donderdag 13 juli 2023

Rabbiner Dr. Salomon BREUER „Belehrung und Mahnung“ (Massei)


Rabbiner Dr. Salomon BREUER

                (1850 1926)

 

מסעי

 

Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt

MASSEI

(Auszüge)

Der Klage über das אַיֶכּה unserer Entfremdung von Gottes Schechinanähe sind Jahr für Jahr diese Wochen vor allem geweiht. Wollen wir den Jammer unserer Geschichte beenden, dann laßt uns den Vorwurf des Propheten unserer Haftara in seiner Ganzheit beherzigen, mit dem er die Entfremdung seines Volkes von Gottes Nähe geißelt. כה אמר ה' מה מצאו אבתיכם בי עול כי רחקו מעלי וילכו אחרי ההבל ויהבלו So hat Gott gesprochen: Was für ein Unrecht haben eure Väter an mich gefunden, daß sie sich von mir entfernten? Sie gingen dem Nichtigen nach und verfielen der Nichtigkeit! (Jer. 2,5)   Die Weisen erläutern diesen Vers mit folgenden Worten: בנוהג שבעולם אדם דר אצל חמיו ועובר לצאת מביתו אפשר ימצא בידו אפי' דבר קל, וזה אפי' מחט אפי' סכין לא נמצא בידו, הה"ד כי מששת את כל כלי מה מצאת מכל כלי ביתך, א"ל הקב"ה חייך בו בלשון שהוכחת את חמיך בו בלשון אני מוכיח את בניך, מה מצאו אבותיכם בי עול כי רחקו מעלי (פסיקתא) Wenn jemand bei seinem Schwiegervater gewohnt und des Haus verlässt, so ist es kaum zu vermeiden, aß er nicht (aus Versehen) etwas Geringfügiges mitnimmt, bei Jakob aber fand er nichts, nicht eine Nadel oder ein Messer, denn so heißt es: (Gen. 31,37): Da du alle meine Geräte betastet hast, was hast du von alle deinen Geräten gefunden! Gott sprach: „In derselben Sprache, in der du deinen Schwiegervater zurechtgewiesen, werde ich auch deine Kinder zurechtweisen.“

!כי רחקו מעלי „Von Gott haben sie sich entfernt“, so lautet der bittere Vorwurf. Von Gottes Führung haben sie sich losgerissen, weil sie geglaubt haben bei anderen Mächten, ihr vermeintliches Lebensglück zu finden; Gottes Nähe haben sie gemieden, weil sie verblendet genug waren, zu glauben, aus der Hand fremder Götter die Güter zu empfangen, die ihnen Inbegriff alles Glücks bedeuteten. Und hatten kein Ohr für das אַיֶכּה der zürnenden Schechina – um erst dann aus Verblendung und Wahn zu erwachen, wenn bittere Enttäuschung und trostloser Jammer ihnen die wehe אֵיכָה -Klage auf die Lippen drängte. Denn noch zu allen Zeiten hat sich als הבל, als erbärmliche Nichtigkeit erwiesen, was uns an Stelle göttlicher Schechinanähe treten sollte. וילכו אחרי ההבל ויהבלו Der Nichtigkeit zu Liebe – sei es die vermeintliche Gunst der Völker, die Möglichkeit, Karriere zu machen, zu Ehre und Ansehen zu gelangen – haben, ach, so viel ihr Teuerstes, ihr Heiligstes schmählich verschachert, von sich geworfen die köstliche Schätze der Mizwaus, dem Schabbos die Treue gebrochen, den Tefillinschmuck mit Füssen getreten, ihr eheliches und Familienleben um jede Weihe und Heiligkeit gebracht – und nicht bedacht, daß, indem das הבל sie lockte, sie ihr Leben jedes wahren Inhalts berauben und der öden Nichtigkeit preisgaben וילכו אחרי ההבל ויהבלו!

