Rabbiner Dr. Salomon BREUER
(1850 – 1926)
משפטים
Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt Mischpotim (Auszug)
משפט וצדקה ביעקב אתה עשית Wie aber im gotterfüllten jüdischen Leben jedes משפט als צדקה empfunden wird, so wird auch jede צדקה als משפט geübt. Pflichttat ist’s, auf die der Bedürftige im Namen Gottes Anspruch erheben darf, die der Gebende zu leisten hat, wenn er vor Gottes Auge gerecht dastehen will. Denn auch sie ist eine köstliche Frucht, die nur auf dem gottgewiesenen Lebensweg ihren Nährboden findet.
Und doch gibt es wohl kaum eine Mitzwa, die so mißverstanden und traurig missbraucht wird wie gerade מצות צדקה. Nicht allein, daß sie vielfach als Sühnemittel für die mit Bewusstsein geübte Vergehen herhalten muss – glaubt man doch sogar die „Einheit der Gemeinde“ in der neben den Institutionen der Gesetzestreue die Institutionen des vollendetsten Abfalls von Gott und seinem Gesetze in völliger Gleichberechtigung bestehen, damit rechtfertigen zu können, daß dadurch die Möglichkeit gegeben sei, צדקה in umfassenderem Masse zu üben. –
Ruft uns nicht auch in diesem Sinne das Gotteswort zu: ושמרו דרך ה' לעשות צדקה ומשפט daß wir auch kein Schritt außerhalb des von Gott gewiesenen Weges setzen, wenn wir gewillt sind, gottgewollte צדקה zu üben? Jede צדקה aber, die durch Preisgabe auch nur einer göttlichen Forderung oder göttliche Wahrheit erkauft wird, versündigt sich an dem דרך ה', zu dessen Wahrung wir in erster Reihe verpflichtet sind. Wir haben das Unsrige voll und ganz zu leisten; aber Gott, der uns den דרך ה' gewiesen, weist uns Grenzen, die wir nicht überschreiten dürfen.
Meine Brüder und Schwestern! Es dürfte wohl kaum jemand in den Sinn kommen, mit Mitgliedern eines fremden Bekenntnisses in irgendeine religiöse Gemeinschaft zu treten, um mit deren Hilfe die Aufrechterhaltung jüdischer Institutionen zu sichern und צדקה in größerem Umfang üben zu können – schon deshalb nicht, weil jede andere Konfession ein solch lächerliches Bündnis von vornherein ablehnen würde. Ist es aber nicht weit schlimmer, freiwillig einer sogenannten jüdischen Gemeinde anzugehören, die „jüdisch“ nur insofern noch ist, als sie die Verpflichtung hätte, jüdisch zu sein, deren Institutionen jedoch den traurigsten Hohn auf alles Göttliche im Judentum darstellen und deren geistige Führer nicht vor dem Verbrechen zurückschrecken, unserem Judentum seine göttliche Seele, unsere תורה zu rauben und an ihre Stelle in der jüdischen Geschichte beispiellos dastehendes Machwerk subjektiver Willkür zu setzen!! –
ושמרו דרך ה' לעשות צדקה ומשפט lautet das große Vermächtnis unseres Stammvaters an seine späten Enkel – es ist auch das Vermächtnis unseres großen Rabbiners זצ"ל an seine קהלה!
גדולים צדיקים במיתתן יותר מבחייהן Die Größe der צדיקים wird oft erst nach ihrem Ableben ganz erkannt – חכם עדיף מנביא Sein weises Auge hat diese Zeit, die wir erleben müssen, vorausgeschaut. –
Zeigen wir unseren Kindern, zeigen wir unserer Jugend, daß man zum mindesten auf die Worte des heimgegangen רב zu hören hat.
Wenn unsere Kinder an uns nicht irre werden sollen, wenn unsere Jugend lernen soll, daß sie vor allem lernen müsse, gründlich, fleißig Thora lernen müsse und die selbständige Beschäftigung mit כלל- Angelegenheiten bescheiden, wie es seit מתן תורה im jüdischen Leben als selbstverständlich galt, den זקני הדור, den in תורה und יראת שמים ergrauten Führern überlasse, selber statt dessen lerne, lerne, aber auch darum lerne, um einst als gereifte Männer, als wahrhafte בני תורה den פסק ihres רב zu verstehen und nicht in erbärmlicher Unwissenheit zu korrigieren – , dann lasst uns ihnen zeigen, daß für uns das heilige Vermächtnis unseres großen Rabbiners זצ"ל unverbrüchliche Geltung besitzt, daß uns der אמת und nur der אמת hoch über allem steht und daß wir nur unter gewissenhafter Wahrung des דרך ה' gottgewolltes משפט und צדקה zu üben imstande sind!
Dann aber dürfen wir hoffen, daß die göttlichen Segensverheißungen, die an jenes abrahamitische Vermächtnis geknüpft sind, sich auch an uns verwirklichen werden, so daß unsere קהלה imstande sein wird, in immer größerem Umfange ihren jüdischen Aufgaben gerecht zu werden. –
הקב"ה, der bisher unserer קהלה so sichtlich beigestanden, wird auch in der Folge seinen
mächtigen Beistand nicht versagen – אל יעזבנו ואל יטשנו
לנצח.
Quelle: Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung zweiter Teil Exodus J.Kaufmann Verlag Frankfurt am Main 1931 S.31-36
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