vrijdag 28 juli 2023

Rabbiner Dr. Salomon BREUER Belehrung und Mahnung (Woèschanan)


Rabbiner Dr. Salomon BREUER

                (1850 – 1926)

ואתחנן

 

Belehrung und Mahnung zur Wochenabschnitt

WOESSCHANAN

(Auszüge)

ואתחנן אל ה' Mausche flehte um Gewährung.  Seine Seele ersehnte den Eintritt ins heilige Land nicht, so sprechen die Weisen, um sich an dessen Früchten zu laben und dessen Reichtum zu genießen, wohl aber, um dort, auf dem Boden des Gottesgesetzes, der Verwirklichung des Gotteswillens in umfassenderem Maße ferner sein Leben zu weihen. Hätte er nicht Anlaß gehabt, pochend auf seine unendlichen Verdienste, dieser Bitte der Charakter einer Rechtsforderung zu verleihen? Nicht so Mausche: ואתחנן אל ה' – wie ein Armer, der Gewährung seiner Bitte fleht, steht er im Gebete vor Gott.

Und die Weisen kommentieren die Tatsache mit dem erwähnten Mischlevers: תחנונים ידבר רש ועשיר יענה עזות. Dieser Satz spricht, wenn wir nicht irren, eine Forderung aus, die unserem sozialen Leben im Geiste der Thora das jüdische Gepräge verleiht. צדקה ist nach der tiefen Erklärung unseres großen Rabbiners זצ"ל jene Verbindung von Pflicht und Liebe, die für die Beziehung zwischen reich und arm nach dem Willen Gottes grundlegend zu sein hat: die Liebe, auf die der Arme aus sich keinen Anspruch hat, in Gottes Namen erwächst sie zu einem Recht, dem zu entsprechen der Reiche sich verpflichtet weiß.  Die Gabe, die sonst den Armen erniedrigen könnte, empfängt er in Gottes Namen als ein ihm zustehendes Recht. Unser Mischlevers dürfte nun für das Verhalten des Armen und des Reichen Bestimmungen enthalten, die ganz dem Geiste dieser jüdischen צדקה entsprechen: תחנונים ידבר רש flehend spreche der Arme, bittend trete er vor den Reichen, poche nicht auf das von Gott verbriefte Recht, das ihm Anspruch auf die Hilfe des Reichen zuerkennt. ועשיר יענה עזות (עזות bezeichnet „Festigkeit“, die auch im Charakter des jüdischen Volkes seine größte Tugend oder Untugend darstellt, je nachdem sie sich zum Guten oder zum Schlechten auswirkt) Pflicht der Reichen aber ist es, ihm mit Festigkeit zu antworten, ihm auf sein bittendes Flehen zu bedeuten, daß er nach Gottes Willen Anspruch auf seine Hilfe habe; denn in dieser den Armen aufrichtenden und stärkenden Einwirkung, die von dem Reichen ausgeht, liegt das Geheimnis des Segens, der unter der Herrschaft der Thora das jüdisch-soziale Leben erfüllt.

Sinnig haben nunmehr die Weisen diese Mischleforderung aus unserer Thorastelle herausgehört. Mausche flehte um Gewährung: die Bitte, die er, auf seine Verdienste pochend, als Rechtsforderung hätte vorbringen können, er spricht sie „als Armer stehend vor der Türe – flehend spreche der Arme, das ist Mausche“ – Gott aber erwidert: רב לך אל תוסף דבר אלי וגו' Du hast genug – Hatte Mausche um Eintritt in das heilige Land gefleht, als ob sein Leben noch nicht reich genug an Pflichterfüllung und sich ferner noch in מצות auszuwirken verpflichtet wäre, wozu Gott ihm verhelfen möge – so bedeutet ihm Gott mit dem Worte: רב לך, הרבה מזה שמור לך, רב טוב הצפון לך „Du hast genug“, d.h. dein bisheriges Leben ist überreich an Errungenschaften, deren Genuß deiner in dem künftigen Leben harrt – „Der Reiche antworte mit Festigkeit, das ist Gott“, denn seinem im Gefühl bescheidener Armut flehenden Diener bedeutete Gott, welchen Reichtum sein Leben vor Gottes Auge besitze.

Von Mausche laßt uns lernen. Und treten wir betend vor Gott, dann laßt uns flehen „gleich dem Armen vor der Türe“ –, nicht pochen auf etwaige Verdienste – wozu selber unser Gebet in seiner Geltung einschränken? Das aber ist der Fall, wenn wir glauben, auf Erhörung unseres Gebetes ein Recht zu haben: sind wir denn sicher, daß unsere etwaige Verdienste als Verdienste vor Gottes Auge gewertet werden? Überlassen wir es Gott. Je ärmer wir vor Gott uns fühlen, desto eher dürfen wir hoffen, daß Gott sich zu uns hernierderneigt, um in seiner unendlichen Gnade uns die „Festigkeit“ einzuhauchen, die wir brauchen, um in jeder Lebenslage des Segens wahrer Gebetserhörung teilhaftig zu sein:

אל תעש תפלתך קבע אלא רחמים ותחנונים לפני המקום.

 

Quelle: Rabbiner Dr. Salomon BREUER  Belehrung und Mahnung fünfter Teil Deuteronomium  J.Kaufmann Verlag Frankfurt am Main 1936 S. 11-16

 

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