woensdag 28 februari 2024

Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH Aus dem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes KI SISSO

 


Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH

              (1833 – 1900)

 

הפטרת כי תשא

 

Aus dem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes KI SISSO

 

Könige 1, Kap. 18, Vers 1 und folgende

 Die Sidra zeigte uns das dem goldenen Kalbe zujauchzende Volk. Das Prophetenwort zeigt uns sechs Jahrhunderte später dieses selbe Volk noch schwankend zwischen Gott und dem – Baal. Gibt es etwas Niederschlagerendes als diese einfache Zusammenstellung? Es ist überhaupt ein unsäglich trübe Zeit, in die uns dieses Kapitel aus dem Buche der Könige einen Einblick eröffnet.

Im Hintergrund ein König, Achab, dem die Verbrechen des ersten Jeroboam, fluchbeladenen Andenkens, noch „zu gering waren“ (Könige I. 16,31). Sodann eine phönizische Königstochter auf dem Königsthrone Jissroéls, die mit fanatischer Wut die Gottespropheten und ihre Jünger verfolgt und erbarmungslos Jeden mordet, der sich nicht vor den Augen ihrer Schergen verbergen kann. Also zu Hochverrat, zu todeswürdigen Verbrechen war’s in Israel geworden, den Mund zu öffnen für die heilige Sache des Gottesgesetzes, – diese Vertreter waren eben die Propheten und ihre Jünger – und die Organe der Staatsgewalt fahndeten auf Jeden, der nicht seine Überzeugung von der Wahrheit des Gotteswortes vorsichtig im Herzen verschloss! Ein Baalstempel und Baalsaltäre in der Residenz Schomron, und der König selbst der eifrigste Diener des Baal (das. V.32 f.). Und ein Volk, stumpf und in Unwissenheit gehalten, das, man weiß nicht, ist’s Stupidität oder Verschüchterung durch das Wüten Isabels, hin- und her  herschwankt zwischen Gott und dem Baal – Für es gab keine Erlösung aus Ägypten, keine Allmachtsoffenbarung am Meere, keine Offenbarung am Sinai, keine vierzigjährige täglich sich wiederholende Gottesoffenbarung in der Mannaspeisung der Wüste –: für es hing die Entscheidung ob für Gott, ob für den Baal, eben nur davon ab, welches Opfer jetzt hier am Karmel vom Feuer verzehrt würde!–  Die Sidra  hatte dem goldenen Kalbe zujauchzende Volk gezeigt, und dieses hatte doch dem Volke selbst in dessen Verblendung nicht Gott, sondern nur den vermeintlich gestorbenen Führer Mosche ersetzen sollen!–  und nun hier, sechs Jahrhunderte später, bot Israel dieses Bild! – Welcher denkende Betrachter der Geschichte hätte nicht damals urteilen müssen: Wenn das der Fortschritt ist, den ein Volk, den eine Sache innerhalb eines solchen Zeitraums gemacht hat, so hat dieses Volk und die Sache keine Zukunft, verloren, unrettbar sind Volk und Sache.

Gerade darin aber liegt das Erhebende des Rückblicks auf diese unsagbar traurige Zeit.

 Denn von diesem düsteren Hintergrunde hebt sich in ihrer lichtigen Größe ab die hehre Gestalt Elijahu’s. Er steht allein, wehrlos den grimmerfüllten Königen gegenüber. Wie tief muss doch trotz allem und allem das Gottesbewusstsein in den Herzen des Volkes Wurzel geschlagen haben! Es konnte unterdrückt, seine Äußerungen durch lähmende Furcht niedergehalten werden. Allein die Jahre des Regenmangels, die der Verkündigung des Propheten gefolgt waren, waren nicht spurlos vorübergegangen an den Gemütern des Volkes und an dem des Königs. Überall hatte er den Propheten suchen lassen, hatte überall seine Auslieferung verlangt: und jetzt, da er ihn sich plötzlich gegenüber sieht, wagt er nicht, ihn anzutasten, nimmt vielmehr die niederschmetternde Anklage, die Elijahu ihm auf seinen Vorwurf ins Gesicht schleudert, demütig hin und kommt dem Verlangen des Propheten nach, eine große Volksversammlung zum Karmel zu berufen. – Und nun stehen sie einander gegenüber – der eine Gottesprophet und die achthundertundfünfzig Götzenpropheten. Mit vornehmer Courtoisie und seiner Ironie lässt Elijahu ihnen in allem den Vortritt – „ ihr seid ja die Mehrzahl!“ Und nun mühen sie sich ab, es war ihnen sicher nicht wohl dabei, aber es gab kein Zurückweichen. Die geistlichen Günstlinge und Tafelgenossen der Königin mussten schon aus der veränderten unschlüssigen Haltung des ihnen bisher so gefügigen Volkes erkennen, daß die Tage ihrer unbestrittenen Herschafft gezählt seien. Es war eine Stunde, in der den Götzenspuck gezwungen wurde, ins helle Tageslicht hinaus der Gottesallmacht gegenüberzutreten, um sich in seiner Nichtigkeit entlarven zu lassen.

Doch nicht in der hehren Erscheinung Elijahu’s, nicht in den ergreifenden Worten seines Gebetes, nicht in der Bekundung der Gottesallmacht, auch nicht in dem gotthuldigenden Aufschrei des bis ins tiefste Innere erschütterten Volkes liegt für uns das Erhebende dies Rückblicks. Auch jene Huldigung war ja nur eine flüchtige Episode, jenes Bekenntnis nur ein vorübergehendes Aufraffen aus der Betörtheit, in die das Volk so rasch wieder zurücksank. Aber daß die Worte von Karmel gleichwohl  noch nach den Jahrtausenden, die inzwischen  verflossen, in der Brust der über die ganze Erde zerstreuten Sprossen dieses Volkes leben; daß sie der Ruf sind, mit dem in der seligste Stunde des Jahres, in der stunde der Neïla, jeder Sohn und Tochter dieses Volkes noch jetzt sich ihrem Gotte hingibt und den Treuschwur erneut, den Schwur der Treue bis in den Tod; daß diese Worte des nach einem Jahrtausend der Erziehung damals noch schwankenden Volkes gleichwohl nach den inzwischen verflossenen Jahrtausenden noch das letzte Bekenntnis und der Scheidegruß sind, mit dem die heimkehrende Seele jedes Sprossen dieses Volkes hinübergeht in die Ewigkeit –: das ist das Erhebende dieses Rückblicks, das gewährt die felsenfeste Zuversicht in die Ewigkeit dieses Wortes, in den endlichen Sieg seiner Wahrheit. Diese Tatsache, daß die Worte, die der Feuereifer Elijahu’s damals der Brust des schwankenden Volkes entströmen ließ, nach Jahrtausenden noch den begeisterten Weckruf und jenes Bekenntnis bilden,  das Israel hindurchgetragen hat durch alle Wetterstürme der Geschicke, sie selbst ist der nimmer versiegende Quell jenes heiteren Vertrauens, das über das Trübe jenes Tages leuchten sieht, an dem Gott, wie er durch Maleachi es verkündet, Elijahu wieder sendet, und er dann zurückführt das Herz der Väter zu den Kindern und der Kinder zu ihren Vätern – –  

(Die Haftoroth übersetzt und erläutert, Frankfurt am Main 1896: S. 159- 165  Kommentar zu Könige 1. Kap 18…) 

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