vrijdag 14 juli 2023

Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH: Aus seinem Kommentar zur Haftoro Mattaus

 


Rabbiner Dr. Mendel HIRSCH

              (1833 -1900)

 

הפטרת פרשת מטות

   Aus dem Kommentar zur Haftoro des Wochenabschnittes Mattaus

Jeremias Kap. 1, Vers 1und folgende

Diese Haftora bildet den ersten der für die Wochen vom siebzehnten Thamus bis neunten Ab, vom Tage der Erstürmung der Stadt Jerusalem, also dem Untergang des Staates, bis zu dem der Zerstörung des Tempels, bestimmten drei Abschnitte aus dem Prophetenworte. Alle drei haben zum Zwecke, uns das Verständnis des Exiles, die Erkenntnis der Ursachen seines Eintritts und seiner Fortdauer, sowie das Bewußtsein zu bringen, daß das Begehen jener Gedächtnistage und der diesen Wochen  nach nationalem Brauche mehr oder minder ausgeprägte Charakter der Trauer nicht Ereignissen grauer Vergangenheit, sondern den geistigen und sittlichen Mängeln und Gebrechen einer jeden Gegenwart während der Dauer des Exiles gelte.

V.5 בטרם אצרך Was Jesajas 49, 1 ff. von Jissroél aussprach, daß es für seine Bestimmung geschaffen und für die seiner harrenden Kämpfe von vornherein mit den nötigen Kräfte ausgestattet sei und des Gottesschutzes stets gegenwärtig sein könne, das wird hier bei seiner Berufung dem Propheten Jeremias von Gott ausgesprochen – ידע ,ידעתיך : zu jemanden in das innigste Verhältnis treten, von Gott zum Menschen, insofern es sein Geschick betrifft: ihn versorgen, seine Tat: sie bestimmen und lenken. – נביא לגוים נתתיך. Da die Zeit herannahte, – der Prophet selbst erlebt ja ihre Stürme – da Jissroél seinen Gang durch die Wüste der Völker antreten sollte, so stand jedes durch die Propheten zunächst an Jissroél gerichtete Gotteswort zugleich in naher Beziehung zur Gesamtmenschheit. Wir doch der spätere Prophet, Ezechiel, geradezu בן אדם „Sohn der Menschheit“ genannt. Vom ersten bis zum letzten Worte weiß das „Alte Testament“ nichts von einem „Stammgotte der Juden“, von einer nur auf Jissroél gerichteten göttliche Vorsehung. Von dem ersten Worte der Genesis, mit dem der erste Jude in die Geschichte eingeführt wird, „werde du ein Segen!“ „durch dich sollen alle Familien der Erde gesegnet werden“ (1 B.M. 12, 2 f.) bis zum letzten Prophetenworte kennt es Jissroél nur im Kreise und im innigen Zusammenhange sämtlicher, gleich ihm zur Gotteskindschaft und Gottesnachfolge berufenen Völkerfamilien, deren Erleuchtung und Gewinnung für Gott und damit für ihr eigenstes Selbst seine weltgeschichtliche, menschheitpriesterliche Bestimmung ausmacht.

V.6f. Dem Hinweis auf die eigene Unzulänglichkeit wird durch den Hinweis begegnet, daß es ja nicht des Propheten, daß es vielmehr Gottes Worte und Aufträge seien, die er auszusprechen und zu vollbringen habe. Die so jedem Widerstande obsiegende Kraft wird durch das על, nicht: אל כל אשר וגו', ausgedrückt.

V.10 ראה הפקדתיך היום על הגוים וגו' Die durch den Propheten noch in der letzten Stunde an Jissroél gerichtete Mahnworte, die den Abfall von Gott, also die eingerissene Sittenlosigkeit, die Vergötterung der Sinnlichkeit, die Rechtshöhnung, den Gewaltmißbrauch, die Unterdrückung und Ausbeutung der wirtschaftlich Schwachen als Ursachen des bevorstehenden Untergangs des jüdischen Staates aussprachen, waren ebensoviel Mahn- und Warneworte für alle Völker. Die Höhnung derselben ewigen Prinzipien wird allen Staatsgebilden der Jahrtausende dasselbe Geschick bereiten, bis zu jener Zeit, wo die in den Boden der Gotteshuldigung wurzelnde Herrschaft des Rechtes und der Liebe den Menschenverhältnissen den einzigen dauernden Kraft, den ewigen Frieden verleiht. Bis dahin werden diese Prinzipen selbst, die hier individuell vom Propheten inmitten Jissroéls, und die national von Jissroél inmitten der Menschheit schon durch sein bloßes Dasein vertreten werden, das ewige Hemmnis für den Bestand aller auf Gewaltmißbrauch gegründeten und das Völkerglück mordenden Schöpfungen bilden. Wie dies hier durch die Worte: לנתוש ולנתוץ ולהאביד ולהרוס ausgedrückt ist. Der Zerstörung, dem geschichtlichen Untergange verfällt jedoch nur das dem Menschenheile Feindliche. Alle geschichtlichen Stürme, alle Katastrophen haben nur den Zweck: לבנות ולנטוע, „aufzubauen und zu pflanzen“. Nicht Zerstörung, Erhaltung ist das Ziel. – Das kommt auch durch die Konstruktion deutlich zum Ausdruck. Die ersten vier Worte durch ו zu einem einheitlichen Begriff verbunden und dadurch von לבנות, ohne ו getrennt.

