Rabbiner Dr. Salomon BREUER
(1850 - 1926)
פינחס
Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt
PINCHOS
(Auszüge)
לכן אמר הנני נתן לו את בריתי שלום Darum sprich: Siehe:
Ich gebe ihm meinen Bund den Frieden.
והיה ביום ההוא שרש ישי אשר עמד לנס עמים אליו גוים ידרשו והיה מנחתו כבוד An jenem Tage wird die Wurzel Jischais, die stehen geblieben, zum Panier der Völker, zu ihm werden hinstreben die Völker, und seine Ruhe wird Ehre sein (Jes. 11,10) Mit diesen Worten kennzeichnet der Prophet die Vollendung des Erlösungswerks, das den tränenvollen Geschickesweg des jüdischen Volkes einst zum Abschluß bringt und zugleich die Erlösung einer ganzen Menschheit anbahnt.
Für diesen seinen Galuthweg aber hat das jüdische Volk die Gottesverheißung mit hinausgenommen: וזכרתי את בריתי יעקוב ואף את בריתי יצחק ואף את בריתי אברהם אזכר Ich gedenke meines Bundes Jakob und auch meines Bundes Jizchak und auch meines Bundes Abraham gedenke ich (Lev. 26,42)
למה נאמר באברהם וביצחק אף וביעקב לא נאמר אף? יעקב היתה מטתו שלמה Warum fragen die Weisen (ת"כ) heißt es bei Abraham und Jizchak im Gegensatz zu Jakob: Gott werde auch ihres Bundes gedenken? Und ihre Antwort lautet: Abraham und Jizchak hatten Kinder, Jischmael und Esau, die ihrer nicht würdig waren, Jakobs Kinder aber waren alle Kinder seines Geistes; daher: des Bundes Jakob gedenkt Gott gewiß, aber auch des Bundes Abraham und Jizchak wird Gott gedenken.
Der Name יעקב wird hier sowie an weiteren vier Stellen מלא durch volle Schreibung des Buchstabens Waw hervorgehoben, während an ebensoviel Stellen der Name des Propheten Elijahu חסר ohne Waw אליה vorkommt. Unsere Weisen deuten diese auffallende Erscheinung mit folgenden Worten: יעקב נטל אות משמו של אלי' ערבון שיבוא ויבשר גאולת בניו Jakob habe den Buchstaben Waw gleichsam als Pfand aus den Namen Elijahus genommen damit er einst seinen Kindern die Erlösung bringe. Elijahu ist nach der Überlieferung der Weisen identisch mit Pinchas, den Gott für sein großes, unerschrockenes Eintreten für Gottes heilige Sache zum Träger und Förderer des durch Gott auf Erden zu stiftenden Friedens geweiht hat: הנני נותן לו את בריתי שלום Und die Überlieferung lehrt וי"ו דשלום קטיעא Das Waw in dem Worte שלום ist hier gebrochen, in zwei Teilen geteilt zu schreiben. - Damit aber ist die hohe Aufgabe eines jeden wahrhaften jüdischen Führers, der sein Leben im Dienste des von Gott ersehnten Friedens begreift, für immer gekennzeichnet.
Für die Mehrung des göttlichen Lichts, für die Erhaltung der göttlichen Wahrheit hat der jüdische Führer seine ganze Kraft einzusetzen, um in furchtlosem Kampfe gegen alle Mächte der Finsternis und der Lüge die Herbeiführung des Gottesfriedens auf Erden zu fördern. Dann ist er jüdischer Führer vom Geiste Pinchas-Elijahus.
Wer dem wahren Frieden dienen will, kämpfe mit dem Einsatz seiner ganzen Kraft für die Herrschaft der Thora! Denn auch wenn er den entschiedenen Trennungsstrich ziehen muß zwischen denen, die die in der Herrschaft der Thora alleinige Lebensmöglichkeit erblicken, und denen, die den traurigen Mut finden, das zu verachten, was ihnen göttlich und heilig sein müßte, auch dann dient diese rücksichtlose Kampfansage wider alle Gesetzverachtung und Thoraleugnung der Anbahnung des Friedens.
אין שלום אמר ה' לרשעים Kein Friede, spricht Gott, den Frevlern (Jes.57,21) [מכאן שהקב"ה אוהב את הרשעים fügen die Weisen bedeutsam hinzu: indem Gott den Gesetzlosen den Frieden kündigt, bewahrt Gott auch ihnen seine unendliche Liebe, die sie auf diesem Wege, früher oder später, der göttlichen Lebenswahrheit zurückzugewinnen hofft. Wollet nicht mehr Liebe den Gesetzesverächtern entgegenbringen als Gott, wähnet aber auch nicht, über größere politische Weisheit zu verfügen als Gott! Nicht durch künstliche, widernatürlichen Zusammenschluß disparatester Gegensätze wird der von uns allen ersehnte Friede angebahnt, nicht auf diesem Wege die allmähliche Zurückgewinnung der Entfremdeten wie man gerne, sich selbst täuschend, vorgibt herbeigeführt. Das Gegenteil ist der Fall:
- Wollen wir den Frieden, ersehnen wir die Zeit, in der die Entfremdeten den Weg zu Gott und seiner Thora zurückfinden, dann folgen wir der prophetischen Mahnung: אין שלום אמר ה' לרשעים und kündigen wir den religiösen Frieden mit den Gesetzesverächtern, der nimmer ein Frieden ist, nimmer ein Frieden sein kann, sein darf, weil er nur auf Kosten des Friedens mit Gott und seiner Thora von uns erkauft wird.
Wenn wir so das Friedenswerk eines Pinchas fördern, werden wir auch das Erlösungswerk Elijahus beschleunigen, der einst kommen wird, להשיב לב אבות על בנים וגו' um den Bruch zu heilen, der das junge Geschlecht vom alten trennt, und im Zeichen der Reinheit und Wahrheit der unseligen Zerklüftung für immer ein Ende zu bereiten.
Wenn erst Elijahu den Boden für Moschiach bereitet haben und es ihm gelungen sein wird, Jakobs Kinder aus trauriger Entfremdung dem Vaterhause zurückzuführen, dann wird die Wurzel Jischais, die stehen geblieben, zum Panier der Völker hinstreben, und seine Ruhe wird Ehre sein: והיה ביום ההוא שרש ישי אשר עמד לנס עמים אליו גוים ידרשו והיה מנחתו כבוד
Quelle: Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung vierter Teil Numeri J.Kaufmann Verlag Frankfurt am Main 1935 S. 62-71
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