Den in diesen Prophetenworten liegenden Vorwurf erklären aber unsere Weisen, indem sie an den Vorwurf erinnern, mit dem Jakob sich gegen Laban wandte. Laban verdächtigt ihn למה גנבת את אלהי daß er ihm seine Götzen gestohlen habe. Nachdem er eine gründliche Haussuchung vorgenommen und nichts gefunden hat, kehrt sich Jakob in bitteren Worte gegen ihn: מה פשעי מה חטאתי וגו' „Was ist mein Verbrechen, was mein Vergehen, daß du alle meine Geräte betastet hast, מה מצאת מכל כלי ביתך was hast du von allen Geräten deines Hauses gefunden“ – Hätte es nicht folgerichtiger heißen müssen: hast du deine Götzen bei mir gefunden? Stand er doch nicht im Verdacht, irgend ein Hausgerät gestohlen zu haben! Doch Jakob wollte ihm das ganze Widersinnige seiner Anschuldigung vor Augen halten: er sollte ihm seine Götzen gestohlen haben, die für ihn wertlosen, zu jeder Nutznießung verbotenen! Wenn es wenigstens, um in der Sprache der Weisen zu reden, eine Nadel, ein Messer wäre, deren Diebstahls man ihnen bezichtigte, er könne es noch begreifen! מה מצאו אבותיכם וגו' מה מצאת den gleichen Vorwurf richtet der Prophet in Gottes Namen an sein Volk, freilich in trauriger Übertragung: sie haben Gott die Treue gebrochen; wenn sie gegen den Treubruch wider Gott wenigstens Werte eingetauscht hätten, die ihrem Leben auch nur im entferntesten Ersatz geboten hätten für das, was sie preisgegeben – so aber hat nach Nichtigem ihre Hand gierig gelangt und ihr Leben um jeden Inhalt gebracht וילכו אחרי ההבל ויהבלו

Oh, wenn endlich diese Erkenntnis über uns käme, wenn wir endlich einsehen möchten, daß jede Entfremdung von Gott und seinem Gesetze, jede Flucht aus Gottes Nähe uns nur stets aufs neue bitterste Enttäuschung und jammervolle Galutharmut einträgt, aus dem אֵיכָה unseres Golus würde unser Ohr das אַיֶכּה der zürnenden und doch nach der Menschennähe sich sehnenden Gottesschechina vernehmen – und dieser Augenblick würde uns den Weg zur Rückkehr, zur Wiedergewinnung unseres verscherzten Gan Edens weisen. Denn טוב וישר ה' על כן יורה חטאים בדרך haben die Weisen mit König David gesprochen, da sie das Gottesgesetz lasen und seine Anordnung, daß mit der Besitznahme des heiligen Landes alsbald Zufluchtsstädte bestimmt würden, in die der Mörder zu fliehen habe, der aus Unachtsamkeit Menschenleben vernichtet hat: „Gut und Gerade ist Gott, deshalb führt er Sünder auf den Weg“ – Wie Gott dem Mörder aus Unachtsamkeit über Golus den Weg zum neuen Leben zur Rückgewinnung des Anrechts auf Gan Eden weisen will, so wartet Gottes Schechina darauf, unserem Volke zu helfen, daß es aus traurigem Golus den Weg  in das Gan Eden seiner Heimat wieder finde. Mit uns soll aber  auch eine in die Irre gegangene Menschheit einst ihr Gan Eden wiedergewinnen ,לשמור דרך עץ החיים und Cherubim sollen den Weg dahin ihr bewahren. Oh, daß Jissroél sich auf diesen seinen hehren Beruf besinnen wollte! Gott wartet – den „gut und gerade ist Gott, deshalb führt er Sünder auf den Weg.“

 

Quelle: Rabbiner Dr. Salomon BREUER  Belehrung und Mahnung vierter Teil Numeri  J.Kaufmann Verlag Frankfurt am Main 1935 S. 78-83

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