woensdag 10 januari 2024

Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt Woéro (Auszug)

 


Rabbiner Dr. Salomon BREUER

                   (1850-1926)

 

וארא

 

Belehrung und Mahnung  zur Wochenabschnitt Woéro (Auszug)

 

דבר נא באזני העם Wie hat doch die Weisheit der Weisen uns dieses נא der göttlichen Aufforderung in seiner zarten Innigkeit verstehen gelehrt! „Rede doch“ – es ist wohl noch nicht an der Zeit, רכוש גדול ist wohl für sie noch nicht angebracht, sie sind noch lange nicht reif dazu – und wenn doch? Auf wen anders mochte Gott wohl in dieser Stunde „Rücksicht“ genommen haben auf unseren Stammvater, jenen צדיק, wie die Weisen ihn gerade hier nennen, der es in seinem צדקות, in seiner vorbildlichen Pflichttreue nimmer begriffen hätte, daß selbst ein mizrisches Golus nicht imstande war, seinen Nachkommen die dauernde Reife zur Hinnahme von רכוש גדול zu verleihen! Abraham, der seinem Volke für alle Folgezeit auf den „Doppelhöhen“ seines gottnahen Lebens vorgewandelt ist, der nach seinem „mizrischen“ Golus רכוש גדול mitnahm – ואברהם כבד מאד במקנה בכסף ובזהב (1 B.M. 13,2) – ohne daß es ihn in seiner Lebensaufgabe irre machte, der vielmehr וילך למסעיו „seinen früheren Zügen nachging“, בדרך שהלך חזר  „ auf dem Weg, den er gekommen, wieder zurückkehrte“, fügen die Weisen erklärend hinzu (מ"ר): der sich gleich geblieben, auch in glücklichen, mit irdischer Fülle gesegneten Lebensverhältnissen Gott den Altar seiner Lebensweihe und Lebenshuldigung errichtete – Abraham sollte nicht irre werden an der göttlichen Verheißung, die seinen Nachkommen ein heiteres, glückliches Volksleben zugesichert hatte – wenn auch Gott recht wohl wußte, daß noch manches Golus-Leid über sein Volk kommen mußte, bis es für diese Lebensbestimmung die dauernde Reife gewonnen haben würde.

Wiederholt hat seitdem Gott unserem Volke רכוש גדול gereicht, und noch immer wieder hat klägliches וישמן ישרון ויבעט gezeigt, daß uns die Reife für die „Doppelhöhe des Lebens“ mangelte – und so mußte uns Gott immer wieder der rohen Gewalt pharaonischer Bedrücker preisgeben.

Kein Wort der Rechtfertigung für all das unendliche Leid, für den satanischen Haß und die grausame Entrechtung, die unsere Feinde in den Jahrtausenden unseres Golus auf uns häuften –

Uns steht für alle Zeiten an der Spitze der Gottessendung an Pharao נס של תנין das Wunder, daß der Stab in ein Krokodil sich wandelte – Was es soll, fragen die Weisen?

Dieses „Wassertier, das da in seinen Strömen ruht, glaubt in ungemessener, ungezügelter Rohheit seinen tierischen Instinkten sich hingeben zu können, glaubt sich austoben zu können „mordend, vernichtend gegen Amroms Sohn“ und ist doch nur ein „Stab“ in Gottes Hand, der wohl auch verletzen kann, aber nur, wenn eine höhere Intelligenz ihn führt, der aber auch zur Stütze wird, sobald sein Meister es will – –

Und so erwies sich die scheinbar ungefesselte Wut des „Krokodils“ als Stab, wenn auch als Zuchtrute in der Hand Gottes – Und auch für die Folge haben „Aschur“ und alle Völker, unter deren Druck unsere Golus-Geschichte sich vollendete, שבט אפי sich als „Zuchtrute in Gottes Hand“ (Jes. 10,5) sich bewährt. –

Oh, daß das Golus-Leid uns endlich die Reife bringen möchte für die heitere Verwirklichung unserer von Gott uns verbrieften Volksbestimmung!

Laßt uns unseren Kindern mit dem leuchtenden Beispiel jüdischer Pflichterfüllung vorangehen! Zeigen wir ihnen, daß uns die Pflege unserer Thoragüter Lebensinhalt bedeutet, bringen wir dem Gotteswillen in allen Lebenslagen unverbrüchliche Treue entgegen, und wir werden mit unserem Leben die heißersehnte Zeit herbeiführen helfen, in der unser so schwer geprüftes Volk seine Golus-Fesseln abschüttelt und, von Gott geführt, die „Doppelhöhen seines Erdenlebens“ ersteigt – ירכבהו על במותי ארץ 

Quelle: Rabbiner Dr. Salomon BREUER  Belehrung und Mahnung zweiter Teil Exodus J.Kaufmann Verlag Frankfurt am Main 1931 S.12- 13

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