Kap.2, Vers 1. Das erste war das Berufungskapitel. Sein Inhalt war zunächst für den Propheten bestimmt. Wie einst Jesajas (vergl. das. 6, 11 oben S.137), so war auch er von vornherein darüber nicht im Zweifel gelassen, daß seinem Worte wohl die Erhaltung des treugebliebenen Kernes, nicht aber die Rettung des Staates und der entfremdeten Mehrzahl des Volkes gelingen werde. Der „Stab“, den er reifen, das Feuer, das er bereits unter dem „Topfe“ lodern sah und die die Bilder erklärenden Worte beseitigten jeden Zweifel. Krieg von außen, Hasserfüllte Anfeindung von innen, das war das seines harrenden Los. Wenn nun auch an ihn in den vorhergehenden Versen das ermutigende Wort gesprochen war, sein Herz war nicht froh, konnte nicht froh sein, angesichts des Leides, das der Mehrzahl seiner Brüder harrte. Da ist es nun ebenso charakteristisch wie ergreifend: das erste Wort, das er im Namen Gottes, als Anfang seiner Sendung, zu seinem Volke zu sprechen hatte, ist ein Wort der Liebe, der Ermutigung, der Verheißung, ein Wort des über alle Abgründe hinausschauenden, alle Wolkendüster nächtlicher Geschicke durchbringenden, siegreichen Ausblicks auf das sonnenbeglänzte endliche Ziel des auf der Höhe seiner Bestimmung mit seinem Gotte innig vereinten unsterblichen Volkes – ein Wort, wie es inniger und herrlicher den Lippen keines Propheten entströmt ist, ein Wort, das die fernste Vergangenheit mit der fernsten Zukunft zusammenfaßt und dadurch die großartige Einheit des in der jüdischen Geschichte zur Ausgestaltung kommenden Gottesgedankens zur Anschauung bringt.

זכרתי לך וגו'. Auf die früheste Vergangenheit hin blickt die Erinnerung an die unbegrenzte Hingebung, an das unbegrenzte Gottesvertrauen, die Jissroél dadurch betätigte, aß mit Weib und Kind dem Gottesrufe folgend in die Wüste zog, wo es ohne das wundertätige – ארץ לא זרועה – dauernde Eingreifen Gottes dem sicheren Hungertode verfallen war. Es war dies das „jugendfrische“, das „bräutliche“ Jissroél. Und der Blick in die Zukunft: קדש ישראל לה', nicht קדוש, sondern קודש, ein Heiligtum, ein Gott geweihtes, Gott gehöriges Heiligtum bleibt Jissroél! Das Heiligtum aus Holz und Stein können sie zerstören: das wahre Heiligtum ist das vom Gottesgeiste beseelte, lebendige Jissroél. Nicht die Einzelnen, ganze Geschlechter können ihre Bestimmung entfremdet werden und zu Grunde gehen, – das Geschlecht, in dessen Mitte der Prophet lebte, bot ja dafür in seiner Mehrzahl selbst das traurigste Beispiel – die Bestimmung bleibt aber unveränderlich ewige dieselbe, das wahre, unvergängliche Heiligtum ist die durch alle Stürme und Kämpfe der Zeiten ihrer Bestimmung zureifende jüdische Nation, ist das unsterbliche Jissroél.

ראשית תבואתה: Die ganze Menschheit ist zur Gotteskindschaft berufen. Überall im weiten Menschenkreise harret Gott des Aufgehens der Saat reinen Menschentums, deren Keim in jede Seele liegt und deren Aufgehen er durch die von ihm gefügten Geschicke fördert. Wir sehen, wie auch hier jeder Gedanke an Ausschließlichkeit der Beziehung Jissroéls zu Gott entschieden zurückgewiesen wird. Vergl. Das oben zu V.5 Bemerkte. Das weibliche ה weist auf die Unmerklichkeit der fördernden Gotteswaltung hin.

כל אוכליו יאשמו וגו'. אשם ist שמם, verödet werden, mit vorgesetztem individualisierenden א. Da ist seit Jahrtausenden noch kein Volk über die Bühne der Geschichte gezogen, das nicht Appetit verspürt und leider nur zu drastisch gezeigt hätte, Jissroél zu verspeisen. Allein noch immer hat sich die obige, vor Jahrtausenden ausgesprochen Verheißung bewährt: alle, die glauben Jissroél „verspeisen“ zu könne, werden sich dem rückwärts schauenden geschichtlichen Blicke als „mit Verödung Belastete“ darstellen, ראה תבא אליהם, mit dem Geschicke, das sie Jissroél zu bereiten gedachten, hatten sie vielmehr ihren eigenen Untergang besiegelt.

 

(Die Haftoroth übersetzt und erläutert, Frankfurt am Main 1896: S. 287- 293  Kommentar zu Jeremias Kap 1 V.1…) 

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