vrijdag 28 juli 2023

Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH Kommentar Haftoro WOESSCHANAN


Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH

              (1833 1900)

 

ן הפטרה פרשת ואתחנ

   Aus dem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes WOÈSSCHANAN

 

 Jesajas Kap.40, Vers 1 und folgende

 

Kap.40, V.1 und 2. Die Haftora beginnt mit dem Ausblick auf eine lichte Zukunft, in der Jissroéls Leiden und Kämpfe zu Ende, weil es seine Bestimmung erfüllt hat. Jerusalem, der Herzpunkt des jüdischen Nationallebens, der Bestimmung nach: die Stätte, wo die ganze Herrlichkeit der Verwirklichung des Gottesgesetzes in der schon hieniedigen Paradiesseligkeit „sichtbar werden“ sollte, ist hier als geistige Mutter des über die Erde zerstreuten Jissroél gefaßt und zugleich mit ihm identifiziert.  צבאה, Heeresdienst und Kampf, ersteres הלא צבא לאנוש עלי ארץ, letzteres חליפות וצבא עמי, Job 7,1 und 10,17, hier weiblich gebraucht, wie Daniel 8,12: וצבא תנתן התמיד.

כי לקחה מיד ה' וגו'. Das Golus wird hier in seiner Doppelbedeutung betrachtet, für Jissroél und für die Gesamtmenscheit. Für jenes ist es die Erziehung zur Erkenntnis und Verwirklichung des Gotteswortes, für diese die Verbreitung der Lehre von Gott und vom reinen Menschentum. Gerade diese menschheitpriesterliche Bedeutung der Hinaussendung Jissroéls wird im folgenden Verse ausdrücklich hervorgehoben. Das Prophetenwort schaut die Zeit, in der das Jakobsvolk in Wahrheit „Jissroél“ geworden ist und als Menschheitpriestervolk seine Bestimmung erfüllt hat. Dann ist Jerusalem der Herzpunkt geworden, von dem und zu dem nicht nur der Lebensstrom Jissroéls, sondern auch der mit Jissroél innig verbundenen Gesamtmenschheit pulsiert. Das ist das כפלים, das wörtlich: „zwiefach gedoppelte“, die unendlich höhere Stellung, die das Jerusalem der Zukunft einnimmt im Vergleiche zu dem der Vergangenheit. Der einst von den eignen Kindern Verlassenen und Verkannten wallt jetzt der Pulsschlag der Gesamtmenschheit zu.

בכל חטאתיה. Das ב ist der Ausdruck des adversativen Grundes und läßt den Gegensatz zu der tiefen Gesunkenheit der damaligen Gegenwart nur um so schärfer hervortreten. Damit ist zugleich der Übergang zum Folgenden eingeleitet.

V. 3 … In dem Bisherigen verkündete der Prophet das Gotteswort, das einst ertönen wird, wenn die Zeiten sich erfüllet, wenn Jissroél am Ziele. Jissroél steht aber noch vor dem Anfang dieses Weges. Deshalb hat er jetzt den Gottesruf zu verkünden, der Jissroél auf diesen Weg „in die Wüste“ hinaussendet. Der ganze große, mit Blut und Tränen unseres Volkes getränkte, an äußeren und inneren Kämpfe so reiche, durch alle Völker und Zonen, durch alle Zeiten führende weltgeschichtliche Exilesweg Jissroéls zwischen diesen beiden Gottesrufen. Der Trostesruf am Ziele soll Jissroél mit Kraft erfüllen, den Kämpfen und Leiden mit starkem Geiste und tapferem Sinne entgegen zu gehen, denen dieser Ruf: „Hinaus in die Wüste!“ es entgegensandte. Es ist die Zuversicht, es ist die Siegesgewißheit, nicht des eignen Sieges, sondern des Sieges des Wahren und Guten auf Erden. Was aber Jissroél befähigt hat, inmitten der entsetzlichsten Knechtung und Demütigung, unter Höhnung und Lästerung, unter stets sich wiederholender Beraubung und Vergewaltigung, nicht nur geistig und sittlich zu verkommen, sondern innerlich stolz und frei und aufrecht zu bleiben und auf seine Peiniger nicht mit Haß, sondern mit – Mitleid hinzublicken, das war das Bewußtsein seiner Sendung, wie sie in diesem hinausweisenden Gottesrufe ausgesprochen ist: „in der Wüste“ der Völker, auch wo scheinbar für die Keime des Göttlichen, des Reinmenschlichen kein empfänglicher Boden vorhanden, vielmehr jede Aussicht auf Verständnis, auf Aufnahme versagt scheint, „den Weg zu bahnen, der zu Gott führt“. Das Wort, das einst einem sterbenden Sprößling des Jakobhauses in den Mund gelegt ward: „Vergieb ihnen, Vater, sie wissen nicht, was sie tun“ – nicht in einem verhauchenden Augenblicke, auf einem mehr als tausendjährigen Märtyrergange ohne Gleichen hat das jüdische Volk diese erhabene Milde durch sein ausnahmslos allen Menschen, auch seinen Unterdrückern, zugewandte warmherzige Menschenliebe, durch sein ausnahmslos allen Bestrebungen zur Förderung des Menschenheils und der Menschenwohlfahrt zugewandte weltbürgerliche Gesinnung und freundwillige Förderung bis auf den heutigen Tag aufs glänzendste durch die Tat bewiesen. Dieses weite Herz, das auch für die weitesten Gewissen seiner Verfolger und Verlästerer noch einen unerschöpflichen Schatz der Milde und des Mitleids übrig hat, ist eine Erbschaft seiner großen Vergangenheit, die auch das Jissroél der Gegenwart voll und ohne Vorbehalt  angetreten hat. Froh und stolz darf Jissroél dies aussprechen, gehobenen Hauptes vor Gott und Welt, angesichts der schamlosen zeitgenössischen Verdächtigungen, die sich den Schein geben, allen Ernstes nach „Geheimlehren des Judentums“ forschen zu müssen, welche Schädigungen und Benachteiligungen von Nichtjuden angeblich für gestattet,  ja für geboten erklären – – 

