch irgend was deinem Nächsten gehört.

 V.14 „Du sollst nicht morden u.s.w. vermag auch ein sterblicher Gesetzgeber zu dekretieren. Allein „du sollst nicht gelüsten“ vermag nur Gott zu verbieten, der Herz und Nieren prüft, vor dem nicht nur die Tat, vor dem auch der Gedanke und die Regung sich vollzieht. Menschen können nur Verbrechen verbieten und begangene Verbrechen notdürftig vor ihr Tribunal ziehen. Allein der Herd, die eigentliche Brut- und Geburtsstätte des Verbrechens entzieht sich ihrer Kognition. Ist aber einmal erst dort das Verbrechen reif geworden, so schreckt die Ausführung selten vor dem strafenden Arm der Menschengerechtigkeit zurück. Darum bleibt aller Staatenbau der Menschen Stückwerk und vergebens, gebrechliches Bemühen, so lange er nur von der Menschenmajestät getragen und vollendet werden soll, so lange sie „mit Gott“ wohl den ersten Grundstein legen, aber ohne Gott das Gebäude aufführen zu können vermeinen, den Dekalog hinnehmen, um darauf die Nebukadnezarsäule menschlicher Vergötterung aufzurichten, nicht die Menschenmajestät dem Staate und dem Staate dem Gesetze und das Gesetz Gott unterstellen, sondern umgekehrt die Gotteshüldigung pflegen, um damit der schwanken Menschenhüldigung eine Stütze zu gewähren. Nur erst wenn Gott „König über die ganze Erde“ und damit Sein Wille Gesetz der Menschen geworden, werden sich die Kerker schließen und wird das Elend von der Erde weichen. –

 Den „Zehngeboten“ wohnt übrigens mitnichten eine größere Heiligkeit oder eine größere Bedeutung als irgend ein der  der andern im Pentateuch ausgesprochene Gesetze bei. Sie sind weder das ganze Gesetz, noch sind sie heiligere Gesetze als alle übrigen. … Wohl aber sind sie Grundzüge, allgemeine Kapitelüberschriften, zu denen die ganze übrige Gesetzgebung die eigentliche Ausführung bildet. …

 

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