Die drei Trauerwochen
Editorial der Wiener Wochenzeitung „Jüdische Presse“ 1933, 28.Woche
Mit dem 17. Tamus beginnen die drei Trauerwochen, deren Abschluß den 9. Aw bildet. Drei Trauerwochen, die uns von Jahr zu Jahr die Zerstörung Jerusalems, die Einäscherung des heiligen Tempels neu in Erinnerung zu bringen. Das allgemeine jüdische Leid ergießt sich in diesen Wochen in mitternächtlichen Wehklagen um die verflossene Herrlichkeit des jüdischen Staates, um das Weichen der Schehinoh aus unserer Mitte, um den jüdischen Stolz und Adel, die seither, zu Staub erniedrig, nirgends dauernd das Haupt erheben können. So und das war der Sinn der drei Trauerwochen zwischen dem 17. Tamus und dem 9. Aw seit nahezu wie Jahrtausende.
In der jüngsten Zeit, seit den modernen Versuchen Palästina für das jüdische Volk zurück zu gewinnen, bekommen diese drei Wochen allmählich auch einen anderen Charakter.
Die praktische Palästina-Arbeit der Agudas Jisroel bewegt sich in diesen Bahnen. Unter dem Eindruck der katastrophalen Entwicklung der jüdischen Lage in Deutschland, aber auch in manch anderen mittel- und osteuropäischen Staaten, sieht sich ein Großteil unserer orthodoxen Juden die einzige Möglichkeit in Erez Jisroel. Die zionistische Propaganda nützt die Katastrophe zu ihren Parteizwecken aus. Dies sind Momente, welche die Orthodoxie mit großer Aufmerksamkeit; ja, sagen wir es nur ganz offen heraus, mit großer Besorgnis betrachten muß. So wertvoll die Palästina-Sehnsucht unserer orthodoxen Jugend ist, sie wir eine Gefahr, wenn es unseren religiösen Führern nicht gelingt diese Sehnsucht mit einen gleichstarken religiösen Willen in dem jungen jüdischen Menschen zu paaren und zur Vollendung zu bringen.
Was wir aber jetzt sehen, ist einerseits intensivsten zionistischen Propaganda, andererseits schwache orthodoxe Versuche, eine praktische Erez-Jisroél-Arbeit in die Wege zu leiten, und fast nichts was das große religiöse Sehnen in dieser schweren, aufgewühlter Zeit wecken und befriedigen würde. Wenn es so bleibt dann wird
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