ערבה Während מדבר die Wüste, den „keine Saat aufnehmenden Boden, mehr die Unempfänglichkeit, Stumpfheit bezeichnet, scheint ערבה, von ערב, unterscheidungslos mischen, mehr die Wildnis, im Gegensatz zum Kulturboden, zu bedeuten, die in üppigem Wildwuchs den Boden deckende Vegetation, die für anderes keine Stätte läßt. Stumpfheit und die Macht ungebändigter, durcheinander wogender Leidenschaften setzen dem Aufkommen der Saaten des Göttlichen das größte Hindernis entgegen.

דרך ה', „der Gottesweg“, heißt sowohl der Weg, der zu Gott führt, als auch die in Selbstbeherrschung, in Übung von Gerechigkeit und Nächstenliebe sich vollziehende Lebensführung, die Gott den Menschen geboten. Beides fällt zusammen. – פנו: „Bahnen“ setzt Hindernisse voraus, die sich der Erkenntnis des Weges und dem Beharren, dem Fortschreiten auf demselben entgegen setzen. Alles, was dem Menschen den Aufblick zu Gott versperrt, ist ein solches zu beseitigendes Hindernis. Jeder Sieg der Gewalt über das Recht, jede gleisnerische Heiligsprechung siegreichen Unrechts als angeblicher Erfüllung göttlichen Willens erschüttert in den kurzsichtigen Menschen den Glauben an die sittliche Weltordnung. Not macht stumpf, schweigend zu erduldendes Unrecht verbittert, Lustschwelgerei aber vertiert den Menschen, und die ungezügelte Jagd nach den Mitteln zum Genuß und nach Besitz ihm zum Raubtier. – ישרו: gerade machen, das Gerade suchen oder herstellen. Unzählig sind die Abwege. Zwischen den Extremen hin und her, zwischen den entgegengesetzten Wahnvorstellungen schwankten und schwanken kompaßlos die Menschen die Menschen, zwischen Bigotterie und Nihilismus, zwischen Fetischdienst und Materialismus, zwischen fanatisch blindem Glauben und ebenso fanatisch blindem Unglauben, zwischen Entfesselung und Ertötung der Sittlichkeit, zwischen Weltdienst und Weltflucht.

Das ist die Wüste, in die Jissroél als Bannerträger der Wahrheit hinausgesandt wird, das sind die Hindernisse, die es zu überwinde, das der Wirrsal, durch den es den rechten, den geraden Weg finden soll. Die bloße Tatsache, aß ihm diese Aufgabe gestellt ist, verweist es eben damit auf jenen unverlierbaren, unverwüstlichen edlen Kern in der tiefsten Tiefe einer jeden Menschenbrust, zu dem das Wort der Wahrheit nicht auf ewig vergebens Zugang suchen werde.

(Die Haftoroth übersetzt und erläutert, Frankfurt am Main 1896: S. 317-327  Kommentar zu Jesajas Kap. 40 V.1…) 

 

Geen opmerkingen:

Een reactie posten

Parsha Pearls: Parshas Emor

Why the Chofetz Chaim Stressed Kodashim Chillul Hashem or Kiddush Hashem The Non-Zionist Turkey Prince The Zohar’s Prediction … Rab...